Ein ganz besonderer Laden
Die Schäfflerbach-Werkstätten betreten mit ihrem Geschäft in der Barfüßerstraße Neuland. Die Besucher können dort Selbstgefertigtes kaufen und den Handwerkern zuschauen
An der Straßenbahnhaltestelle Barfüßerbrücke wird die Wartezeit auf die nächste Tram nicht lang. Die Schaufenster im Schatten der evangelischen Kirche laden zum Betreten der kleinen Lädchen mit dem außergewöhnlichen Mix aus Second-Hand-Schallplatten, Kosmetik, Blumen, Mode und Geschenkartikeln ein. Nicht zu vergessen der städtische Pop-up-Store „Räumchen wechsel dich“, in dem bis Anfang November Susanne Zingler und Bärbel Albrecht Nähaufträge entgegennehmen.
Jetzt gibt es einen weiteren Grund, erst die nächste oder übernächste Bahn zu nehmen: Die Schäfflerbach-Werkstätten haben in der Barfüßerstraße 10 ein kleines Geschäft eröffnet, das aus mehreren Gründen etwas Besonderes ist. Die Besucher können den Handwerkern beim Weben, Filzen oder Anfertigen von Seifenumhüllungen über die Schulter schauen. Und sie können dabei feststellen, mit welcher Begeisterung und Akribie junge Menschen mit Behinderung an die Arbeit gehen. In den SchäfflerbachWerkstätten, die ihren Sitz im Martini-Park im Textilviertel haben, sind rund 70 Frauen und Männer in Hauswirtschaft, Gartenbau oder in der Kerzen-, Holz- und Textilwarenproduktion beschäftigt.
Die Textilwerkstatt ist es auch, die mit dem innenstadtnahen Laden neue Wege geht. Leiterin Angela Marks erzählt, wie es dazu kam: Oanh Le, die in dem Geschäft bis vor Kurzem hochwertige Filztaschen unter dem Label „Zirbel“vertrieb, fragte bei den Werkstätten an, ob die Mitarbeiter nicht für sie nähen wollten. Auch wenn diese Kooperation nicht zustande kam, war der Kontakt geknüpft. „Als Oanh Le, die ihre Taschen künftig vor allem online vertreiben will, uns fragte, ob wir ihren Laden übernehmen wollen, haben wir uns dafür entschieden.“
Seit einigen Tagen können Kunden dort kleine Teppiche, Filzerzeugnisse, Kerzen, Holzwaren, Spezialseifen und einiges mehr aus der Werkstatt sowie die „Zirbel“-Taschen kaufen. Während der Öffnungstage ist Angela Marks vor Ort, bis zum Nachmittag unterstützt von ihren Handwerkern. Von dem insgesamt zwölfköpfigen Textilteam sollen jeweils fünf bis sechs Mitarbeiter im auf zwei Etagen verteilten Laden arbeiten.
Nadja Riedel sitzt direkt am Schaufenster vor ihrem Webstuhl, lässt sich aber weder von den vorbeiflanierenden Passanten noch vom Besuch der Zeitung ablenken. Pia Göppel hingegen erläutert detailliert, wie sie mithilfe eines Strumpfes die Spezialumhüllung für die Seifen herstellt. „Kassenverwalter“Timo Emmerich erklärt ausführlich, welche Stationen er bei den Schäfflerbach-Werkstätten durchlaufen hat.
Angela Marks ist sehr gespannt, wie die neue Außenstelle ankommt. „Mit dem Laden können wir für die Werkstätten Werbung machen und neue Kunden gewinnen“, sagt sie. Auch die Mitarbeiter hätten hier ganz andere Möglichkeiten, sich über das Handwerkliche hinaus zu erproben – etwa beim Verkauf. „Einige sind sprachlich sehr fit.“Der Chefin der Textilwerkstatt liegt im Übrigen ein respektvoller Umgangston sehr am Herzen. Ganz bewusst siezt sie ihr Team.
Laut Marks läuft das Laden-Projekt zunächst einmal drei Monate. „In dieser Zeit wollen wir schauen, wie es funktioniert und wie sich das Zusatzangebot mit dem WerkstattBetrieb vereinbaren lässt.“Wenn es nach Pia Göppel geht, wird aus dem Versuch ein Dauerangebot. „Es macht super Spaß hier“, sagt die 25-Jährige.
OÖffnungszeiten Der Laden der Schäfflerbach Werkstätten in der Bar füßerstraße 10 ist bis auf Weiteres Diens tag, Donnerstag und Freitag von 11 bis 18 sowie Samstag von 11 bis 15 Uhr ge öffnet. Die Erzeugnisse können außer dem beim Schäfflerbach Martinsmarkt am Samstag, 11. November, von 11 bis 17 Uhr im Martini Park, Provinostraße 52, erworben werden.