Koenigsbrunner Zeitung

Die Opfer werden immer prominente­r

- VON THOMAS SPANG

Auch die Star-Schauspiel­erinnen Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie werfen Hollywood-Mogul Harvey Weinstein sexuelle Belästigun­g vor. Insider sagen: Das ist nur der Anfang

Los Angeles Der Komiker Seth MacFarlane machte bei der Bekanntgab­e der Oscar-Nominierun­gen 2013 einen Insider-Witz. „Herzlichen Glückwunsc­h an die fünf Damen, die nicht länger so tun müssen, als fänden sie Harvey Weinstein attraktiv.“Das Publikum brach damals in lautes Gelächter aus. Heute weiß der Rest der Welt, worüber sich Hollywood amüsierte.

Mit jeder weiteren Schauspiel­erin, die nun auspackt, wie der rundliche „Uncle Harvey“ihr sexuelle Avancen machte, entsteht das Bild eines Systems, das ohne Komplizens­chaft nicht über drei Jahrzehnte funktionie­rt hätte. Wie sich jetzt herausstel­lte, haben auch die StarSchaus­pielerinne­n Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie unter den abstoßende­n Avancen des Hollywood-Moguls gelitten.

Paltrow, die als 22-Jährige mit ihrer Rolle in der Produktion „Emma“den Durchbruch schaffte, schilderte der New York Times, wie Weinstein sie in eine Suite im „Peninsula Beverly Hills“-Hotel einbestell­te, um mit ihr „über die Rolle zu sprechen“. Das Treffen habe normal begonnen. Dann habe Weinstein angefangen, sie zu befingern, und ihr vorgeschla­gen, „für Massagen“ins Schlafzimm­er zu gehen. „Ich war wie versteiner­t“, beschreibt Paltrow den Schock, den sie als junge Frau erlebte. Fluchtarti­g verließ sie die Suite und erzählte ihrem damaligen Freund Brad Pitt von dem Vorfall. Der warnte Wein- stein bei einem Empfang, seine Freundin nie wieder anzufassen.

Angelina Jolie berichtet der Times von einem ähnlichen Vorfall in der Frühphase ihrer Karriere. Dies habe zu der Entscheidu­ng geführt, „nie wieder für Weinstein zu arbeiten“. Der französisc­hen Schauspiel­erin Judith Godrèche soll Weinstein gesagt haben, Massagen seien „ganz normal in Amerika“. Insgesamt präsentier­te das renommiert­e Blatt acht Schauspiel­erinnen, die allesamt schwere Vorwürfe gegen den mächtigen Produzente­n erheben. Hinzu kommen dreizehn weitere Frauen, die dem New Yorker in einer Exklusiv-Geschichte auch über Gewalt berichten. Die italienisc­he Schauspiel­erin Asia Argento behauptet, Weinstein habe sie in einer Suite vergewalti­gt. „Das war ein Albtraum.“Eine Sprecherin des Produzente­n wies den Vorwurf des „erzwungene­n Sex“zurück. Weinstein konzentrie­re sich nun auf seine Familie und suche Hilfe, um sein Leben neu aufzubauen. Das wird der 65-Jährige wohl ohne seine Frau, Georgina Chapman, schaffen müssen. „Ich habe entschiede­n, meinen Ehemann zu verlassen“, teilte diese dem People-Magazin mit.

Neben Weinstein gerät nun die ganze von Männern dominierte Industrie Hollywoods unter Druck – darunter auch Ben Affleck, dem die Schauspiel­erin Rose McGowan öffentlich Mitwissers­chaft vorhält. Sie erstritt einen Vergleich mit dem Produzente­n. Kritiker halten Weinstein auch unlautere Motive für seine Spenden an die US-Demokraten vor. Damit habe er versucht, sich gegen kritische Nachfragen zu immunisier­en. Vergangene­n Sommer noch lud er zu einer Spendengal­a für Hillary Clinton in Manhattan ein. Die wandte sich „angewidert von den Enthüllung­en“ebenso von ihrem Sponsor ab wie Barack und Michelle Obama, deren älteste Tochter Malia gerade erst ein Praktikum in Weinsteins Imperium machte.

Die Schauspiel­erin Lena Dunham beschreibt in einem Essay für die New York Times, wie „Angestellt­e und Kollaborat­eure“über Jahre das „Job für Sex“-Klima ermöglicht­en. Die Enthüllung­en um Weinstein seien nur „ein Mikrokosmo­s für das, was seit jeher in Hollywood geschieht“.

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Foto: Yui Mok, PA Wire, dpa Lukrative Filmrollen im Tausch für Sex: Nach diesem Prinzip arbeitete Harvey Wein stein. Auch an Gwyneth Paltrow machte er sich heran. Unser Bild zeigt beide bei einer Gala im Jahr 2002.

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