Betrugsermittlungen nach Pleite eines Internet Händlers
Eine Firma aus Neusäß verkauft übers Netz Fahrräder. Das Portal muss Insolvenz anmelden, die Justiz ermittelt gegen den Geschäftsführer. Einer der Anteilseigener sitzt für die CSU im Bundestag – unter Verdacht steht er aber nicht
Neusäß Es ist noch nicht so lange her, da wurden auf der Homepage eines Online-Radsporthändlers mit Sitz in Neusäß Fahrräder verkauft, darunter hochpreisige Mountainbikes. Dazu konnten Kunden auch Zubehör erwerben, Fahrradschläuche etwa oder Trikots und Hosen der hauseigenen Marke „Bergziege“. Wer sich für Radsport interessierte, der war auf der Homepage und bei der Firma Fabial gut aufgehoben. Heute ist die Website quasi tot. Nirgends mehr weisen Banner auf reduzierte Angebote hin, auch der virtuelle Warenkorb existiert nicht mehr. Seit dem vergangenen Jahr ist das Unternehmen insolvent, im Juni 2016 wurde der Betrieb eingestellt. Es war eine Entwicklung mit bitteren Folgen für viele Beteiligte. Für 18 Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verloren. Für ein älteres Ehepaar, das dem Geschäftsführer des Unternehmens nach Informationen unserer Zeitung verzinste Darlehen im Gesamtwert von mehr als 300 000 Euro gegeben hatte, Ersparnisse fürs Alter. Geld, das auch in die Firma geflossen sein soll und nun offenbar weg ist. Bitter waren die Folgen auch für den Geschäftsführer selbst, gegen den sich Ermittlungen der Staatsanwaltschaft richten.
Ermittelt wird wegen verschiedener Verdachtsmomente: Insolvenzverschleppung, Veruntreuen und Vorenthalten von Arbeitsentgelt und Betrug. Es gehe um „Insolvenzstraftaten und Vermögensdelikte“, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Matthias Nickolai und bestätigt damit entsprechende Informationen unserer Zeitung. Ende des vergangenen Jahres durchsuchten die Ermittler Geschäfts- und Wohnräume und nahmen Beweismittel mit. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Staatsanwaltschaft im Zuge einer Insolvenz prüft, ob eventuell strafbare Handlungen vorliegen. Längst nicht in jedem Fall aber kommt es zu längeren Ermittlungen.
Gegründet wurde das mittlerweile insolvente Unternehmen einst unter anderem vom heutigen CSUBundestagsabgeordneten im Wahlkreis Augsburg-Land, Hansjörg Durz, der bis 2008 auch die Geschäfte führte. Nach seiner damaligen Wahl zum Bürgermeister von Neusäß übergab er die Geschäftsführung an den Mann, gegen den nun ermittelt wird, und zog sich selbst aus dem Unternehmen zurück. Gänzlich kappte er seine Verbindungen zu dem Online-Radsporthändler jedoch nicht. Er hielt als Gesellschafter weiterhin ein Sechstel der Anteile an der Firma und ist bis heute Inhaber der Marke „Bergziege“, deren Produkte auch über die Homepage des insolventen Unternehmens verkauft wurden. Hansjörg Durz betont auf Anfrage unserer Zeitung, er habe jedoch seit dem Jahr 2008 nichts mehr mit dem operativen Geschäft dieser Firma zu tun gehabt. Ein Ermittlungsverfahren gegen den Abgeordneten läuft nicht. Heute ist im Lebenslauf auf der Homepage des Politikers angegeben, er sei Geschäftsführer eines „E-Commerce-Unternehmens“gewesen. 2016 hatte dort auch noch der Name der jetzt insolventen Firma gestanden.
Die Firma war in einem umkämpften Markt offensichtlich immer weiter in Schwierigkeiten geraten und schließlich in die Pleite gerutscht. Kleinere Online-Händler, sagte der zuständige Insolvenzverwalter aus Augsburg im vorigen Jahr gegenüber unserer Zeitung, hätten es in dem Segment generell schwer. Der Rechtsanwalt des Beschuldigten, David Herrmann, sagt auf Anfrage unserer Zeitung, man wolle sich aktuell nicht zu den Ermittlungen äußern.
Ende vorigen Jahres rückten die Ermittler zur Durchsuchung an