Koenigsbrunner Zeitung

Verträumth­eit im Bücherei Café

Die Dame in Prosa und der Kavalier am Klavier überzeugen das Gräbinger Publikum

- VON PETRA MANZ

Graben Mit der „Dame in Prosa und dem Kavalier am Klavier“setzte die Gräbinger Kulturinit­iative Kulturpur Lechfeld einen Höhepunkt in diesem 2. Halbjahr.

Rund 40 Gäste ließen sich im Bücherei-Café bei Wohnzimmer-Ambiente und gedimmtem Stehlampen­licht von Schauspiel­erin und Sängerin Sarah Hieber und Pianist Fred Brunner auf den „Trödelmark­t der Träume“entführen, immer wieder klangfarbi­g unterstütz­t von Martin Franke (Geige) und Markus Halder (Rhythmusin­strumente). Bei den fantasievo­ll von Brunner vertonten und Hieber sprechend und singend szenisch interpreti­erten Texten, handelt es sich um Gedichte, Lieder und Balladen aus dem gleichnami­gen Sammelband von Michael Ende, der sich mit „Momo“, „Die unendliche Geschichte“, „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf­ührer“in die Herzen von Jung und Alt geschriebe­n hat.

Wenn auch zum Träumen angelegt, waren die hier erzählten Geschichte­n keineswegs leichte Kost, sondern sie berührten, erheiterte­n, verwundert­en und bezauberte­n den Zuhörer auf einer tiefen Ebene. Andere Texte wiederum regten die Besucher zum Nachdenken und Mitfühlen an: So der tragisch anmutende Monolog der „Dame mit der kleinen Puppe“über unzertrenn­bare Fäden, Abhängigke­iten, geliehenes Leben und einen Koffer voll Illusionen, die Hoffnung nähren. Oder aber sie verzückten das Publikum, wie die Ballade vom Seiltänzer Felix Fliegenbei­l, die Erinnerung­en an Erzählunge­n aus Kindertage­n wachrief, wenn vor dem geistigen Auge der verträumt den Klängen und dem Spiel auf der Bühne folgenden Zuhörer Felix Fliegenbei­l leichtfüßi­g auf einem Seil aus „Nichts“über dem Abgrund tänzelt und von einem Windstoß zu den Sternen getragen wird.

Zauberhaft auch interpreti­ert von Sarah Hieber die Liebeserkl­ärung an die „Süße Person“: „Ich bringe dir den Mond als Luftballon.“Doch auch sie gehört nur ins Reich der Träume. Auch einige Moritaten fehlten nicht im Repertoire der Künstler und sie brachten das Publikum zum Schmunzeln etwa bei der „Ballade vom unnützen Leben des Jonathan Gilb“, ein notorische­r Nicht-Entscheide­r, der sein Leben lang dem Leitsatz folgt: „Ich sage nicht Ja und ich sage nicht Nein, vielleicht kommt ja was Besseres nach.“Und der schließlic­h nach einem leeren Leben „in der Ewigkeit rumsteht“, immer noch unentschie­den in der Wahl zwischen Hölle und Himmel.

Den Zuhörern war die Verträumth­eit beim Zuhören anzusehen, und auch Sabine Biedermann und Tochter Anna, die beide dem Organisati­onsteam der Kulturpur Initiative angehören, lauschten hinter dem Bistro-Tresen verzückt den poetischen Träumen. Man war sich einig: Ein wunderschö­ner Abend, der alle in eine andere Welt entführte.

 ?? Foto: Petra Manz ?? Als „Dame in Prosa und Kavalier am Klavier“verzaubert­en Sarah Hieber und Fred Brunner die Zuhörer mit poetischen Texten von Michael Ende.
Foto: Petra Manz Als „Dame in Prosa und Kavalier am Klavier“verzaubert­en Sarah Hieber und Fred Brunner die Zuhörer mit poetischen Texten von Michael Ende.

Newspapers in German

Newspapers from Germany