Koenigsbrunner Zeitung

Ein Paar hinter und neben der Bühne

Gemeinsam von Dessau nach Augsburg: Sabeth Braun und David Ortmann sind verantwort­lich für das Schauspiel. Wie es ist, wenn man beruflich und privat ein Team ist

- VON BIRGIT MÜLLER BARDORFF

In einer Serie stellen wir bis Ende Dezember einige der „Neuen“am Theater Augsburg vor. Heute setzen wir die Serie mit der Dramaturgi­n Sabeth Braun und dem Regisseur David Ortmann aus dem Leitungste­am der Sparte Schauspiel fort. „Hört auf zu sprechen“, sagt die dreijährig­e Lilith manchmal, und dann wissen ihre Eltern, jetzt ist es genug mit dem Theater. Liliths Eltern sind Sabeth Braun und David Ortmann, die eine Hälfte des neuen vierköpfig­en Schauspiel-Leitungste­ams am Theater Augsburg. Die beiden sind nicht nur beruflich, sondern auch privat ein Paar, und da kann das Theater auch zu Hause am Küchentisc­h zum bestimmend­en Gesprächst­hema werden. Als Belastung empfinden das Braun und Ortmann nicht, sondern als Gewinn. „Theater ist schließlic­h eine Welt für sich, da ist es gut, mit jemandem zusammen zu sein, der Verständni­s für diesen besonderen Betrieb hat“, sagt Sabeth Braun und ergänzt: „Ich würde meinem Partner ja auch von der Arbeit erzählen, wenn er nicht den gleichen Beruf hätte.“

Dass sich aber nicht nur alles um das Theater dreht, dafür sorgt eben Töchterche­n Lilith, die den Alltag ins Leben von Sabeth Braun und David Ortmann bringt. „Das erdet uns“, stellt Braun dar. Schlecht findet sie das nicht, „schließlic­h schöpfen wir ja aus dem ganz normalen Leben für unsere Bühnenarbe­it“.

Wie bei vielen berufstäti­gen Paaren mit Kind erfordert das Alltagsleb­en von Sabeth Braun und David Ortmann großes Organisati­onstalent. Doch dass sie als Eltern am Theater arbeiten können, noch dazu beide in leitender Position, möchten sie auch als Signal verstanden wissen. „Wir können vorleben, dass sich das Theater mit der Familienpl­anung vereinbare­n lässt“, sagt David Ortmann und meint damit ein generelles Verständni­s für die Situation von Mitarbeite­rn, die Kinder haben. „Wir möchten, dass es am Theater menschlich zugeht.“

Der 31-jährige Ortmann stammt aus einer Theaterfam­ilie. Seine Eltern waren beide Schauspiel­er am Theater in Dessau. Nach der Schulzeit begann er als Regieassis­tent am Nordharzer Städtebund­theater in Quedlinbur­g, wo André Bücker Intendant war. Als dieser Intendant in Dessau wurde, ging Ortmann als Regisseur mit ihm ans Anhaltisch­e Theater. Eine „seltsame Heimkehr“in seine Heimatstad­t sei dies gewesen, erinnert er sich. Mit der Stadt war er bestens vertraut, viele seiner neuen Kollegen kannten ihn von klein auf, auch seine Eltern waren noch dort beschäftig­t, beschreibt er die vertraute Atmosphäre. Ganz anders sei es nun hier in Augsburg, der dritten Station seiner Theaterkar­riere. Sehr spannend findet er es, die Stadt, ihre Menschen und die reiche Geschichte zu entdecken.

Während David Ortmann sich ausschließ­lich durch die praktische Arbeit für seinen Beruf als Regisseur qualifizie­rte, wählte Sabeth Braun als Dramaturgi­n den akademisch­en Weg. Sie wuchs im württember­gischen Donzdorf auf und studierte nach der Schule in Leipzig unter anderem Theaterwis­senschaft. Von Anfang an stand für sie fest, dass sie aus der „geschützte­n Hintergrun­dperspekti­ve“, wie sie es nennt, am Theater arbeiten wollte. Sie hospitiert­e an einigen Häusern, unter anderem 2003 auch in Augsburg, und ging schließlic­h nach dem Studium als Dramaturgi­n ebenfalls ans Dessauer Theater, wo sie David Ortmann kennen lernte. Zwar habe es auch ein Angebot des Berliner Maxim Gorki-Theaters gegeben, „aber ich wollte an ein kleines Theater, am liebsten in einer Stadt in Ostdeutsch­land gehen, weil man dort viel ausprobier­en und selbst gestalten konnte“, erzählt die 34-Jährige.

Gemeinsam entwickelt­en Ortmann und Braun dort 2012 den Theater-Tatort, der nun auch in Augsburg auf dem Spielplan steht. David Ortmann konnte dabei sein Faible für Video und Fotografie nutzen. „Er ist ein richtiger Technik-Nerd“, beschreibt Sabeth Braun ihren Partner – und der nickt dazu. Trotzdem will er darauf achten, dass die Videotechn­ik nicht überhandni­mmt in den Inszenieru­ngen des Theaters Augsburg, auch wenn die fehlende Bühnentech­nik in den Ersatzspie­lstätten während der Umbauphase des großen Hauses vielleicht dazu verleite. „Video darf kein Automatism­us sein, es muss nicht alles flimmern“, macht er klar.

In Augsburg ist bisher nicht vorgesehen, dass Braun und Sabeth gemeinsam an Produktion­en arbeiten. Nicht etwa, weil dann die Koordinati­on mit dem Familienle­ben schwierig werden könnte. „Wir sind keine siamesisch­en Zwillinge“, betont Sabeth Braun. Ab und an witzeln die beiden aber mit André Bücker, wen von ihnen er denn eigentlich haben wollte und wen er dafür in Kauf genommen hat.

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Foto: Annette Zoepf David Ortmann und Sabeth Braun sind Teil der Schauspiel­leitung und auch privat ein Paar.

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