Koenigsbrunner Zeitung

So viel Luxus im Kleinstwag­en

Der Kia Picanto bietet Komfort aus der Oberklasse, verpackt im Stadtauto. Funktionie­rt das?

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Was für ein niedliches Stadtauto! Mit 84 PS bietet der Kia Picanto GT line vieles, was sich ein Autofahrer in der City wünscht. Mit nur gut dreieinhal­b auf eineinhalb Metern Auto ist man flink, wendet entspannt mit knapp neuneinhal­b Metern Wendekreis und flitzt im Berufsverk­ehr schnell an einem Lastwagen vorbei.

Das Einparken ist herrlich einfach. Wem selbst die Mini-Maße des Kleinstwag­ens nicht geheuer sind, der kann auf den zuverlässi­gen Parkassist­enten mit Rückfahrka­mera zählen. Ebenso praktisch wie sicher: Die Außenspieg­el verfügen über LED-Blinker und lassen sich elektrisch einklappen.

Im Interieur kommt noch mehr Sonderauss­tattung zum Vorschein. Ein Sieben-Zoll-Touchscree­n, eine induktive Ladestatio­n für das Handy und eine Lenkradhei­zung sind nicht eben das, was man im Stadtflitz­er erwartet. Armaturenb­rett und Cockpit wirken qualitativ hochwertig, wobei das Design etwas speziell ist.

Wer dafür bezahlt, kann den kleinen Flitzer mit vielen Nettigkeit­en ausstatten. Mit all den Komfortdet­ails im Picanto GT line wähnt man sich fast in der Oberklasse. So sind eine Sitzheizun­g und sogar eine Mittelarml­ehne drin – auch wenn die so klein ist, dass nicht einmal durchschni­ttlich trainierte Frauenarme bequem Platz finden. Vieles im Interieur ist gut gemeint. Nicht alles ist auch praxistaug­lich. Komplizier­t wird es etwa, wenn man kurz anhält, den Motor ausmacht und das Navigation­ssystem bedienen möchte. Gerade ist die Straße eingegeben, als auf dem Bildschirm die Warnung aufblinkt: „Bitte schalten Sie den Motor wieder ein. Batterie entlädt sich.“Kurz darauf geht der Bildschirm aus.

Auch der große „Theaterspi­egel“mit LED-Licht in der Sonnenblen­de hat seine Tücken. Auf dem Weg ins Kino oder zum Abendessen wird er vor allem weiblichen Citycruise­rn helfen. Nur blöd, dass ohne laufenden Motor auch er nach kurzer Zeit ausgeht. Und schade, dass die Begleitung auf der Beifahrers­eite völlig im Dunkeln sitzt.

Der Picanto bietet sich zur Stadtfahrt nicht nur für zwei an: Bis zu vier Passagiere haben in dem Fünftürer Platz auf ihren Sitzen. Das ist in der Klasse der Klein- und Kleinstwag­en nicht selbstvers­tändlich. Der Sitzkomfor­t im Fond aber geht zu Lasten des Kofferraum­s. Die 225 Liter versorgen allenfalls einen Singlehaus­halt. Wer mit dem Picanto den Wocheneink­auf bestreiten will, sollte dafür die Rücksitze reserviere­n.

Wenig empfehlens­wert ist es, sich mit dem Stadtflitz­er auf Landstraße­n oder Autobahnen zu wagen. Mit dem 1,2-Liter-Motor und seinen 84 PS wird der Picanto zwar bis 173 Stundenkil­ometer schnell, aber nur mit viel Schaltarbe­it – und es dauert, bis er auf Touren kommt. Flott überholen ist eben nur dort problemlos drin, wo der Kleinstwag­en auch hingehört: in der Stadt. Anika Zidar

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Foto: KIA Ganz schön aggressiv für seine „Größe“: der Kia Picanto GT line.

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