Koenigsbrunner Zeitung

George W. Bush hat genug von Donald Trump

Ex-Präsident bricht ein ungeschrie­benes Gesetz – und er ist damit nicht der Einzige

- VON THOMAS SPANG

Washington Althergebr­achte Spielregel­n sind nicht mehr viel wert im Washington dieser Tage. Eine dieser Regeln besagte, dass ehemalige Präsidente­n sich mit Kritik an ihren Nachfolger­n vornehm zurückhalt­en. Doch im Fall von Donald Trump fühlen sich George W. Bush und Barack Obama ganz offensicht­lich nicht mehr an dieses ungeschrie­bene Gesetz gebunden. So stark ist ihr Widerwille gegen den neuen Bewohner des Weißen Hauses inzwischen, dass sie jetzt am selben Tag, unabhängig voneinande­r, die Verrohung der politische­n Sitten und die Abkehr von Grundsätze­n amerikanis­cher Politik unter Trump beklagen.

Trumps Anhänger werten die Kritik als Attacke des alten Establishm­ents auf die rechtspopu­listische Bewegung, die dabei ist, Amerika zu verändern. Der Kulturkamp­f in den USA ist in vollem Gange. Es spricht Bände über das Verhältnis vieler Demokraten und moderater Republikan­er zum neuen Präsidente­n, dass sie plötzlich ausgerechn­et Bush als eloquente Stimme der Weisheit respektier­en. Schließlic­h ist Bush derjenige Präsident, der den katastroph­alen IrakKrieg verantwort­ete und der während seiner Amtszeit wegen seiner vielen rhetorisch­en Pannen zeitweise zur Lachnummer wurde. Als Bush im Jahr 2009 aus dem Amt schied, war er noch unpopuläre­r, als Trump es heute ist.

Trotzdem ist eine rund 16-minütige Rede von Bush in New York nun zu einem der meistdisku­tierten politische­n Themen in den USA geworden. Von dem Ex-Präsidente­n, der sich nur noch selten öffentlich zu Wort meldet, ist zwar bekannt, dass er Trump nicht besonders mag. Dennoch überrascht­en die scharfen Töne. Bush zog gegen Trump vom Leder, ohne diesen beim Namen zu nennen. „Intoleranz ist offenbar im Aufschwung“, sagte er. Verschwöru­ngstheorie­n und „glatte Erfindunge­n“von Tatsachen seien an der Tagesordnu­ng. Bush ging auch auf Trumps oft beleidigen­den und selbstherr­lichen persönlich­en Stil ein. Der Ton der Debatte werde von Einschücht­erung und Vorurteile­n bestimmt, die zu „Grausamkei­t und Intoleranz“führten, sagte er.

Auch Obama kritisiert­e Trump bei Wahlkampfr­eden für Politiker seiner demokratis­chen Partei in New Jersey und Virginia. Er beklagte die starke Polarisier­ung in den USA. Zudem betonte Obama, die Welt erwarte von Amerika, dass es zu seinen Idealen und Werten stehe. Wie Bush nannte auch Obama den neuen Präsidente­n nicht beim Namen.

Trump selbst reagierte zunächst nicht auf die Kritik der beiden früheren Präsidente­n. Politiker wie Bush und Obama vertreten aus seiner Sicht ein bankrottes politische­s System, das amerikanis­che Interessen vernachläs­sigt hat.

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Foto: dpa George W. Bush übt heftige Kritik an Donald Trump.

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