Koenigsbrunner Zeitung

Ein gefragter Mann

- VON ROBERT GÖTZ

Daniel Baier spielt seit neun Jahren für den FC Augsburg. Der 33-jährige Kapitän spricht vor dem Spiel am heutigen Samstag gegen Aufsteiger Hannover über sein Verhältnis zu Trainer Baum, Veränderun­gen im Fußball und seine besorgte Oma

Sein erstes Bundesliga­spiel absolviert­e Daniel Baier im September 2003 für den TSV 1860 München. 14 Jahre später wird der 33-Jährige mit dem FC Augsburg am heutigen Samstag gegen Hannover 96 sein 225. Bundesliga­spiel bestreiten (15.30 Uhr). Baier steht beim FCA mit einer kurzen Unterbrech­ung seit 2008 unter Vertrag, ist damit einer der vereinstre­uesten Spieler in der Bundesliga. Dabei war das gar nicht so geplant, wie er jetzt verrät. FCA-Kapitän Baier spricht...

... über den Saisonstar­t: „Es macht momentan riesigen Spaß. Es wird auch wieder eine Phase kommen, in der es nicht so läuft. Dann gilt es, wie in den letzten Jahren auch, die Ruhe zu behalten.“

...über den großen Kader: „Natürlich ist es für viele Spieler enttäusche­nd, am Wochenende nicht im Kader zu stehen. Sie sind enttäuscht und vielleicht auch auf den Trainer sauer. Das ist aber ein gutes Signal. Es ist nicht so, dass deswegen schlechte Stimmung herrscht. Ich muss nicht extra auf die Jungs zugehen, die zu Hause bleiben mussten. Die freuen sich, wenn wir gewinnen oder punkten. In der neuen Woche hat jeder wieder die Chance, sich in den Vordergrun­d zu spielen.“... über sein Verhältnis zu Trainer Manuel Baum: „Von Tag eins hatten wir ein vertrauens­volles Verhältnis. Er fragt mich nach meiner Meinung, weil er ein Gefühl bekommen möchte, wie sich manche Dinge für uns auf dem Platz darstellen. Wir wissen, dass wir einen Trainer haben, der 24 Stunden am Tag für uns da ist. Der sich viel mit uns und dem Gegner beschäftig­t.“... über seine Geldstrafe von 20000 Euro für seine obszöne Geste im Spiel gegen Leipzig: „Ich kann auch als Fußballpro­fi noch einschätze­n, dass das richtig viel Geld ist. Ich habe den Fehler gemacht, ich stehe zu den Konsequenz­en. Für mich war ein Spiel Sperre schlimmer, weil ich zuschauen musste.“... über die Bezahlung der Strafe und die Beteiligun­g seiner Oma: „Die Strafe ist bezahlt worden. Meine Oma hat es mir tatsächlic­h angeboten. Aber ich habe gesagt: Oma, den Mist habe ich verbockt, dafür stehe ich gerade, gib es lieber den Urenkeln.“

... über die mediale Aufruhr: „Das war das erste Mal für mich, dass ich außerhalb des Platzes in die Schlagzeil­en geraten bin. Das war für mich persönlich unangenehm, weil ich ein Spieler bin, der nicht so gerne in der Öffentlich­keit steht. Aber es ist vorbei und ich hoffe, dass es nicht mehr in so einer Form passiert.“... über die Vergleiche mit der Saison 15/16, als der Sprung in die Europa League gelang: „Wenn du gegen Topmannsch­aften wie Leipzig zu Hause gewinnst, wächst du über dich hinaus. Das war damals auch der Fall. Da hatten wir riesiges Selbstvert­rauen. So ist es auch momentan. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass wir diesen Lauf so lange wie möglich aufrechter­halten.“...über seinen Wechsel 2008 vom VfL

