Was Holland von Panama unterscheidet
Panama ist ein Begriff. Janosch schickte einst den kleinen Tiger und den kleinen Bären dorthin. Schuhe und ein Kanal heißen so. Und wer viel Geld hat, aber keine Steuern zahlen will, sucht sich einen Briefkasten auf diesem Fleckchen Erde, das Mittel- mit Südamerika verbindet. Mit Fußball brachte niemand die Panamaer, so heißen die Bürger amtlich, in Verbindung. Bis jetzt. Nicht nur Islands Söhne haben sich erstmals für eine Weltmeisterschaft qualifiziert, die Auswahl Panamas tat es ihnen gleich. Dass das Wunder, von nichts weniger sprechen die Panamaer, auf unwürdige Weise zustande kam, nämlich durch ein Phantomtor, stört das Vier-Millionen-Volk wenig.
Panama zählt zum illustren Kreis, der sich um den Weltmeisterpokal streitet. Auch Ägypten, Iran oder Saudi-Arabien sind dabei, während etwa Chile, die USA, vor allem aber die Niederlande zu Hause bleiben müssen. Stellt sich die Frage: Werden wirklich die besten Mannschaften der Welt in Russland gegen den Ball treten? Die Tabellen der Qualifikationsgruppen sagen Ja, das Gefühl meint Nein.
In Europa schlägt das Herz des Fußballs, hier tummeln sich mit Ergänzungen aus Südamerika die stärksten Nationen der Welt. Einmal ein großes Turnier zu verpassen, kommt in den besten FußballerFamilien Europas vor.
Dachten sich jedenfalls die Niederländer, nachdem sie die EM im vergangenen Jahr vor dem Fernseher erlebten. Schon da mussten sie erkennen, was längst real ist: Dass ihre Kicker nicht mehr zur Créme de la Créme gehören. Der Verband ließ sich blenden von einem WM-Finaleinzug vor sieben Jahren und bemerkte nicht, wie andere Nationen in der Förderung ihrer Kicker vorbeizogen.
In den niederländischen Fußballschulen, einst Vorzeigemodelle, herrscht Fachkräftemangel. Talente werden mäßiger ausgebildet, zudem wird der Nachwuchs zu früh ins Ausland verkauft. Weil holländische Klubs international abgehängt sind, benötigen sie das Geld aus diesen Transfers. Bei namhaften Klubs sitzen die Talente dann auf der Bank, ihre Entwicklung endet. Zudem vertraute Oranje zu lange auf individuelle Klasse. Glaubte, dass den Generationen von Cruyff, Gulitt, Seedorf oder Robben ohne viel Zutun die nächsten folgen würden.
Hoffnungslos ist die Lage indes nicht. In den 80er Jahren verpassten die Niederländer drei Turniere in Folge – ehe sie 1988 in Deutschland den EM-Titel gewannen.