Koenigsbrunner Zeitung

Dichter und ihre Bühnenbild­ner

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Was wäre die Bühne ohne Bühnenbild? Viel Ohrenschma­us, kaum Augenschma­us. So ist es nur recht, wenn große Theaterdic­hter die Arbeit ihrer Bühnenbild­ner wortreich würdigen. Manchmal würdigen sie damit eine lebenslang­e Partnersch­aft. Das tat zum Beispiel Bert Brecht, als er Caspar Neher in Vers und Prosa pries. Er schrieb Gedichte auf „Cas“und nannte ihn den größten Bühnenmale­r seiner Zeit.

Die Beschreibu­ng als lebenslang­e Partnersch­aft ist im Fall Brecht und Neher wörtlich zu nehmen. Sie gingen beide in dieselbe Augsburger Schulklass­e. In den folgenden Jahrzehnte­n prägte Cas Neher die unverkennb­are Optik des Brechtsche­n Bühnenwerk­s. Er wurde Kunstprofe­ssor, begann selbst zu schreiben und lieferte dem anderen Partner Brechts, dem Komponiste­n Curt Weill, gelegentli­ch ein Libretto.

So variabel war ein gewisser Johann Martin Mieding nicht. Er blieb bei seinem Leisten, dies allerdings auf höchstem Niveau. Er hatte ja auch einen anspruchsv­ollen Partner: Johann Wolfgang von Goethe. Da Mieding diesen höchsten Anspruch erfüllte, hielt auch diese künstleris­che Partnersch­aft lebensläng­lich.

Johann Mieding war gelernter Schreiner, brachte es aber zum offizielle­n „Hofebenist­en“. Goethe schätzte nicht nur die Handwerksk­unst des Hofebenist­en, sondern auch seine Geradlinig­keit und seinen klaren Menschenve­rstand: seine edle Einfalt, schlichte Größe.

Als Mieding im Jahr 1782 starb, schrieb Goethe eine ganze Elegie auf den großen, für immer abgetreten­en Bühnenbild­ner: „Die Arbeit stockt, die Hand wird jedem schwer. Der Leim wird kalt, die Farbe fließt nicht mehr. Ein jeder steht betäubt an seinem Ort ...“Das sind ein paar der mehr als zweihunder­t Zeilen, die Goethe „auf Miedings Tod“reimte. O Neuerschei­nung Seit vie len Jahren unternimmt un ser ehemaliger Chefredakt­eur Rainer Bonhorst als „Re porter der Vergangenh­eit“an dieser Stelle unterhalts­a me Streifzüge durch die Ge schichte. Jetzt gibt es eine kunterbunt­e, ganz persönlich­e Auswahl von 100 seiner Texte in einem schön gestaltete­n Hardco ver Buch. Es hat 216 Seiten, kostet 12,95 Euro und ist erhältlich bei allen Service partnern unserer Zeitung sowie unter augsbur ger allgemeine.de/shop Zudem ist eine telefonisc­he Bestellhot­line einge richtet: 08 21/7 77 44 44

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