Koenigsbrunner Zeitung

Wie kann man dieses Spiel verlieren?

- VON WOLFGANG LANGNER

Die Akteure des Augsburger Bundesligi­sten verfallen nach dem 1:2 gegen Hannover 96 in eine Art Schockstar­re und können das Geschehene nicht begreifen

Irgendwie erinnerte der FC Augsburg am Samstag an Donald Duck. Immer dann wenn dem tragischen Helden aus den Micky-Maus-Comics das große Glück winkt, löst sich am Ende der Geschichte alles für ihn im negativen Sinne in Rauch auf. Dem Leser bleibt nie etwas anderes übrig, als den Erpel aus Entenhause­n zu bemitleide­n. Zumindest Mitleid darf man sich im Fall des FC Augsburg sparen, denn es gehörte schon auch viel Dummheit dazu, die Partie gegen Hannover 96 nach einer 1:0-Führung noch mit 1:2 zu verlieren (siehe auch überregion­aler Sport).

Philipp Max wandelte wie in Trance nach dem Schlusspfi­ff in Richtung Kabine. Die „Philipp“-Rufe der Reporter, die auch von ihm Aussagen erwarteten, konnte oder wollte er nicht hören. Es war auch kein Wunder, dass einige Spieler nach der Partie in eine Art Schockstar­re verfallen sind.

Jeffrey Gouweleeuw stand dagegen in den Katakomben des Stadions wie ein begossener Pudel. Der Innenverte­idiger des FC Augsburg schüttelte immer wieder den Kopf: „Das ist doch ein Wahnsinn. Wie kann man dieses Spiel verlieren?“Der Niederländ­er suchte nach Erklärunge­n: „Wir hätten in der ersten

„Wir müssen 3:0 oder 4:0 führen, dann ist das Spiel vorbei.“

FCA Verteidige­r Jeffrey Gouweleeuw

Hälfte vier oder fünf Tore schießen müssen. Für mich war die erste Hälfte die beste Halbzeit, die wir in dieser Saison gespielt haben. Nach der Pause gewannen wir überhaupt keine zweiten Bälle mehr.“Und immer wieder fiel dabei Gouweleeuw das Wort Wahnsinn ein. Am Ende ist man aber immer schlauer: „Wir müssen 3:0 oder 4:0 führen, dann ist das Spiel vorbei.“

Klingt komisch, ist aber tatsächlic­h die einfachste Erklärung. Auf Hannover 96 hätte keiner nach der ersten Hälfte auch nur einen Pfifferlin­g gesetzt. So erdrückend war die Dominanz des FC Augsburg gegen den Aufsteiger, der in den ersten 45 Minuten kein Land gesehen hat. Auch Hannovers Trainer André Breitenrei­ter sah da wohl schon alle davonschwi­mmen: „Augsburg hat das bärenstark gemacht, früh gepresst, uns unter Druck gesetzt und gejagt.“Dennoch machte Breitenrei­ter klar deutlich: „Ich werde mich nicht für diesen Sieg entschuldi­gen“. Dazu gab es auch keinen Grund. Augsburg spielte vor allem nach dem Ausgleich viel zu fahrlässig. Anstatt anschließe­nd wenigstens auf Ergebnissi­cherung zu spielen, lief die Mannschaft in ihr Verderben. Die Breitenrei­ter-Phrase: „So ist Fußball“, war da für den FCA nur ein schwacher Trost.

Den FCA hat es erwischt wie einen Betrunkene­n. Auf den „Rausch“der ersten Hälfte folgte der „Kater“nach dem Spiel. Den merkte man auch Kapitän Daniel Baier deutlich an. „Ich bin ratlos und sprachlos. Das Spiel hat sich lange Zeit sehr gut angefühlt. Aber wenn du nur mit einer 1:0-Führung in die Halbzeit gehst, ist es klar, dass Hannover noch mal alles nach vorne schmeißt und viele Stürmer bringt“, meinte Baier achselzuck­end. „Wir haben nach der Pause nicht gut nach vorne Fußball gespielt. Wir hatten zu wenig Bewegung und waren dann ängstlich, wenn wir den Ball hatten“, kritisiert­e Baier.

Mehr als ärgerlich war das Resultat auch für Michael Gregoritsc­h. Der ehemalige Stürmer des Hamburger SV erwischte eigentlich eiFelle nen guten Tag. Gregoritsc­h erzielte nicht nur das 1:0, er gehörte auch nach dem Seitenwech­sel zu den Akteuren, die konzentrie­rter wirkten als der Rest. Um die schreibend­en Journalist­en machte auch er anschließe­nd einen großen Bogen. „Es ist unerklärli­ch, dass wir dieses Spiel verlieren. Wir waren vor allem in der ersten Hälfte die klar bessere Mannschaft“, sagte er dem Fernsehsen­der Sky. Trotz seiner guten Leistung war es für ihn ein gebrauchte­r Tag: „Nach dem 1:1 waren wir irgendwie geschockt und haben den Kopf verloren. Das darf uns nicht passieren. Heute hätten wir uns belohnen müssen, daher ist die Niederlage ganz bitter.“

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Wahnsinn: Jeffrey Gouweleeuw kann es nicht fassen. Er muss mit ansehen, wie die Konkurrenz von Hannover 96 einen 2:1 Sieg in Augsburg feiert.
Foto: Klaus Rainer Krieger Wahnsinn: Jeffrey Gouweleeuw kann es nicht fassen. Er muss mit ansehen, wie die Konkurrenz von Hannover 96 einen 2:1 Sieg in Augsburg feiert.

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