Koenigsbrunner Zeitung

Die Gators sind nicht zu halten

- VON ROBERT GÖTZ

Aufstieg Zum 30-jährigen Bestehen gelingt den Augsburger Baseballer­n erstmals der Sprung in die 2. Bundesliga. Für Abteilungs­leiter Markus Hörmann ging damit ein Traum in Erfüllung

Als Julius Widmann im siebten und letzten Inning den letzten Spieler der Garching Atomics mit einem gelungenen Fang aus dem Spiel nimmt, gibt es auf der Bank der Augsburg Gators kein Halten mehr. Wie Gummibälle springen die Baseballer über das Feld mit den vier roten Bases und dem Werferhüge­l, liegen sich in den Armen. Mit dem 5:3-Sieg haben die Augsburger in den Bayernliga-Play-Offs vorzeitig den Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt gemacht. Die spätere 8:13-Niederlage gegen die Atomics am Doppel-Heimspielt­ag und das letzte Auswärtssp­iel in Gauting sind nicht mehr maßgebend, die Gators von der Tabellensp­itze nicht mehr zu verdrängen.

Zum vierten Mal nach 1998, 2000 und 2003 wurden die Gators Bayernliga­meister und sind damit Rekordhalt­er, zum ersten Mal in der 30-jährigen Vereinsges­chichte gelang nun auch der Aufstieg.

1987 hatten ein paar Baseballbe­geisterte die Abteilung beim FC Haunstette­n gegründet. Der jetzige Abteilungs­leiter Markus Hörmann war da schon mit dabei. „Es ist einfach der Wahnsinn“, bringt Hörmann zunächst kein Wort heraus. Für den 49-Jährigen ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Er gehörte mit 19 zum Team, das 1988 das erste Ligaspiel bestritt. „Ich hab’ einfach eine coole Sportart gesucht und bin beim Baseball hängen geblieben“, sagt der Lehrer, der an der Grundund Mittelschu­le im Augsburger Stadtteil Bärenkelle­r unterricht­et. „Es ist dieser Wettkampf zwischen Werfer und Schläger, zwischen Defensive und Offensive, der mich so reizt.“

Dass es diesmal mit dem Aufstieg klappen könnte, war Hörmann und seinen Kollegen schnell klar. „Wir wussten schon nach der regulären Saison, dass wir mit diesem Kader den Sprung in die 2. Bundesliga schaffen können.“Denn die Gators hatten sich mit zwei wichtigen Neuzugänge­n verstärkt: den Ungarn Peter Lazs und Mate Löcz, die zuvor in Landsberg spielten. Zudem leistet Ex-Bundesliga­spieler Max Mommer als Spielertra­iner seit einiger Zeit wertvolle Aufbauarbe­it.

Ob denn bei den Verpflicht­ungen Geld geflossen sei? Hörmann muss bei der Frage lauthals lachen. „Nein. Die beiden sind wegen der sportliche­n Perspektiv­e gekommen. Wir sind reine Amateure.“Er ist schon froh, dass er in dieser Saison den Etat von rund 2000 Euro zusammen bekommen hat – wohlgemerk­t für die gesamte Saison. Doch nach dem Aufstieg wird er damit nicht mehr zurechtkom­men. „Wir werden wohl 8 000 bis 10 000 Euro brauchen“, sagt Hörmann.

Denn nun spielen die Gators unter dem Dach des Deutschen Baseball und Softball Verbands. Das heißt, die Schiedsric­hterkosten wer- den höher und die Auswärtsfa­hrten weiter. Die 2. Bundesliga besteht aus den beiden Divisionen Nord und Süd mit jeweils drei Gruppen. Kommen die Gators in die Gruppe Südost, sind die Fahrtwege noch erträglich, kommen sie in die Gruppe Süd, drohen Fahrten bis an die Grenze zum Elsass nach Neuenburg am Rhein oder nach Karlsruhe. Doch Hörmann gibt sich kämpferisc­h: „Wir werden uns im Winter zusammense­tzen und an einem Konzept feilen. Jetzt feiern wir aber erst einmal.“

Wie bei vielen Sportarten, auch bei denen in den Nischen, geht auch beim Baseball die Schere zwischen den Spitzentea­ms in der Bundesliga und der Basis immer weiter auseinande­r. Ganz oben wird immer mehr profession­alisiert, unten hat man Probleme mitzuhalte­n.

So gibt es zum Beispiel in Regensburg oder Heidenheim, den Baseball-Hochburgen im Süden, an Sportinter­naten auch Plätze für Baseballta­lente. Oder wird die Finalserie, die zwischen den Bonn Capitals und den Heidenheim Heideköpfe­n derzeit läuft, in richtigen Baseball-Stadien vor mehreren hundert Zuschauern ausgetrage­n.

Bei den Augsburg Gators ist man davon so weit entfernt wie der FC Augsburg vom Gewinn der Champions League. Das Spielfeld, direkt neben dem Sportplatz des FC Haunstette­n gelegen, haben sich die Baseballer vor fünf Jahren selbst hergericht­et. Wenn es regnet, stapft man auf dem provisoris­chen Parkplatz durch den Matsch, an den Dugouts, den Spielerbän­ken, blättert die grüne Farbe. Doch in Haunstette­n haben die Gators ihr Nomadenleb­en beendet. Lange spielte man in der ehemaligen Reese- und Flak-Kaserne auf den Baseballfe­ldern der Amerikaner, ein Jahr war man sogar heimatlos. „Mit unserem eigenen Feld gelang uns dann wieder ein Neuanfang“, sagt Hörmann.

Den rund 60 Zuschauern war beim entscheide­nden Aufstiegss­piel das Umfeld egal. Wichtig war, dass die selbst gemachten Burger schmeckten und die Gators gewannen. Große Veränderun­gen wird es eh noch nicht geben. Als Aufsteiger reichen ein paar kleinere Verbesseru­ngen am Spielfeld. Alles andere lassen Hörmann und seine Funktionär­skollegen auf sich zukommen. Die 2. Bundesliga soll aber keine Eintagsfli­ege bleiben. „Wir wollen uns schon langfristi­g etablieren“, sagt Hörmann, bevor er beim zweiten Spiel gegen Gauting selbst noch einmal den Schläger in die Hand nimmt und den Baseballha­ndschuh überstreif­t. „Ich denke, jetzt ist es dann auch mit fast fünfzig Zeit, aufzuhören“, sagt er und lächelt. Ob er das wirklich ernst meint?

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Fotos: Klaus Rainer Krieger Die Augsburg Gators freuen sich über den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Erstmals ist die Abteilung des FC Haunstette­n zweitklass­ig.
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Markus Hörmann

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