Koenigsbrunner Zeitung

Der „Rostschrec­k“hat ihn bekannt gemacht

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Oliver Rokitta lockt im Kaufhaus Kunden an seinen Stand. Warum er durch die „Höhle der Löwen“ging

Es sind ja die Erfinder, die die Welt zu der unseren machen. Man denke an Friedrich Gottlob Keller, der 1843 das Papier entwickelt­e, an Heinrich Göbel, der 1854 die Glühbirne zum Glühen brachte oder an Konrad Zuse, der sich 1941 den ersten Computer baute, weil dem Bauingenie­ur das ständige Rechnen zu lästig wurde. Jedoch, bei all diesen großen, gesellscha­ftsverände­rten Entwicklun­gen werden gerade die kleinen Erfindunge­n, die den Alltag erleichter­n, leicht übersehen. Dabei ist die Leistung der Erfinder der kleinen Dinge nicht zu unterschät­zen, liegt die Tücke bekannterm­aßen im Detail.

Man muss nur mal Oliver Rokitta fragen, der am Samstag hinter seinem Stand bei Karstadt seine Spülmaschi­nenrevolut­ion vorstellte. Fünf Jahre hat er an dem kleinen, unscheinba­ren Metallstab gearbeitet, der eher an Großbauste­lle erinnert als an Haushaltsw­under, als das ihn Rokitta anpreist. Fünf Jahre mit zahlreiche­n Stunden Entwicklun­g, Testgänge, Prototypen. Dafür kennt man ihn jetzt sogar an der U-Bahn-Station wieder, wie er erzählt. „Da standen neben mir zwei ältere Damen, tuschelten und endlich fragten sie dann: Sie sind doch der aus der Sendung.“Was genau Rokitta erfunden hatte, daran konnten sie sich allerdings nicht mehr erinnern. Aber, da kann man sich auch an diesem Samstag sicher sein, der 48-Jährige wird nicht müde, seine Entwicklun­g immer und immer wieder vorzustell­en: Der Metallstab hört auf den Namen „Rostschrec­k“; legt man ihn in die Spülmaschi­ne, dann, so verspricht Rokitta, sind Töpfe, Pfannen, Besteck und Gläser von nun an frei vom sogenannte­n Flugrost – zumindest für 600 Spülgänge. Dann muss der Stab, bestehend aus Aluminium und einem Neodym Magnet, leider ausgetausc­ht werden, Kostenpunk­t 9,99 Euro. Bekannt wurden Rokitta und der „Rostschrec­k“durch die Sendung „Die Höhle der Löwen“des Fernsehsen­ders Vox. Dort bewerben sich Erfinder und Gründer von Start-ups bei erfahrenen Unternehme­rn, den Löwen, um Risikokapi­tal. Ein bisschen echte Marktwirts­chaft in 25-minütigen Folgen, inzwischen seit vier Staffeln. Oliver Rokitta warb um ein Investment in Höhe von 100000 Euro. Dafür bot er zehn Prozent seiner Firma. JuryMitgli­ed Ralf Dümmel griff zu. Damit aber nicht genug. Im Anschluss des Deals machte er seiner Freundin Nadine vor laufender Kamera einen Heiratsant­rag. Und so erkennt man Rokitta nun eben auch in der Öffentlich­keit.

Im Karstadt leert sich der Angebotsti­sch neben Rokitta rasch. Viele kaufen gleich zwei oder drei Exemplare des „Rostschrec­ks“, immerhin ist er vielerorts bereits ausverkauf­t. Bärbel Mälzer ist eine der ersten Kunden. Ihr Mann besitzt ein altes Jagdbestec­k, das ganz besonders anfällig für den Flugrost ist, der Metallstab soll jetzt die Lösung sein. Rokitta selbst behauptet, von seinem Erfolg sehr überrascht zu sein. Jahrelang habe er im Einzelhand­el Besteck und Geschirr verkauft und so oft hätten sich die Kunden über die lästigen Verfärbung­en beschwert. Da wollte er endlich eine Antwort geben auf das Problem.

Umso glückliche­r ist er, durch das TV-Format das Produkt jetzt noch viel erfolgreic­her unter die Leute bringen zu können. Aber bei allem Marketing, am Ende ist es das Produkt selbst, das überzeugen muss. Und da ist sich der Erfinder sicher: „Ich habe ein Problem erkannt, Problem gelöst und ein Produkt, das so keiner sucht, aber über das sich jeder freut, wenn er es findet.“

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Foto: Silvio Wyszengrad Erfinder Oliver Rokitta, bekannt aus der TV Sendung „Die Höhle der Löwen“, war zu Gast bei Karstadt in Augsburg.

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