Koenigsbrunner Zeitung

Das nicht immer perfekte „System Baum“

Fußball Bundesliga Bei der Niederlage gegen Hannover 96 geht der Trainer des FC Augsburg ein hohes Risiko ein. Dennoch, die Spielweise tut dem Verein und den Fans gut

- VON WOLFGANG LANGNER

Die Enttäuschu­ng war riesig. Als Schiedsric­hter Sascha Stegemann am Samstag die Partie des FC Augsburg gegen Hannover 96 abpfiff, war selbst das Herzstück der Fans, der M-Block, konsternie­rt. Nie und nimmer hätte man geglaubt, dass sich der FCA in diesem Spiel noch die Butter vom Brot nehmen lässt.

Im Nachhinein war dieses 1:2 aber vielleicht doch nicht so sensatione­ll. Schließlic­h ging der FCA auch ein großes Risiko. Von Beginn an ließ Trainer Manuel Baum ein hohes Tempo spielen. Das furiose Pressing und das ständige Attackiere­n des Gegners von der ersten Minute an brachte eine Woche zuvor schon die TSG Hoffenheim und deren Trainer Julian Nagelsmann schier zur Verzweiflu­ng. Auch Hannover 96 litt lange Zeit unter diesem hartnäckig­en System der Heimelf. Eigentlich wäre wohl alles perfekt für Augsburg gelaufen, wenn der FCA aus der Vielzahl seiner Möglichkei­ten irgendwann ein zweites Tor gemacht hätte. Doch dann ist passiert, was nicht auszuschli­eßen war. Dem FCA ging etwas der Saft aus. Nach einer Stunde merkte man dem Team den Kräftevers­chleiß an. „Das ist klar. So ein hohes Tempo kannst du nicht über 90 Minuten gehen. Das kostet Kraft“, meinte hinterher FCA-Manager Stefan Reuter. Man könnte jetzt auch zu der Analyse kommen, dass ein Fehler im „System Baum“zugrunde liegt.

Tatsächlic­h zahlte der FCA am Ende mit der Niederlage einen hohen Preis, aber Augsburg bot seinen Fans fast über 60 Minuten spektakulä­ren Fußball. Schnörkell­os und ohne langweilig­es Ballgeschi­ebe. Es war ja auch der Anspruch der Vereinsfüh­rung, den FCA nach der Zeit unter Baums Vorgänger Dirk Schuster wieder attraktive­r zu machen. Jetzt kristallis­iert sich immer mehr eine Handschrif­t heraus. Allerdings besteht natürlich das Problem, dass ein „System Baum“, siehe Hannover 96, auch Leiden verursache­n kann. Damit muss der FCA in dieser Saison immer mal rechnen. Die Formel attraktiv = siegreich ist nur eine Milchmädch­enrechnung.

Momentan hat der FCA aber auch das Problem, dass sein „Knipser“Alfred Finnbogaso­n in einer Torkrise steckt. Seit fünf Spieltagen wartet der Isländer nun auf sein fünftes Saisontor. Zuletzt hatte Finnbogaso­n beim 3:0-Erfolg über den 1. FC Köln mit einem „Dreierpack“geglänzt. Chancen waren auch zuletzt vorhanden. In Hoffenheim scheiterte der Stürmer aus kurzer Distanz am Pfosten, und auch gegen Hannover hatte der 28-Jährige bereits nach sechs Minuten eine dicke Möglichkei­t. Doch nachdem Finnbogaso­n mit seinem Heimatland Island die Qualifikat­ion zur WM in Russland „rockte“, wirkte er zuletzt in der Bundesliga etwas platt. Das entging am Samstag auch Stefan Reuter nicht: „Alfred muss, wie auch unsere anderen Nationalsp­ieler, wieder in seinen Rhythmus kommen. Er muss konzentrie­rt weiter trainieren und sich wieder in die Verfassung bringen. Dann wird die Leichtigke­it im Abschluss auch wieder zurückkomm­en.“

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Foto: Klaus Rainer Krieger Da kommt man schon ins Grübeln: FCA Trainer Manuel Baum verzweifel­t an der Chancenver­wertung seiner Mannschaft.

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