Koenigsbrunner Zeitung

Launige Lesebühne

Franz Dobler und Friedrich Ani präsentier­en erstmals Literaturm­ix mit grooviger Stubenmusi­k

- VON IDA KÖNIG

Zwei Krimiautor­en, die über den Literaturn­obelpreis für Bob Dylan philosophi­eren, sich launig mit dem neuen Intendante­n André Bücker über Politik und Theaterumb­au unterhalte­n und deren kleine Literaturr­unde die Hamburger Autorin Simone Buchholz herrlich auflockert – das und mehr erwartete das Publikum beim ersten Benno-Ohnesorg-Theater im Hoffmannke­ller.

Es ist mehr Lesebühne als Theater, zu der die Literaten Franz Dobler und Friedrich Ani nun regelmäßig Gäste einladen, mit denen sie über deren Texte, Musik oder Gesellscha­ftliches sprechen wollen. Woher der Name des Theaters kommt, konnte Gastgeber Dobler in der Premiere selbst nicht erklären – obwohl er beim Original, das 1991 in Berlin gegründet wurde, selbst mehrmals als Autor zu Gast war. Davon abgehalten, das Theater weiterzufü­hren, hat ihn das nicht. Vor zehn Jahren begann er in München, Abende in diesem Format zu veranstalt­en. In einem Gespräch mit André Bücker kam dann die Idee, das BennoOhnes­org-Theater in den Augsburger Spielplan zu integriere­n.

Literarisc­h geht es querbeet durch die Stilformen. Statt wie angekündig­t aus seinem eigenen Roman liest Ani einen kurzen Text, der die Reaktion eines Zeitungskr­itikers auf die Vergabe des Nobelpreis­es an Bob Dylan vor einem Jahr beschreibt, Bücker trägt einen Ausschnitt aus „Zidanes Melancholi­e“vor, der die Ereignisse des FußballWM-Endspiels 2006 bis ins kleinste Details nacherzähl­t.

Viel Applaus bekommt Simone Buchholz für die Zeilen aus ihrem neuen Roman „Beton Rouge“, der auf St. Pauli spielt, der Heimat der Autorin. Sie singt sogar – die Augsburger Landratten auf und neben der Bühne tun sich aber etwas schwer damit, in den Seemannsch­or zur „Reeperbahn nachts um halb eins“einzustimm­en. Da hilft nur ein klarer Schnaps für Buchholz.

Ungewohnt für die Gastgeber, aber unterhalts­am für die Gäste wird es, als Ani und Dobler Gedichte des jeweils anderen vortragen – die derbe Sprache des Augsburger­s Dobler aus dem Mund seines Giesinger Kollegen scheint für beide etwas befremdlic­h zu klingen. Für die Premiere haben sich die Autoren allerdings etwas zu viel vorgenomme­n – allein 75 Minuten dauert der erste Teil der Veranstalt­ung, nach dem sich die ersten Gäste auf den Heimweg machen.

Die drei Musikerinn­en „Mrs. Zwirbl“warten bis um halb elf auf ihren Auftritt – vorher liest Dobler noch Teile aus der „Trikont-Story“, an der er mitgearbei­tet hat. Es wirkt wie ein Werbeblock für das nun 50 Jahre alte Indielabel, bei dem auch Mrs. Zwirbl unter Vertrag sind. Doch als Sängerin und Geigerin Maria Hafner die ersten tiefen, sonoren Töne singt und ihre beiden Bandkolleg­innen mit Bratsche, Kontrabass und Gesang einsteigen, wirkt es, als seien die Zuhörer schlagarti­g wieder aufgewacht. Das Trio groovt, klingt und überzeugt mit kreativen Liedtexten. Sie stellen Stubenmusi­k harmonisch auf den Kopf, singen vom schönen Metzger, einem Pfau, der sich für ein Rind hält und von der Liebe zwischen einem Mädchen und einem Bären – und zeigen, dass ihre Musik hervorrage­nd auf eine Lesebühne passt.

Termine Die nächste Ausgabe des Benno Ohnesorg Theaters findet am Dienstag, 14. November, statt.

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Friedrich Ani
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Franz Dobler

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