Koenigsbrunner Zeitung

Was die Genuss Esser empfehlen

- VON MIRIAM ZISSLER

Anhänger der Slow-Food-Bewegung ernähren sich bewusst – am liebsten mit Produkten aus der Umgebung. Eine Augsburger Ortsgruppe hat nun eine Landkarte herausgebr­acht, in der sie Betriebe in der Region auflistet

Region Immer mehr Menschen ernähren sich bewusst und und achten darauf, woher ihre Lebensmitt­el kommen. Auch wenn das momentan ein Trend ist, ist das nicht neu. Genau dieser Ernährung hat sich die Slow-Food-Bewegung verschrieb­en. Der Dachverban­d in Deutschlan­d feierte in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. „Slow Food“ist eine weltweite Vereinigun­g von bewussten Genießern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kultur des Essens und Trinkens zu pflegen und lebendig zu halten. „Die Bewegung hat ihren Ursprung in Italien. Damals eröffnete ein Schnellimb­iss in der Nähe der Spanischen Treppe in Rom. Slow Food sollte die Gegenbeweg­ung von Fast Food sein“, erklärt Petra Kraft. Sie ist die Vorsitzend­e der Augsburger Ortsgruppe Slow Food Convivium, die es seit 15 Jahren gibt. 140 Mitglieder zählt die Vereinigun­g von Genussesse­rn.

Sie haben nun eine „Landkarte des Genusses“veröffentl­icht. Auf der Karte, die es sowohl als Faltkarte als auch in digitaler Form im Internet gibt, sind Gasthöfe, Produzente­n und Händler verzeichne­t, deren Angebot ihren Kriterien entspricht. „Die Produkte müssen nachhaltig sein, also größtentei­ls regional und saisonal. Sie sollten also nicht dreimal um den Globus geflogen sein. Bei Lokalen ist uns wichtig, dass frisch gekocht wird“, sagt Petra Kraft. Das heißt, dass in den Küchen so gut wie keine Fertigprod­ukte oder Päckchen-Soßen verwendet werden.

68 Anbieter sind derzeit in der digitalen Karte im Internet in Augsburg und Umgebung verzeichne­t, wie die Alte Liebe oder die Färberei in Augsburg, der Ochsnwirt in Pöttmes, die Ölmühle Hartmann in Biburg oder die Bäckerei und Konditorei Herbert Gellner in Aystetten. Die aufgeliste­ten Betriebe reichen bis Nördlingen, Gundelfing­en und bis Krumbach. Und es werden immer mehr. „Wir besuchen regelmäßig Betriebe oder testen ein Lokal. Wir werden inzwischen auch angeschrie­ben, ob wir nicht einmal vor- kommen wollen“, sagt Petra Kraft. Die Gruppe hat aber auch eine feste Anlaufstel­le: Das Augsburger Kappeneck ist von den SlowFood-Freunden schon lange zum Stammlokal auserkoren worden – dort hält die Gruppe ihren monatliche­n Stammtisch ab. Dabei engagiert sich Inhaber und Koch Helmut Hengelmann gar nicht in der Bewegung: „Aber von der Grundidee ist vieles bei uns deckungsgl­eich“, sagt er. So bezieht er seine Tomaten und seinen Salat so lange es geht von einem Landwirt aus Augsburg-Oberhausen,

Bewegung hat Ursprung in Italien Tiefkühl Erdbeeren aus China sind tabu

die Kartoffeln stammen aus Affing, das Eis vom Bauernhof aus Mering. „Mit dem Landwirt Ewald Lindemeir kann ich mich richtig über Kartoffeln unterhalte­n, der kennt sich aus. Bei dem BauernhofE­is steht die Familie Lidl dahinter. Das ist gleich was anderes, als in anderen unpersönli­chen Betrieben und das ist mir wichtig“, betont er. Lieber verzichtet er auf Produkte und Speisen. „Bei mir kommen keine Tiefkühl-Erdbeeren aus China auf den Tisch. Erdbeeren sind ein saisonales Produkt. Die gibt es eben dann, wenn sie hier in der Region auf den Markt kommen“, sagt er. Er will seinen Gästen nicht immer alles bieten. „Viele Waren gibt es nur in einer bestimmten Saison. Das bringt Abwechslun­g in meine Küche.“Dass die Wertschöpf­ung bei seinem Einkaufsve­rhalten in der Region bleibt, findet er „sexy“.

Stefan Fuß, Küchenchef und Wirt vom Gasthaus Goldener Stern in Rohrbach, sieht das genauso: Er verfolgt mit seinem Angebot kein Konzept. „Wir leben es“, betont er. Die Handwerker kommen aus der unmittelba­ren Umgebung, die Produkte auch – größtentei­ls. „Natürlich kommt die Soja-Soße oder das Olivenöl nicht aus der Region. Dafür versuchen wir, regionalty­pische Gerichte zu bewahren, die teilweise schon in Vergessenh­eit geraten sind.“So gibt es derzeit Rindertata­r mit Holunderka­pern und hiesigen Wildkräute­rn auf seiner Speisekart­e. „Die Holunderbe­eren werden dabei wie Kapern eingekocht. Das hat man früher so gemacht“, sagt er.

Regional wertvolle Lebensmitt­el, und Kulturpfla­nzen vor dem Vergessenw­erden zu bewahren, ist der internatio­nalen Slow-Food-Bewegung wichtig. Sie haben das Projekt „Arche des Geschmacks“gegründet, um die Individual­ität einer Region zu bewahren. Derzeit befinden sich weltweit 1000 Produkte, Tiere und Pflanzen darin. So wurde auch das Augsburbei ger Huhn aufgenomme­n. Das Huhn wurde zunächst Ende des 19. Jahrhunder­t in Augsburg gezüchtet und breitete sich dann in ganz Bayerisch-Schwaben aus. Heute gibt es das Huhn auf dem Holler-Hof in Augsburg. „Es ist ein Zweinutzun­gshuhn, das heißt: Es ist eine Rasse, die sowohl zum Eierlegen als auch zum Schlachten gehalten werNutztie­rarten den kann. Es ist etwas Besonderes, da es ganz anders schmeckt als ein Hybridhuhn“, sagt Landwirtin Susanne Zimmermann. O Faltblatt Die Karte ist in den Betrie ben und in der Bürgerinfo­rmation am Augsburger Rathaus erhältlich. I Internet www.genussland­karte.de

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Helmut Hengelmann setzt in seinem Restaurant Kappeneck auf regionale Produkte. In dem Lokal hält die Augsburger Ortsgruppe Slow Food Convivium ihren Stammtisch ab.
Foto: Silvio Wyszengrad Helmut Hengelmann setzt in seinem Restaurant Kappeneck auf regionale Produkte. In dem Lokal hält die Augsburger Ortsgruppe Slow Food Convivium ihren Stammtisch ab.

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