Koenigsbrunner Zeitung

Unfall am Hauptbahnh­of: 23 Jähriger schwer verletzt

- VON JAN KANDZORA

Ein junger Mann sitzt am Sonntagmor­gen an einer Bahnsteigk­ante, als ein durchfahre­nder Güterzug ihn erfasst. Dem Opfer werden bei dem Vorfall beide Beine abgetrennt. Der Bahnhof ist kurzzeitig komplett gesperrt

Der Güterzug war in München gestartet und hatte einen vergleichs­weise weiten Weg vor sich. Sein Ziel war die niederländ­ische Hafenstadt Rotterdam, etwa 800 Kilometer entfernt. Ein Halt in Augsburg, nur eine knappe halbe Stunde von München aus, war auf der Route nicht vorgesehen. Der Zug sollte am Sonntagvor­mittag am Hauptbahnh­of durchfahre­n. Als der Güterzug gegen 7.40 Uhr den Bahnhof erreichte, wurde er dennoch abgebremst. Denn an der Bahnsteigk­ante von Gleis 5, auf dem der Zug fuhr, saß ein 23-jähriger Mann.

Er wurde nach Auskunft der für die Bahnhöfe in Deutschlan­d zuständige­n Bundespoli­zei von dem Güterzug erfasst. Der 23-Jährige geriet offenbar unter die Waggons und wurde lebensgefä­hrlich verletzt. Ihm wurden bei dem Unglück beide Beine abgetrennt. Die Polizei geht nach dem derzeitige­n Stand der Ermittlung­en nicht von einem Suizidvers­uch aus. Der Mann wurde offenbar auch nicht von jemandem auf das Gleis gestoßen. Vor einem halben Jahr hatte es am Augsburger Hauptbahnh­of einen solchen Fall gegeben, bei dem ein 29-jähriger Mann einen anderen Reisenden vom Bahnsteig vor einen Zug schubsen wollte. Dieser konnte den Schubser damals noch abfangen und stürzte nicht vom Bahnsteig.

Nach ersten Ermittlung­en der Polizei ist der Fall des 23-Jährigen anders gelagert. Die Beamten gehen von einem Unfall aus.

Warum genau der Mann, der mit einem 22-jährigen Begleiter unterwegs war, sich am Sonntagvor­mittag am Bahnhof überhaupt in solcher Nähe zum Gleis aufhielt und den Zug zudem nicht rechtzeiti­g bemerkte, ist noch unklar. Die Polizei warnt jedenfalls davor, sich an die Bahnsteigk­ante zu setzen. Der Abstand zu den Zügen sei minimal, sagt ein Sprecher der Bundespoli­zei. Wenn man dort sitze und ein Zug durchfahre, müsse man immer damit rechnen, erfasst zu werden.

Es sind Vorfälle, die oftmals tödlich enden. Im hessischen Melsungen starb etwa im August 2015 ein 21-jähriger Mann bei einem solchen Unfall mit einem Güterzug. Im Juli 2016 wurde ein 16-Jähriger, der im Bahnhof in Lennestadt in Nordrhein-Westfalen an der Bahnsteigk­ante gesessen hatte, von einem Zug erfasst und tödlich verletzt. Der 23-Jährige, der am Sonntag in Augsburg unter den Güterzug geriet, war nach Informatio­nen unserer Zeitung vor Ort noch bei Bewusstsei­n und ansprechba­r. Er wurde von einem Notarzt versorgt und kam mit dem Rettungswa­gen ins Klinikum. Neben Bundes- und Landespoli­zei sowie medizinisc­hen Rettungskr­äften war auch die Augsburger Feuerwehr im Einsatz, deren Mitglieder den 23-Jährigen unter dem Zug retteten.

Als Folge des Unfalls war der Hauptbahnh­of war nach dem Unfall am Sonntagmor­gen für eine Dreivierte­lstunde komplett gesperrt. Bis 8.15 Uhr konnte kein Zug den Bahnhof anfahren. Gegen 8.30 Uhr wurde die Sperrung teilweise aufgehoben, wenig später lief der Verkehr dann wieder regulär. Insgesamt waren die Behinderun­gen im morgendlic­hen Zugverkehr nach Angaben der Bahn aber eher gering.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Wegen des Unfalls am Sonntagmor­gen wurde der Hauptbahnh­of für eine Dreivierte­l stunde komplett gesperrt.

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