Verträumtheit im Bücherei Café
Die Dame in Prosa und der Kavalier am Klavier überzeugen das Gräbinger Publikum
Graben Mit der „Dame in Prosa und dem Kavalier am Klavier“setzte die Gräbinger Kulturinitiative Kulturpur Lechfeld einen Höhepunkt in diesem 2. Halbjahr.
Rund 40 Gäste ließen sich im Bücherei-Café bei Wohnzimmer-Ambiente und gedimmtem Stehlampenlicht von Schauspielerin und Sängerin Sarah Hieber und Pianist Fred Brunner auf den „Trödelmarkt der Träume“entführen, immer wieder klangfarbig unterstützt von Martin Franke (Geige) und Markus Halder (Rhythmusinstrumente). Bei den fantasievoll von Brunner vertonten und Hieber sprechend und singend szenisch interpretierten Texten, handelt es sich um Gedichte, Lieder und Balladen aus dem gleichnamigen Sammelband von Michael Ende, der sich mit „Momo“, „Die unendliche Geschichte“, „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“in die Herzen von Jung und Alt geschrieben hat.
Wenn auch zum Träumen angelegt, waren die hier erzählten Geschichten keineswegs leichte Kost, sondern sie berührten, erheiterten, verwunderten und bezauberten den Zuhörer auf einer tiefen Ebene. Andere Texte wiederum regten die Besucher zum Nachdenken und Mitfühlen an: So der tragisch anmutende Monolog der „Dame mit der kleinen Puppe“über unzertrennbare Fäden, Abhängigkeiten, geliehenes Leben und einen Koffer voll Illusionen, die Hoffnung nähren. Oder aber sie verzückten das Publikum, wie die Ballade vom Seiltänzer Felix Fliegenbeil, die Erinnerungen an Erzählungen aus Kindertagen wachrief, wenn vor dem geistigen Auge der verträumt den Klängen und dem Spiel auf der Bühne folgenden Zuhörer Felix Fliegenbeil leichtfüßig auf einem Seil aus „Nichts“über dem Abgrund tänzelt und von einem Windstoß zu den Sternen getragen wird.
Zauberhaft auch interpretiert von Sarah Hieber die Liebeserklärung an die „Süße Person“: „Ich bringe dir den Mond als Luftballon.“Doch auch sie gehört nur ins Reich der Träume. Auch einige Moritaten fehlten nicht im Repertoire der Künstler und sie brachten das Publikum zum Schmunzeln etwa bei der „Ballade vom unnützen Leben des Jonathan Gilb“, ein notorischer Nicht-Entscheider, der sein Leben lang dem Leitsatz folgt: „Ich sage nicht Ja und ich sage nicht Nein, vielleicht kommt ja was Besseres nach.“Und der schließlich nach einem leeren Leben „in der Ewigkeit rumsteht“, immer noch unentschieden in der Wahl zwischen Hölle und Himmel.
Den Zuhörern war die Verträumtheit beim Zuhören anzusehen, und auch Sabine Biedermann und Tochter Anna, die beide dem Organisationsteam der Kulturpur Initiative angehören, lauschten hinter dem Bistro-Tresen verzückt den poetischen Träumen. Man war sich einig: Ein wunderschöner Abend, der alle in eine andere Welt entführte.