Ein bekanntes Gesicht weniger
Wer bei einer Städtereise erstmals durch eine Fußgängerzone läuft, kennt das Gefühl: „Die Geschäfte kenne ich doch alle.“Manche Shoppingmeilen sind größer als andere und bieten vielleicht ein oder zwei Top-Marken mehr. Doch im Grunde werden sie zunehmend austauschbarer, gesichtsloser. Denn die kleinen Fachgeschäfte werden zunehmend von Marktgrößen verdrängt – der Preis ist für viele Menschen Verkaufsargument Nummer eins. Und da kann der Kleine mit dem Großen einfach nicht mithalten. Was in den Städten gilt, gilt leider auch in kleinen Orten in den Stauden. Früher hatte ein Geschäft in Langenneufnach ein Alleinstellungsmerkmal. In die nächstgrößere Stadt war es weit, der Inhaber kannte Geschmack und Bedürfnisse seiner Stammkunden und für einen Schwatz über die Geschehnisse im Dorf war auch noch Zeit.
Doch mit dem Auto ist der Weg in die Stadt problemlos machbar – zumal auch aus den Dörfern immer mehr Menschen sowieso zur Arbeit pendeln. Die Beratung ist vielen nicht mehr so wichtig, weil man Schuhe und Kleider, die nicht passen, kostenlos zum Internethändler zurückschicken kann. Und reparieren lässt kaum jemand mehr etwas, weil ein Neukauf oft billiger kommt. So brauchen kleine Geschäfte entweder besondere Nischen, um zu überleben, oder sie sterben mit der Zeit aus. In der Stadt werden sie dann durch die immer gleichen Branchengrößen ersetzt. In Langenneufnach wird aus dem Schuhgeschäft ein Wohnzimmer. Und ein bekanntes Gesicht, ein bekannter Name in der Geschäftswelt geht gänzlich verloren.