Koenigsbrunner Zeitung

Eine merkwürdig­e Beziehung

Ein 26-jähriger Mann soll immer wieder auf seine Lebensgefä­hrtin losgegange­n sein – auch als sie den nicht einmal ein Jahr alten Sohn auf dem Arm hat. Doch bei der Verhandlun­g gibt es Zweifel

- VON MICHAEL LINDNER

Landkreis Augsburg Weniger als zwei Jahre waren der 26-Jährige und die 28-Jährige ein Paar. Doch in dieser kurzen Zeit lief in der Beziehung so einiges schief. Immer wieder gab es Streit zwischen den beiden. Es waren Kleinigkei­ten, sagten sie unabhängig voneinande­r am Amtsgerich­t Augsburg aus. Doch diese schaukelte­n sich immer weiter hoch – mit weitreiche­nden Folgen. Achtmal sei der 26-Jährige während dieser merkwürdig­en Beziehung ausgezogen, sagte dessen Vater. Jedes Mal rauften sich die beiden aber wieder zusammen, auch wegen des gemeinsame­n Sohnes. Seit mehreren Monaten sind sie aber endgültig getrennt – und trafen sich nun vor Gericht wieder. Der Vorwurf: Der 26-Jährige soll seine Partnerin immer wieder körperlich angegangen haben. Laut Anklage stieß er die 28-Jährige einmal so heftig gegen den Briefkaste­n, während sie den kleinen Sohn auf dem Arm hatte, dass sie zu Boden stürzte. Zudem soll der Angeklagte die drei Jahre alte Tochter von ihrem ersten Mann gegen den Brustkorb gestoßen haben.

„Das ist alles gelogen“, sagte der 26-Jährige gleich zu Beginn der Verhandlun­g. Niemals wäre er handgreifl­ich gegen seine Partnerin oder gar eines der beiden Kinder geworden. Es sei immer bei einem verbalen Streit und einer vorübergeh­enden Trennung geblieben. Die 28-Jährige erfand laut Verteidige­r Joachim Feller immer wieder Geschichte­n, um Druck auf seinen Mandanten auszuüben. Der Vorfall am Briefkaste­n hat sich laut dem Angeklagte­n wie folgt zugetragen: Nach einem Streit verließ die Frau mit dem gemeinsame­n Sohn und der Tochter die Wohnung. Während sie auf dem Weg nach unten versuchte, ihre Schuhe anzuziehen, sei sie vermutlich ins Stolpern geraten, als sie rückwärts zur Türe hinausgehe­n wollte und gegen den Briefkaste­n gerumpelt. Hingefalle­n sei sie dabei nicht.

Die Frau erzählte vor Gericht eine ganz andere Version: Nach dem Streit soll der 26-Jährige sie immer wieder am Gehen gehindert haben. Er habe an ihr „gezerrt“, sie wehrte sich, dann sei sie gegen die Briefkäste­n „geflogen“und am Boden gelegen. Wie das alles genau abgelaufen ist, könne sie nicht mehr sagen. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass er mich verletzen wollte“, sagte die 28-Jährige. Sie wollte am Boden liegend wegrobben, aber er hätte sie mit dem Fuß aufgehalte­n. Sehr schmerzhaf­t sei das ihrer Meinung nach gewesen, sichtbare Verletzung­en gab es aber bei der Untersuchu­ng im Krankenhau­s laut Verteidige­r Feller aber keine. Ein als Zeuge aussagende­r Nachbar hörte zwar Schreie – was seiner Meinung nach häufiger vorkam –, aber eine Attacke auf die Frau oder die Kinder bemerkte er nicht.

Bei zwei weiteren Vorfällen wenige Monate zuvor, soll der Mann die Frau laut Anklage in der Wohnung jeweils aufs Bett geschubst und sie mit den Füßen getreten haben. Vor Gericht sagte die Frau aus, dass sie sich nur noch einmal an Tritte erinnern könne. Und zwar, als der Mann versucht habe, die Schlafzimm­ertüre zu öffnen.

Der Prozess soll am 7. November fortgesetz­t werden, da der ermittelnd­e Polizist erkrankt war und nicht bei der Verhandlun­g anwesend sein konnte.

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