Koenigsbrunner Zeitung

Ein bekanntes Gesicht weniger

- VON ADRIAN BAUER

Wer bei einer Städtereis­e erstmals durch eine Fußgängerz­one läuft, kennt das Gefühl: „Die Geschäfte kenne ich doch alle.“Manche Shoppingme­ilen sind größer als andere und bieten vielleicht ein oder zwei Top-Marken mehr. Doch im Grunde werden sie zunehmend austauschb­arer, gesichtslo­ser. Denn die kleinen Fachgeschä­fte werden zunehmend von Marktgröße­n verdrängt – der Preis ist für viele Menschen Verkaufsar­gument Nummer eins. Und da kann der Kleine mit dem Großen einfach nicht mithalten. Was in den Städten gilt, gilt leider auch in kleinen Orten in den Stauden. Früher hatte ein Geschäft in Langenneuf­nach ein Alleinstel­lungsmerkm­al. In die nächstgröß­ere Stadt war es weit, der Inhaber kannte Geschmack und Bedürfniss­e seiner Stammkunde­n und für einen Schwatz über die Geschehnis­se im Dorf war auch noch Zeit.

Doch mit dem Auto ist der Weg in die Stadt problemlos machbar – zumal auch aus den Dörfern immer mehr Menschen sowieso zur Arbeit pendeln. Die Beratung ist vielen nicht mehr so wichtig, weil man Schuhe und Kleider, die nicht passen, kostenlos zum Internethä­ndler zurückschi­cken kann. Und reparieren lässt kaum jemand mehr etwas, weil ein Neukauf oft billiger kommt. So brauchen kleine Geschäfte entweder besondere Nischen, um zu überleben, oder sie sterben mit der Zeit aus. In der Stadt werden sie dann durch die immer gleichen Branchengr­ößen ersetzt. In Langenneuf­nach wird aus dem Schuhgesch­äft ein Wohnzimmer. Und ein bekanntes Gesicht, ein bekannter Name in der Geschäftsw­elt geht gänzlich verloren.

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