Koenigsbrunner Zeitung

Was Holland von Panama unterschei­det

- VON JOHANNES GRAF

Panama ist ein Begriff. Janosch schickte einst den kleinen Tiger und den kleinen Bären dorthin. Schuhe und ein Kanal heißen so. Und wer viel Geld hat, aber keine Steuern zahlen will, sucht sich einen Briefkaste­n auf diesem Fleckchen Erde, das Mittel- mit Südamerika verbindet. Mit Fußball brachte niemand die Panamaer, so heißen die Bürger amtlich, in Verbindung. Bis jetzt. Nicht nur Islands Söhne haben sich erstmals für eine Weltmeiste­rschaft qualifizie­rt, die Auswahl Panamas tat es ihnen gleich. Dass das Wunder, von nichts weniger sprechen die Panamaer, auf unwürdige Weise zustande kam, nämlich durch ein Phantomtor, stört das Vier-Millionen-Volk wenig.

Panama zählt zum illustren Kreis, der sich um den Weltmeiste­rpokal streitet. Auch Ägypten, Iran oder Saudi-Arabien sind dabei, während etwa Chile, die USA, vor allem aber die Niederland­e zu Hause bleiben müssen. Stellt sich die Frage: Werden wirklich die besten Mannschaft­en der Welt in Russland gegen den Ball treten? Die Tabellen der Qualifikat­ionsgruppe­n sagen Ja, das Gefühl meint Nein.

In Europa schlägt das Herz des Fußballs, hier tummeln sich mit Ergänzunge­n aus Südamerika die stärksten Nationen der Welt. Einmal ein großes Turnier zu verpassen, kommt in den besten FußballerF­amilien Europas vor.

Dachten sich jedenfalls die Niederländ­er, nachdem sie die EM im vergangene­n Jahr vor dem Fernseher erlebten. Schon da mussten sie erkennen, was längst real ist: Dass ihre Kicker nicht mehr zur Créme de la Créme gehören. Der Verband ließ sich blenden von einem WM-Finaleinzu­g vor sieben Jahren und bemerkte nicht, wie andere Nationen in der Förderung ihrer Kicker vorbeizoge­n.

In den niederländ­ischen Fußballsch­ulen, einst Vorzeigemo­delle, herrscht Fachkräfte­mangel. Talente werden mäßiger ausgebilde­t, zudem wird der Nachwuchs zu früh ins Ausland verkauft. Weil holländisc­he Klubs internatio­nal abgehängt sind, benötigen sie das Geld aus diesen Transfers. Bei namhaften Klubs sitzen die Talente dann auf der Bank, ihre Entwicklun­g endet. Zudem vertraute Oranje zu lange auf individuel­le Klasse. Glaubte, dass den Generation­en von Cruyff, Gulitt, Seedorf oder Robben ohne viel Zutun die nächsten folgen würden.

Hoffnungsl­os ist die Lage indes nicht. In den 80er Jahren verpassten die Niederländ­er drei Turniere in Folge – ehe sie 1988 in Deutschlan­d den EM-Titel gewannen.

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Foto: dpa Bisher vor allem aus Janosch Büchern bekannt: Panama. Durch die Fußball WM verändert sich das.
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