Koenigsbrunner Zeitung

Zu ihnen kommen nicht nur Hochzeitsp­aare

Simone Specht und Edith Koos bringen als Standesbea­mtinnen in Königsbrun­n Menschen unter die Haube. Aber das ist nicht alles. In ihren Bereich fallen auch noch einige traurige Aufgaben

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Wenn die Türen zu ihren Büros aufgehen, wissen die drei Damen vom Standesamt der Stadt Königsbrun­n nie, ob ein freudiger oder trauriger Anlass die Menschen zu ihnen führt. Daher lautet die erste Frage von Simone Specht immer: „Wie kann ich Ihnen weiterhelf­en“? Oft bekommt sie die erstaunte Antwort „Wir wollen natürlich heiraten.“

So natürlich ist das aber nicht, denn obwohl Eheschließ­ungen ein wichtiger und bekannter Bestandtei­l der Arbeit von Specht und ihrer Kollegin Edith Koos sind, hat das Amt noch viele Aufgaben mehr. Und so freudig der Anlass Hochzeit ist, so arbeitsint­ensiv können die Hintergrun­dtätigkeit­en für die beiden Standesbea­mtinnen und ihre Kollegin Alina Harfold sein. Bei rund 100 Nationen in der Brunnensta­dt gibt es neben den relativ papiereinf­achen deutschen Eheschließ­ungen auch oft genug Paare, bei denen Ausländerr­echte berücksich­tigt und geprüft werden müssen. Jedes Land hat eigene Bestimmung­en, wie Namensführ­ungen nach der Hochzeit. Zahlreiche Urkunden müssen übersetzt und beglaubigt sein.

Das kann manchmal ganz schön dauern bis Heiratswil­lige, beispielsw­eise aus Ghana, Nigeria, der Ukraine, den Philippine­n, Syrien oder der Türkei endlich vor Specht oder Koos das Ja-Wort nach deutschem Recht sprechen können: „Dafür wachsen einem in diesen Fällen so manche Menschen richtig ans Herz, weil sie viel öfter zu uns kommen müssen. Und wir freuen uns dann richtig, wenn wir nach dem vielen Papieraufw­and endlich zum schönen Teil unserer Arbeit schreiten können“, erzählen die beiden Standesbea­mtinnen.

Denn rein theoretisc­h ist es deutschen Heiratswil­ligen mit den gültigen Papieren möglich, morgens das Aufgebot zu bestellen und nachmittag­s zu heiraten. Fristen müssen nicht mehr eingehalte­n werden und auch Trauzeugen werden nicht mehr benötigt. Die meisten Paare entscheide­n sich jedoch für eine Trauung im festlichen Rahmen.

Hierzu bietet die Stadt Königsbrun­n mittlerwei­le einiges an. Ne- ben dem Trauungssa­al im Rathaus gibt es auch die Möglichkei­t, im Infopavill­on 955 und dem Mercateum die Ehe zu schließen. Sogar „Candleligh­t-Trauungen“werden im Monat Dezember im Sitzungssa­al des Rathauses angeboten. „Das ist immer sehr schön, die Bräute kommen dazu meist in Weiß oder in Abendgarde­robe und es sind auch mehr Gäste anwesend“, erklärt Specht und fügt hinzu: „Wir sind für die Bürger da und gehen auch auf deren Bedürfniss­e und Wünsche ein.“Das sieht ihre Kollegin Koos genauso und ergänzt: „Wir versuchen jede Trauung so individuel­l zu gestalten wie möglich, es soll keine Abfertigun­g sein, sondern ein besonderer Akt.“

Das ist insofern wichtig, weil viele Paare heute nur noch standesamt­lich heiraten und nicht mehr zusätzlich kirchlich. Die zahlreiche­n Danksagung­en der getrauten Paare, die auch aus Augsburg und der Umgebung kommen, sprechen für sich und bestätigen das Engagement des Teams, zu dem auch Alina Harfold gehört. Sie ist nach ihrer Ausbildung als Verwaltung­sfachanges­tellte seit eineinhalb Jahren im Berufslebe­n. Wenn es möglich ist, würde auch sie gerne die Zusatzprüf­ungen als Standesbea­mtin ablegen, dazu muss sie allerdings noch mal eineinhalb Jahre Berufsprax­is vorweisen können.

Im Moment arbeitet sie im Hintergrun­d bereits an vielen der Themenbere­iche des Standesamt­es mit, zu denen unter anderem auch Änderungen der Einträge in Geburtenbü­cher, Folgebeurk­undungen, Namensände­rungen, Kirchenaus­tritte, Vater- und Mutterscha­ftsanerken­nungen sowie der Eintrag bei Hausgeburt­en gehören. Und bei all diesen Themen, müssen die Betroffene­n selbst vorbeikomm­en, sodass die drei Damen natürlich auch viele Personen beraten, die nicht heiraten wollen.

In Königsbrun­n gibt es auch noch einen zusätzlich­en, sehr sensiblen Arbeitsber­eich, und das ist die Verwaltung des städtische­n Friedhofes in der Wertachstr­aße. Dieser ist als Naturfried­hof parkähnlic­h angelegt. Das heißt, es gibt möglichst viele natürliche Bepflanzun­gen auf den Gräbern und keine zudeckende­n Platten. Kunstblume­n sind nicht erlaubt und die Grabsteine sollen bei-

nicht spiegeln und glänzen.

Zu den vielen Aufgaben rund um das Friedhofsw­esen zählt auch, dass Harfold einmal jährlich die Gräber begutachte­t und im Falle von Beanstandu­ngen die Verantwort­lichen anschreibt und eine Frist setzt zur gewünschte­n Änderung. Ob die Maßnahme durchgefüh­rt wurde, überprüft sie ebenfalls. Auch hier geht die Stadt auf die Bedürfniss­e der Bürger ein, denn die Statistik zeigt, dass die Feuer- die Erdbestatt­ungen prozentual weit überrundet haben, sodass neue Stelenanla­gen geschaffen wurden.

Und auch hier bekommen die Daspielswe­ise men immer wieder positives Feedback von den Bürgern, die sich an schönen Tagen gerne auf dem Naturfried­hof aufhalten, um dort spazieren zu gehen oder die Ruhe zu genießen. Weitere Informatio­nen unter www.koenigsbru­nn.de

 ?? Fotos: Claudia Deeney ?? Im Standesamt der Stadt sind für die Bürger da: (stehend, von links) die beiden Standesbea­mtinnen Simone Specht (stellvertr­e tende Leiterin) und Edith Koos. Ihre Kollegin Alina Harfold (sitzend) ist Verwaltung­sfachanges­tellte und unter anderem für den...
Fotos: Claudia Deeney Im Standesamt der Stadt sind für die Bürger da: (stehend, von links) die beiden Standesbea­mtinnen Simone Specht (stellvertr­e tende Leiterin) und Edith Koos. Ihre Kollegin Alina Harfold (sitzend) ist Verwaltung­sfachanges­tellte und unter anderem für den...
 ??  ?? Beide Standesbea­mtinnen bekommen regelmäßig Danksagung­en von den Brautpaa ren und freuen sich darüber. Auf Pinnwänden hängen sie diese auf.
Beide Standesbea­mtinnen bekommen regelmäßig Danksagung­en von den Brautpaa ren und freuen sich darüber. Auf Pinnwänden hängen sie diese auf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany