Die Deutschen greifen gern zu Scheinen – noch
Expertin informiert Einzelhändler, was beim bargeldlosen Bezahlen auf sie zukommt
Bargeldloses Bezahlen ist in Deutschland noch nicht der Normalfall, wird es aber zunehmend für die Jüngeren. Und die Menschen wenden die Verfahren an, die sich als schnell, bequem und vertrauenswürdig erweisen. Deshalb vermittelte die Expertin beim Handelsverband Bayern, Danielle Borowski, Augsburger Einzelhändlern, was in anderen Ländern schon gang und gäbe ist und damit voraussichtlich auch auf sie zukommt.
International wird von Mobile Payment gesprochen. Die Early Adopter bezahlen im Laden, von zu Hause aus oder im Kontakt mit Freunden einfach mit ihrem Smartphone. Laut Borowski braucht man weder Bargeld in der Tasche zu haben, noch sich an einer Kasse anzustellen. Deutsche sind bei solchen Systemen noch sehr zurückhaltend, weil sie fürchten, dass dabei Daten geklaut werden. Angeblich kurz vor der Einführung in Deutschland steht „Apple Pay“(es sollte aber bereits im März soweit sein). Mit diesem Programm kann man im Laden alles, was man kaufen möchte, einfach einpacken und ihn wieder verlassen. Das Smartphone registriert alle Waren und bucht automatisch den Rechnungsbetrag vom Konto ab. Freigegeben wird die Zahlung durch Fingerabdruck oder biometrische Daten. Laut Borowski können hier im Gerät keine sensiblen Daten abgegriffen werden. In Nordamerika, Asien und einigen europäischen Ländern ist „Apple Pay“schon im Gebrauch.
Ähnlich funktioniert „Amazon Go“; es hat sich aber herausgestellt, dass bis jetzt nur maximal 20 Kunden pro Laden bei ihren Einkäufen verfolgt werden können. Eine deutsche Buchhandelskette will das System im Weihnachtsgeschäft einsetzen, um Schlangen an der Kasse zu verkürzen.
Seit Juli ist in USA „Amazon Pay Places“im Einsatz. Man zahlt mit einer mobilen App und kann die Ware anschließend im Laden abholen.
Etwas Ähnliches ist „Alipay“von „Alibaba“. Chinesen sind bereits an diese Zahlungsweise gewöhnt und kaufen messbar mehr, wenn sie sie hier anwenden können. Wie Borowski sagte, konnte man in diesem Jahr auf der Wiesn bereits in dieser Form bezahlen. In England werden solche Systeme im ÖPNV eingesetzt. Eingeführt werden könnten sie bei Konzertkarten und Museumstickets.
Vielversprechend findet die Referentin „Social Payment“. Da kann man über Facebook per Knopfdruck Beträge an Freunde senden, teils auch an Händler. Es seien aber Sicherheitslücken aufgetreten. Keine Zukunft gibt sie dagegen dem Angebot „Paydirekt“deutscher Banken, das zu wenig bekannt sei und nicht angenommen werde. Jüngere in Deutschland machten sich inzwischen keine Sorgen mehr um ihre Datensicherheit. Allerdings fehle häufig noch die Infrastruktur für Mobile Payment. Und noch immer sei Bargeld mit Emotionen verbunden. Die Währung stehe für das Heimatland; das Zahlen per Smartphone sei etwas Internationales.
Borowski rief ihre Zuhörer dazu auf, die technische Entwicklung im Auge zu behalten und bargeldlose Zahlungssysteme zumindest zu testen. Denn Kauf- und Zahlungsverhalten veränderten sich grundlegend.