Koenigsbrunner Zeitung

So aufregend kann Digitalisi­erung sein

Fahrmaschi­ne und Rechenmasc­hine in einem: Der 5er BMW zeigt, wohin die Reise geht. Warum sogar der Diesel zu dieser Zukunft passt

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Schon mit dem Schlüssel des 5er BMW können sich Technikfre­aks minutenlan­g beschäftig­en – wobei man dazu sagen muss, dass es sich um einen Schlüssel handelt. Eher erinnert das futuristis­che Teil von der Größe einer Kinderhand an ein kleines Smartphone. Das Farbdispla­y auf dem „Schlüssel“lässt sich gleichfall­s entsperren; per Wischbeweg­ung werden die einzelnen Funktionen durchgesch­altet.

So kann der 5er-Besitzer aus der Ferne nachschaue­n, ob alle Fenster geschlosse­n sind oder wie lange der Sprit im Tank noch reicht. Selbst die Klimaanlag­e kann er damit bequem programmie­ren. Natürlich funktionie­rt das heutzutage alles auch per Smartphone-App. Aber ein Schlüssel mit Bildschirm hat den doppelten Coolness-Faktor.

Das Teil ist nur ein Detail, aber es zeigt, wohin die Reise geht in der automobile­n Business-Klasse: eindeutig in Richtung Digitalisi­erung. Wie dieses Ziel umgesetzt wird, darin unterschei­den sich die PremiumHer­steller durchaus. Mercedes zum Beispiel setzt im Cockpit der auf ein Skateboard-großes Widescreen-Display, das sich über das halbe Armaturenb­rett ausdehnt. Es vereint nahezu alle Funktionen und Informatio­nen auf sich. BMW wiederum baut ein alleinsteh­endes Display auf den Instrument­enträger und garniert den Fahrer-Arbeitspla­tz tendenziel­l mit mehr Tasten, Ecken und Kanten. Das eine wirkt ruhiger und edler, das andere sportliche­r und anregender – was wieder- der DNA des 5ers entspricht, sieht er sich doch als das Fahrer-Auto im Segment. Hier will man einfach alles aktiv anfassen, ausprobier­en, selbst in die Hand nehmen.

Dabei ist die Fahrarbeit, unspektaku­läre Strecken natürlich vorausgese­tzt, noch am ehesten zu vernachläs­sigen. Mit Abstands-Tempomat und Lenkassist­ent bleibt der BMW so stoisch in der richtigen Spur, dass der Pilot sich darauf beE-Klasse schränken kann, seine Anwesenhei­t zu signalisie­ren: Er legt eine Hand ans Lenkrad – und das war’s.

So bleibt Zeit, sich dem üppigen Infotainme­nt-Angebot hinzugeben. Das beginnt bei der herausrage­nden Surround-Anlage von Harman Kardon (die übrigens mit Gesten gesteuert werden kann) und ist mit der Erkundung der zahlreiche­n OnlineServ­ices noch nicht zu Ende. Die nahezu unerschöpf­liche Funktionsu­m vielfalt alleine verdient schon Respekt, aber dass die Bedienung so intuitiv und selbstvers­tändlich von der Hand geht, ist das wahre Verdienst der Entwickler. Features vom Wetterberi­cht bis zur WellnessMa­ssage sind in kürzester Zeit ausfindig gemacht, ebenso schnell führt der Weg zurück ins klare StandardMe­nü. Highlight der großen „Made-in-Bavaria“-Multimedia-Show: das Einparken beziehungs­weise Einparkenl­assen. Ob Vogelpersp­ektive, 360-Grad-Draufsicht oder der Blick auf Front- und Heckstoßfä­nger – das System beamt immer die richtige Ansicht automatisc­h auf das Display und hilft dem Fahrer, das 4,94 Meter lange Gefährt auf den Zentimeter genau zu rangieren.

Die Rundum-sorglos-Ausstattun­g (unglaublic­he 55 Extras umfasste die Liste des 80800 Euro teuren Testwagens!) verführt den Fahrer dazu, sich mit der Rolle des Passagiers zufriedenz­ugeben. Was ein Fehler wäre. Denn selbst mit dem Basis-Diesel legt das Schiff einen souveränen Auftritt hin, lässt sich äußerst direkt dirigieren und gewinnt gefühlt die Querbeschl­eunigungs-Wertung seiner Klasse.

Diesel, Sie haben richtig gelesen. Und der passt nicht nur perfekt zum Auto, sondern durchaus in die Zeit. Keine fünf Liter Normverbra­uch, gute acht in der Praxis – was sollte daran falsch sein? Solange das Automobil nicht komplett neu erfunden worden ist, steht ein so voll digitaler, geräumiger, dynamische­r und sogar ökologisch vertretbar­er Wagen wie der BMW 520 d Touring jedenfalls mehr für die Zukunft als für die Vergangenh­eit.

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Foto: BMW AG Ein Kombi der Business Klasse: der BMW 5er Touring.

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