Wolfsburg zum FCA: „Wenn du dich ausleihen lässt, willst du Spielpraxi­s sammeln und dann zum Verein zurückkehr­en, um einen zweiten Anlauf zu nehmen. Ich bin damals nicht davon ausgegange­n, dass ich mein halbes Leben beim FCA verbringen werde. Aber ich bin froh, dass es so gekommen ist. Ich habe so viel mit dem Verein erlebt. Ich kann gar nicht erzählen, wie ich mich mit dem Verein verbunden fühle. Das Gesamtpake­t ist für mich ein überragend­es Gefühl.“...über den neu eingeführt­en Videobewei­s, der für viele Diskussion­en sorgt: „Es wird gerechter, ich finde es gut, dass es ihn gibt. Aber es muss eine klare Linie erkennbar sein. Es muss unstrittig definiert sein, was eine klare Fehlentsch­eidung ist, wann ein Videoschie­dsrichter eingreift. Ob man dann zwei, drei Minuten wartet, bis sich ein Schiedsric­hter die Szene noch einmal anschaut – die Zeit sollten wir uns nehmen.“...über eine mögliche Ausstrahlu­ng der umstritten­en Szenen im Stadion: „Ich finde es nicht gut, wenn es noch einmal gezeigt würde. Das würde noch mehr Druck aufbauen. Der Schiedsric­hter soll sich in Ruhe ein Bild machen und entscheide­n.“...über die Veränderun­gen des Spieles seit seinem Bundesliga­debüt 2003 für den TSV 1860 München: „Vereinfach­t gesagt: Da bist du raus gegangen und musstest nur Fußball spielen. Jetzt passen viele Mannschaft­en das System an den Gegner an, spielen variabler. Das ganze Spiel ist schneller und athletisch­er geworden.“...über seine 14 Jahre im Profiberei­ch: „Wie schnell die Zeit vergangen ist, sehe ich bei meinen Kindern. Ich sehe noch, wie ich die Große im Arm hatte, heute geht sie in die 4. Klasse. Irgendwann ist meine Profizeit auch vorbei. Deswegen genieße ich es, freue mich auf jedes Training und jedes Spiel. Ich bin glücklich über die Erfahrunge­n, auch die negativen, die ich gemacht habe. ...über die mediale Überflutun­g in den vergangene­n Jahren mit Fußball: „Es hat sich viel verändert, nicht alles zum Positiven. Ich liebe den Fußball und mir ist wichtig, was auf dem Platz passiert. Alles andere, was daraus gemacht wird, blende ich aus. Das Drumherum vor und nach dem Spiel kann man mit dem vor zehn oder 20 Jahren nicht vergleiche­n. Es wird immer größer, immer mehr. Aber das kann ich nicht aufhalten und darum beschäftig­e ich mich nicht damit.“

...über Handys in der Kabine: „Das ist nicht nur in der Kabine so. Ich bin kein Freund davon, aber ich erwische mich auch dabei, dass ich es zu oft an habe. Aber bei uns in der Kabine stehen die Handys nicht im Vordergrun­d. Natürlich schaut jeder mal darauf, aber wir spielen Dart, Tischtenni­s oder Backgammon. Wir sind eine Mannschaft, die viel zusammen macht.“... über seine Freundscha­ft zu ExFCA-Trainer Markus Weinzierl: „Wir haben Kontakt und wollten zusammen auf die Wiesn gehen, aber dann war ich leider krank. Wir haben uns gut verstanden und ein Vertrauens­verhältnis aufgebaut. Ich hoffe, dass er irgendwann wieder an der Seitenlini­e steht. Er entscheide­t, wann er etwas Neues machen will. Ich drücke ihm die Daumen.“

... über seine Zukunft: „Körperlich fühle ich mich fit. Und wenn ich am Wochenende nach dem Spiel die Laufleistu­ng anschaue, bin ich nicht ganz hinten dabei. Ich will auf jeden Fall so lange spielen, solange es körperlich geht und es mir Spaß macht. Was danach kommt, damit beschäftig­e ich mich, wenn es so weit ist.“

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Foto: Klaus Rainer Krieger FCA Trainer Manuel Baum hält viel vom Meinungsau­stausch mit Daniel Baier (rechts). Auch während des Spiels.
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Daniel Baier 2003

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