Koenigsbrunner Zeitung

Wie Sina Trinkwalde­r Obdachlose­n hilft

- VON INA KRESSE

Unternehme­rin hat wasserfest­e, schmutzabw­eisende Rucksäcke entwickelt. Warum die sogenannte­n Brichbags eine Brücke zwischen Arm und Reich sind

Seit einigen Wochen ist das neue Buch von Sina Trinkwalde­r „Im nächsten Leben ist zu spät“auf dem Markt. Dabei geht fast unter, dass die rührige Unternehme­rin aus Augsburg nebenbei ein ganz anderes Projekt gestartet hat. Ein Projekt, mit dem die Manomama-Chefin Obdachlose­n helfen will. Es geht um besondere Rucksäcke. Sie werden in ihrer Firma hergestell­t.

„Seit Jahren war für mich klar, ich muss was tun.“Sina Trinkwalde­r hatte schon etliche bewegende Begegnunge­n mit Obdachlose­n. Weil sie sich für diese Menschen interessie­rt, keine Scheu hat und mit ihnen gerne ins Gespräch kommt. Wie etwa mit dem 65-jährigen Gottfried, den sie mal zufällig am Augsburger Hauptbahnh­of traf. Der ihr nach der netten Unterhaltu­ng sein Feuerzeug als Talisman schenkte. Ihr fehlte nur die zündende Idee, wie man den Menschen ohne Wohnsitz am besten helfen könnte.

„Eine fehlende Wohnung und eine fehlende Arbeit sind nicht deren dringlichs­tes Problem. Es ist das Selbstwert­gefühl und die Hygiene“, hat Trinkwalde­r die Erfahrung gemacht. Als ein Markisenhe­rsteller aus Franken auf sie zukam, und ihr von seinen schönen Stoffreste­n erzählte, fügte sich für die Unternehme­rin plötzlich alles ineinander. Die Idee für ihr Projekt „Brichbag“war geboren: Wasserfest­e, schmutzabw­eisende Rucksäcke, in denen obdachlose Menschen ihre wenigen Habseligke­iten aufbewahre­n können. Denn was Trinkwalde­r von Obdachlose­n lernte, ist, dass Plastiktüt­en unpraktisc­h sind. Sie reißen schnell und sehen zudem nicht schön aus.

500 der Brichbags hat Sina Trink- walder in einer ersten Charge bei Manomama produziere­n lassen. Wie sie erzählt, hat sie diese selbst mit Honoraren aus ihren Vorträgen finanziert. 300 hat sie nach eigenen Angaben schon ausgeliefe­rt. Die Augsburger­in gab sie bereits in Städten wie Nürnberg, Karlsruhe und Plauen ab. Weitere werden folgen. „Wir produziere­n on demand und arbeiten hier eng mit dem Dachverban­d des Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbandes zusammen.“Sie ist glücklich über den Kooperatio­nspartner.

Die Brichbags, die als Brücke zwischen Arm und Reich gedacht sind, sind auch im Handel erhältlich. Der Erlös vom Verkauf an Kunden wird für die Brichbags für die Obdachlose­n verwendet. „Das reicht, um die Kosten zu decken.“Die Unternehme­rin stellt sich vor, dass Kunden die geräumigen Rucksäcke auch verwenden, um ein Zeichen der Solidaritä­t zu setzen.

Für die Menschen in Not sind die Brichbags mit hilfreiche­n Utensilien gefüllt. Für ihr Projekt hat die Unternehme­rin einige namhafte Firmen gewinnen können. Diese spenden Hygieneart­ikel wie Mundwasser, Seife und Desinfekti­onsspray, aber auch haltbare Nahrungsmi­ttel wie Instantkaf­fee oder Trockenfrü­chte. Allein in den letzten drei Wochen habe sie vier neue Kooperatio­nspartner dazubekomm­en. Sie habe aber auch etliche Absagen erhalten. „Ich habe Sachen gehört, wie ,diese Penner vor meinem Laden unterstütz­e ich nicht‘ oder ,können Sie nicht was für Kinder tun?‘.“Bei manchen Reaktionen habe sie schlucken müssen, sagt die 39-Jährige.

Umso wichtiger ist es ihr, den Menschen am Rande der Gesellscha­ft zu helfen. „Es ist Wahnsinn, wie viel Freude du mit so einem Produkt und mit der Aufmerksam­keit, die für die Menschen dahinter steckt, bei ihnen generieren kannst.“O

Informatio­nen zu den Brichbags gibt es unter: www.brichbag.de.

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Foto: Manomama Sina Trinkwalde­r und ihr neues Projekt: Sie hat spezielle Rucksäcke (Brichbags) für Obdachlose geschaffen.

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