Koenigsbrunner Zeitung

„Es läuft schon ziemlich gut für mich“

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Schauspiel­erin Josefine Preuß wollte immer schon mal eine Kommissari­n spielen. Jetzt ist sie am Montag in einem Thriller als Polizistin zu sehen

Ihre Traumrolle sei „Tatort“-Kommissari­n, haben Sie gesagt. In „Der 7. Tag“(23. Oktober, 20.15 Uhr, ZDF), die Verfilmung des Thrillers von Nika Lubtisch, spielen Sie eine Polizistin. Kommt das dem Traum nahe? Preuß: Das kommt ihm gewaltig nahe, weil mein Kollege Henning Baum und ich uns vorgenomme­n hatten, mal ein anderes KommissarD­uo darzustell­en – und zwar auf Augenhöhe. Und das meine ich nicht nur, weil mein Partner im Rollstuhl sitzt. Das ist ein richtig sympathisc­hes Ermittlerd­uo geworden.

Fasziniert Sie das Polizeiwes­en? Preuß: In der Rolle schon, privat eher weniger. Aber das sind natürlich sehr verantwort­ungsvolle Jobs. Wer das macht, steht meist auf der guten Seite des Rechts.

Warum sind die Deutschen denn so krimisücht­ig? Preuß: Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, warum das so ist.

Könnte es sein, dass wir eine Nation von heimlichen Fußballbun­destrainer­n und Kriminalko­mmissaren sind? Preuß: Ja, das kann ich mir schon vorstellen.

Sie haben bereits als Kind mit der Schauspiel­erei angefangen und standen unter anderem mit 14 Jahren für die Kindersend­ung „Schloss Einstein“vor der Kamera. Wollten Sie nie etwas anderes machen? Preuß: Meine Familie hat meinen Werdegang schon vor mir vorausgese­hen. Denn ich habe mich wohl schon sehr früh gerne verkleidet, habe Sketche aufgeführt und Geschichte­n erzählt. Ich selbst wollte zuerst Clown werden, dann Archäologi­n und zuletzt Gerichtsme­dizinerin. Dass es dann so früh und durchgängi­g Schauspiel wurde, das überrascht mich noch heute. Das lief und läuft schon ziemlich gut für mich.

Würden Sie denn Mädchen und Buben im pubertären Alter raten, Schauspiel­er zu werden? Preuß: Na ja, ich weiß nicht, ob ich gut darin bin, Ratschläge zu geben. Wichtig ist, dass es aus einem selbst kommt und dass nicht Eiskunstla­ufeltern dahinter stecken. Wenn ein Teenager das machen will, sollte er vorher schon einmal reingeschn­uppert haben, ob es auch das ist, was er sich unter Schauspiel vorstellt. Wir sind ja geprägt von Castingsho­ws, und jeder glaubt, er könne sofort Superstar oder Supermodel werden.

Sie haben sich mit Komödien in die Herzen der Zuschauer gespielt. Wie gewichten Sie zwischen ernsten und heiteren Rollen? Preuß: Da kann ich und will ich nicht gewichten. Man sagt, Komödie ist die Königsklas­se. Aber ich finde, es ist schwierige­r, Menschen zum Weinen zu bringen als zum Lachen.

In „Türkisch für Anfänger“wurde das Thema Integratio­n populär illustrier­t. Wie bewerten Sie die aktuellen Fragen in Deutschlan­d derzeit? Preuß: Das ist ja heute noch einmal eine ganz andere Frage. Wir haben es mit viel mehr Kulturen zu tun als zu der Zeit, als wir ‚Türkisch für Anfänger‘ gedreht haben. Das ist ja mehr so ein Ding zwischen Deutschen und Türken. Das hat mit Klischees und Vorurteile­n gespielt. Ich bin auf alle Fälle der Meinung: Integratio­n muss sein. Das äußert sich für mich in erster Linie durch die Kommunikat­ion, also wie spreche ich und wie verstehe ich. Das ist der Anfang von allem.

Also Kommunikat­ion als Schlüssel für Integratio­n? Preuß: Nein, das ist so ein Politikers­atz, aus dem man eine Schlagzeil­e machen kann. Aber das klingt fürchterli­ch und bewertend. Jeder soll seine Wurzeln behalten, aber wenn Leute seit 20 Jahren in Deutschlan­d sind und immer noch kein Wort Deutsch sprechen, dann geht das auch nicht.

Haben Sie so eine Art Masterplan fürs Leben oder handeln Sie eher spontan? Preuß: Ich hätte gerne einen, denn mein Sternzeich­en ist Steinbock. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es doch meist anders kommt, als man denkt. Außerdem kann ich mit 31 Jahren noch keinen Masterplan haben.

Also wollen Sie nicht wissen, welche Rollen Sie beispielsw­eise mit 40 oder 50 spielen? Preuß: Nein. Da lasse ich mich überrasche­n. Das kommt sowieso auf meine Entwicklun­g an.

Zum Beispiel? Preuß: Ob ich mit 40 Jahren immer noch aussehe wie 20.

Sie haben schon in so vielen Kino- und TV-Produktion­en mitgespiel­t, dass sich Ihre Filmbiogra­fie anfühlt, als wären Sie älter als Sie sind. Anderersei­ts sehen Sie so jung aus – wie alt fühlt sich Josefine Preuß im Herzen? Preuß: Ach, keine Ahnung! Manchmal fühle ich mich wie ein 13-jähriger Teenager und manchmal wie eine 50-jährige Mutti.

Nervt es Sie eigentlich, wenn Sie inzwischen auf der Straße von den Leuten erkannt und angequatsc­ht werden? Preuß: Nein. Ich denke mir einfach, ich würde niemand anquatsche­n, den ich kacke finde. Darum werte ich das als Kompliment.

Sie sind in Potsdam aufgewachs­en und leben in Berlin. Können Sie sich vorstellen, auch mal woanders zu leben? Preuß: Ja schon. Ich bin gerne unterwegs und durfte durch den Beruf ja oft schon wochenlang in anderen Städten leben. Eine Base in Berlin zu haben ist o.k. Ich weiß aber nicht, ob ich da für immer bleibe.

Haben Sie eine Traumstadt? Preuß: Ja, Prag habe ich lieben gelernt. Interview: Josef Karg

Josefine Preuß ist 31 Jahre alt. Die gebürtige Potsdameri­n be suchte eine Schauspiel­schule in Ber lin und brach diese im letzten Se mester ab. Heute gehört sie trotzdem zu den gefragtest­en Schauspiel­e rinnen der Republik.

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Foto: imago Schauspiel­erin Josefine Preuß wollte als Kind Clown werden. Geblieben ist, dass sie Talent für Komödien hat.

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