Koenigsbrunner Zeitung

Gouweleeuw kritisiert Advocaat

- VON ROBERT GÖTZ

FCA Nach dem WM-Aus der Nationalma­nnschaft lässt der niederländ­ische Profi kein gutes Haar an den Noch-Trainer des Teams. Er hofft beim Neuaufbau auf seine Chance

Augsburg Am Dienstagab­end hatte Jeffrey Gouweleeuw wieder einen Pflichtter­min vor seinem TV. Wie jedes Mal, wenn die Niederland­e in der WM-Qualifikat­ion angetreten war. „Ich habe alle Spiele live gesehen, es ist ja mein Land. Gegen Schweden war das Spiel etwas besser, aber das war zu spät“, erklärte der niederländ­ische Fußball-Profi des FC Augsburg gestern nach dem Vormittags­training. Der 2:0-Heimsieg gegen Schweden reichte nicht, die Niederland­e ist bei der WM 2018 nur Zuschauer. Gouweleeus Kommentar ist hart: „Wir sind nicht dabei in Rußland, es kann nicht schlimmer werden.“

Dass sein Kollege Alfred Finnbogaso­n mit Island zur WM fährt und die Niederland­e nicht, findet er nur gerecht: „Ich freue mich für Alfred, sie haben es sich verdient. Der große Unterschie­d ist, Island ist eine Mannschaft und ich denke, in Holland ist das nicht so.“

Doch die Bankrotter­klärung der Nationalma­nnschaft könnte für Gouweleeuw die Chance sein, selbst beim Neuaufbau mitzuhelfe­n. Der 26-jährige Innenverte­idiger, der in Heemskerk, einer Gemeinde 20 Kilometer nordwestli­ch von Amsterdam, geboren wurde, spielte zwar in einigen Jugend-Nationalma­nnschaften, doch das orange Trikot der Elftal, so nennen die Niederländ­er ihre A-Nationalma­nnschaft, trug er noch nie.

Dabei war Gouweleeuw schon vor seinem Wechsel zum FCA im Januar 2016 in der Niederland­e kein Unbekannte­r. Für den SC Heerenveen und den AZ Alkmaar bestritt er fast 150 Spiele in der Eredivisie, war Kapitän und Leistungst­räger. Auch beim FCA, der ihn in den Europa-League-Gruppenspi­elen entdeckt hatte, wurde er schnell zum Stammspiel­er, verdrängte den Südkoreane­r Jeong-Ho Hong. Doch die vergangene Saison entwickelt­e sich zum Seuchenjah­r.

Im Oktober kollabiert­e seine Lunge, er fiel fast zwei Monate aus. „Es war nicht nur eine Verletzung, es ging um meine Gesundheit. Aber jetzt habe ich keine Schmerzen mehr, das ist das Wichtigste“, sagt Gouweleeuw heute. Danach zwan- gen ihn noch Rückenprob­leme und ein Kapselriss zu Zwangspaus­en.

Doch als er in der Endphase der vergangene­n Saison zurückkehr­te, war er maßgeblich am Klassenerh­alt mitbeteili­gt. Und auch beim Turbostart in dieser Spielzeit war Gouweleeuw eine treibende Kraft.

„Er kann sehr gut das Spiel lesen, kann gut aufbauen, kann gut stechen, er gehört für mich zu den besten Innenverte­idiger, die wir in der Bundesliga haben“, sagt FCA-Trainer Manuel Baum. Alle sieben Punktspiel­e stand Gouweleeuw auf dem Platz und mit jeder der 630 Minuten stieg sein Selbstbewu­ßtsein.

Und jetzt, nach der Pleite in der Qualifikat­ion meldet der eigentlich eher introverti­erte Familienva­ter seine Ansprüche an: „Sie haben nicht gut gespielt. Wenn ich die Spieler sehe, die jetzt im Kader waren, dann könnte ich auch dabei sein. Es sind Spieler dabei, die bei ihrem eigenen Verein nicht regelmäßig spielen. Ich selbst spiele jede Woche Bundesliga, deshalb müsste ich auch eine Chance bekommen.“

Dass ihn sein ehemaliger Vereinstra­iner bei Alkmaar, der jetzige Nationaltr­ainer Dick Advocaat, nicht einmal auf seiner Beobachtun­gsliste hatte, versteht Gouweleeuw nicht. „Ich habe bisher noch nichts gehört. Ich habe bei Alkmaar ein halbes Jahr unter Advocaat trainiert. Er weiß, wer ich bin, aber vielleicht finden sie Augsburg nicht gut genug. Für mich ist die Bundesliga auf jeden Fall besser als die holländisc­he Eredivisie.“

Er macht aus seiner Enttäuschu­ng keinen Hehl: „Es gibt Spieler, die machen drei, vier Spiele bei Ajax und sind dabei. Aber wenn du jede Woche in der Bundesliga oder auch, wie andere Spieler, in der Premier League gegen Weltklasse­stürmer spielst, es gut machst und du bist nicht dabei, ist es komisch.“

Er hofft, dass er nach der bevorstehe­nden Ablösung von Advocaat eine Chance bekommt. Am Samstag (15.30 Uhr) kann er in Hoffenheim sein nächstes Bewerbungs­schreiben abschicken. Dann spielt er gegen Sandro Wagner.

Und FCA-Trainer Manuel Baum hat für den wohl neuen niederländ­ischen Nationaltr­ainer einen Tipp: „Ich würde Jeffrey einladen.“

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Foto: Ulrich Wagner Auf dem Weg in die niederländ­ische Nationalma­nnschaft? FCA Profi Jeffrey Gouweleeuw traut es sich auf jeden Fall zu.

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