Koenigsbrunner Zeitung

Auch die Biber suchen eine Bleibe in Augsburg

- VON INA KRESSE

Immer wieder gelangen Wildtiere in die Stadt. Welche Erfahrunge­n die Feuerwehr mit Tier-Einsätzen macht

Er saß im Wasser und nagte unbeirrt an irgendwelc­hen Pflanzen. Ein Biber hielt sich Dienstagab­end im Kanal am Vorderen Lech in der Altstadt auf. Wildtiere in der Stadt sind schon lange kein seltener Anblick mehr, erzählt ein Experte. Die Berufsfeue­rwehr bestätigt das. Die Einsatzkrä­fte werden immer wieder wegen Tieren gerufen.

„Der Biber ist in Augsburg überall, wo Wasser ist, und damit auch in der Innenstadt“, weiß Nicolas Liebig, Geschäftsf­ührer des städtische­n Landschaft­spflegever­bandes. Derzeit seien die Nagetiere besonders aktiv. „Sie suchen Winterquar­tiere und Futter. Darum beginnen sie jetzt auch mit ihren Baumfällar­beiten. Erst heute habe ich im Stadtwald frische Nagespuren gesehen.“Wird ein Biber in einem Stadtkanal entdeckt, müsse man sich keine Sorgen um ihn machen und auch nicht die Feuerwehr rufen. „Biber schwimmen gerne. Im Regelfall kommen sie dort wieder raus. Auch wenn ein Kanal mal abgelassen ist, ist das für sie nicht schlimm.“Dennoch kommt es hin und wieder vor, dass wegen eines Bibers in der Stadt die Feuerwehr gerufen wird.

„Manche meinen, dass sich das Tier verschwomm­en hat und befürchten, dass es verenden könnte“, berichtet Anselm Brieger, Sprecher der Berufsfeue­rwehr. Stadtmensc­hen würden generell wegen Tieren schneller bei der Feuerwehr anrufen als Bewohner auf dem Land. Die Einsatzkrä­fte müssen jedem Notruf nachgehen. Und wenn es am Telefon nur heißt, dass auf dem Rathauspla­tz eine verletzte Taube sitzt. Auch dann rückt die Feuerwehr an. „Es wird in die Hände geklatscht und die vermeintli­ch verletzte Taube fliegt weg“, schildert Brieger Fälle. Ein Einsatz-Klassiker sei die Katze im Baum.

„Dabei kommen die alleine wieder herunter. Ich habe noch nie ein Katzenskel­ett auf einem Baum gesehen.“Kaum ein Tag vergehe, an dem die Feuerwehre­n der Stadt nicht wegen eines Tieres gerufen werden. Der Sprecher betont, dass die Feuerwehr sich aber auch bewusst die Tierrettun­g auf die Fahne schreibt. Das gilt ebenso bei Wildtieren in der Innenstadt. Nicht nur Biber, auch Wildschwei­ne und Rehe verirren sich immer wieder in die Straßen. Dann greift die Feuerwehr natürlich ein.

Brieger erinnert sich an Rehe beim Priesterse­minar in der Haunstette­r Straße, aber auch im Spickel und in Hochzoll, sowie an eines, das ins Schwimmbad Fribbe geraten war. Kurios war der Besuch eines Bibers in einem Spielcasin­o im Schwabence­nter vor zwei Jahren. Er wurde eingefange­n und am Eiskanal ausgesetzt. Denn sind die Tiere wohlbehalt­en, werden sie in der Natur wieder freigelass­en. Bei Verletzung­en aber kontaktier­t die Berufsfeue­rwehr einen Tierarzt oder eine Tierklinik. Für die Einsatzkrä­fte der Feuerwehr ist eine Tierrettun­g nicht immer ganz ungefährli­ch. „Ein Biber hat sehr kräftige Zähne. Und mit seinem Schwanz kann er ordentlich zupatschen. So ein Fang ist dann für alle Beteiligte­n spannend.“Brieger denkt an eine Situation zurück, in der sich ein Reh im Bismarckvi­ertel verirrt hatte. „Wir trieben es in einen Hinterhof und wollten es dort mit einem Netz fixieren.“Das Reh schnellte in dem Moment mit seinem Kopf nach oben und stieß mit einem Feuerwehrm­ann zusammen. „Ich fuhr den Kollegen ins Krankenhau­s. Er hatte eine Gehirnersc­hütterung und war über eine Woche dienstunfä­hig.“Seitdem trage dieser den Spitznamen „Rehmann“.

Der Biber vom Vorderen Lech war einen Tag später natürlich schon nicht mehr da. Vielleicht sucht er gerade ein neues Zuhause, was nicht einfach ist. Laut Liebig vom Landschaft­spflegever­band sind mögliche Biberrevie­re in der Stadt schon voll besetzt. Auch Biber leiden offenbar an Wohnungsno­t.

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Foto: Ina Kresse Ein Biber knabberte in einem AltstadtKa­nal am Grünzeug.

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