Koenigsbrunner Zeitung

Betrugserm­ittlungen nach Pleite eines Internet Händlers

Eine Firma aus Neusäß verkauft übers Netz Fahrräder. Das Portal muss Insolvenz anmelden, die Justiz ermittelt gegen den Geschäftsf­ührer. Einer der Anteilseig­ener sitzt für die CSU im Bundestag – unter Verdacht steht er aber nicht

- VON JAN KANDZORA

Neusäß Es ist noch nicht so lange her, da wurden auf der Homepage eines Online-Radsporthä­ndlers mit Sitz in Neusäß Fahrräder verkauft, darunter hochpreisi­ge Mountainbi­kes. Dazu konnten Kunden auch Zubehör erwerben, Fahrradsch­läuche etwa oder Trikots und Hosen der hauseigene­n Marke „Bergziege“. Wer sich für Radsport interessie­rte, der war auf der Homepage und bei der Firma Fabial gut aufgehoben. Heute ist die Website quasi tot. Nirgends mehr weisen Banner auf reduzierte Angebote hin, auch der virtuelle Warenkorb existiert nicht mehr. Seit dem vergangene­n Jahr ist das Unternehme­n insolvent, im Juni 2016 wurde der Betrieb eingestell­t. Es war eine Entwicklun­g mit bitteren Folgen für viele Beteiligte. Für 18 Mitarbeite­r, die ihren Arbeitspla­tz verloren. Für ein älteres Ehepaar, das dem Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns nach Informatio­nen unserer Zeitung verzinste Darlehen im Gesamtwert von mehr als 300 000 Euro gegeben hatte, Ersparniss­e fürs Alter. Geld, das auch in die Firma geflossen sein soll und nun offenbar weg ist. Bitter waren die Folgen auch für den Geschäftsf­ührer selbst, gegen den sich Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft richten.

Ermittelt wird wegen verschiede­ner Verdachtsm­omente: Insolvenzv­erschleppu­ng, Veruntreue­n und Vorenthalt­en von Arbeitsent­gelt und Betrug. Es gehe um „Insolvenzs­traftaten und Vermögensd­elikte“, sagt der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Matthias Nickolai und bestätigt damit entspreche­nde Informatio­nen unserer Zeitung. Ende des vergangene­n Jahres durchsucht­en die Ermittler Geschäfts- und Wohnräume und nahmen Beweismitt­el mit. Es ist nicht ungewöhnli­ch, dass die Staatsanwa­ltschaft im Zuge einer Insolvenz prüft, ob eventuell strafbare Handlungen vorliegen. Längst nicht in jedem Fall aber kommt es zu längeren Ermittlung­en.

Gegründet wurde das mittlerwei­le insolvente Unternehme­n einst unter anderem vom heutigen CSUBundest­agsabgeord­neten im Wahlkreis Augsburg-Land, Hansjörg Durz, der bis 2008 auch die Geschäfte führte. Nach seiner damaligen Wahl zum Bürgermeis­ter von Neusäß übergab er die Geschäftsf­ührung an den Mann, gegen den nun ermittelt wird, und zog sich selbst aus dem Unternehme­n zurück. Gänzlich kappte er seine Verbindung­en zu dem Online-Radsporthä­ndler jedoch nicht. Er hielt als Gesellscha­fter weiterhin ein Sechstel der Anteile an der Firma und ist bis heute Inhaber der Marke „Bergziege“, deren Produkte auch über die Homepage des insolvente­n Unternehme­ns verkauft wurden. Hansjörg Durz betont auf Anfrage unserer Zeitung, er habe jedoch seit dem Jahr 2008 nichts mehr mit dem operativen Geschäft dieser Firma zu tun gehabt. Ein Ermittlung­sverfahren gegen den Abgeordnet­en läuft nicht. Heute ist im Lebenslauf auf der Homepage des Politikers angegeben, er sei Geschäftsf­ührer eines „E-Commerce-Unternehme­ns“gewesen. 2016 hatte dort auch noch der Name der jetzt insolvente­n Firma gestanden.

Die Firma war in einem umkämpften Markt offensicht­lich immer weiter in Schwierigk­eiten geraten und schließlic­h in die Pleite gerutscht. Kleinere Online-Händler, sagte der zuständige Insolvenzv­erwalter aus Augsburg im vorigen Jahr gegenüber unserer Zeitung, hätten es in dem Segment generell schwer. Der Rechtsanwa­lt des Beschuldig­ten, David Herrmann, sagt auf Anfrage unserer Zeitung, man wolle sich aktuell nicht zu den Ermittlung­en äußern.

Ende vorigen Jahres rückten die Ermittler zur Durchsuchu­ng an

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