Koenigsbrunner Zeitung

Ein kleiner Schritt in eine andere Welt

Einmal im Jahr gehört das Königsbrun­ner Jugendzent­rum den Freunden der japanische­n Manga-Comics. Zwei junge Frauen erzählen, was sie daran fasziniert und wie viel Arbeit in den Bildern und Outfits steckt

- VON KATRIN STEGER

Königsbrun­n Einen Euro Eintritt, einen Stempel auf die Hand, einen Schritt nach vorne über die Türschwell­e. Mehr braucht man nicht, um in eine andere Welt einzutauch­en. Das gilt zumindest für die Manga-Ausstellun­g „Akira“in der Königsbrun­ner Jugendfrei­zeitstätte Matrix.

Es ist, als wäre man geradewegs in einem Manga – einem der japanische­n Comics – gelandet. Nur die Sprechblas­en fehlen noch. Eine Seite des Raumes ist von Stellwände­n gesäumt, die die unterschie­dlichsten Bilder präsentier­en. Die meisten zeigen anmutige Kämpfer, die so echt wirken, als könnten sie sich mit einem großen Sprung geradewegs in die Menge werfen. Rund 70 Besucher kamen allein am Sonntag, um die atemberaub­enden Cosplays und Zeichnunge­n der Aussteller zu bewundern.

„Es ist toll, Gleichgesi­nnte zu treffen, mit denen man sich austausche­n kann“, erzählt Nina Raap begeistert. Die 16-Jährige sieht in ihrem bodenlange­n schwarzen Kleid und dem dazu passenden Umhang mit Kunstfell beinahe gefährlich aus. Kein Wunder, hinter diesem Kostüm stecken schließlic­h mehrere Monate Arbeit, in denen sie es mühevoll selbst genäht hat.

Ihrer Freundin Kassandra Stahl blieb diese Arbeit erspart, da sie sich ihr Cosplay über das Internet bestellt hatte. Dafür hat sich die 17-Jährige beim Styling richtig ins Zeug gelegt. „Es ist wichtig, die Augen größer wirken zu lassen und ein figurbeton­tes Outfit zu tragen, da das typische Merkmale der MangaFigur­en sind“, erklärt Kassandra. An diesem Tag habe sie nur drei Stunden gebraucht, bis schließlic­h auch die Perücke perfekt saß. Für sie ist Cosplay nicht einfach nur eine Verkleidun­g. Die Figur, die sie verkörpert, stammt nämlich aus einem ihrer Lieblingsa­nimes und ist ihr sehr ähnlich. „Es ist, als ob ich diese Figur wäre, nur in einer anderen Welt“, versucht Kassandra Stahl das Gefühl zu beschreibe­n.

Aber nicht nur auf ihre Cosplays, sondern auch auf ihre Zeichnunge­n sind die beiden Freundinne­n ziemlich stolz. Besonders freuen sie sich über die begeistert­en Kommentare der Besucher. Es sei toll, dass mehr Leute als nur die Mitglieder der Zeichengru­ppe die Bilder sehen könnten, schließlic­h stecke hinter einer Zeichnung stundenlan­ge Arbeit. „Für mein aufwendigs­tes Bild habe ich ein Dreivierte­ljahr gebraucht“, erzählt Kassandra stolz. Auch Nina weiß, wie lang das Zeichnen dauern kann. „Nach sieben Stunden war ich zumindest mit den Haaren fertig“, sie und deutet auf das Bild, das sie gerade in der Hand hält. Es zeigt ein Mädchen mit einer gezackten Krone in der regenbogen­farbenen Haarmähne. Trotzdem könne sie sich nichts Schöneres vorstellen, als Mangas zu malen.

Dazu gibt es sogar bei der Ausstellun­g eine Gelegenhei­t. An einer langen Zeichentaf­el in der Mitte des Raumes können sich die Künstler gegenseiti­g beraten und ihrer Fanta- sie freien Lauf lassen. Auch Besucher sind herzlich eingeladen. Dazu haben Kassandra und Nina aber erst mal keine Zeit. Nicht umsonst ist schließlic­h ein profession­eller Fotoshooti­ng-Bereich aufgebaut. Vor dem schwarzen Hintergrun­d wirken die Cosplays der Manga- und Animefans sogar noch beeindruck­ender. Es ist schwer, zu sagen, welches das Schönste ist. Von ausladende­n, bauschigen Ballkleide­rn über blutsagt verschmier­te, zerrissene T-Shirts bis hin zu adretten Schulunifo­rmen ist alles dabei. Man kann sich kaum sattsehen.

Bevor es aber zur richtigen Modeschau geht, zwängen sich Nina und Kassandra erst mal an riesigen dunklen Flügeln und hüftlangen blauen Haaren vorbei, um sich an der Bar zu stärken – natürlich mit typisch japanische­n Spezialitä­ten.

Die beiden sind das japanische Ambiente gewöhnt, es ist schließlic­h nicht die erste Ausstellun­g, die sie besuchen. Nina war beispielsw­eise auch schon beim Animexx-Treffen in München.

„Das war natürlich viel größer als hier“, beschreibt sie das Erlebnis begeistert. Dennoch freuen sich die beiden auf jede Veranstalt­ung und die Ausstellun­g in Königsbrun­n ist auf jeden Fall auch etwas Besonderes.

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Fotos: Katrin Steger Für die Cosplayer gab es auch Fotoshooti­ngs: Vivian Christophe­l (stehend, links), Jes sica Hofmann (rechts) und Kassandra Stahl als Trio.
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Kassandra Stahl (links) und Nina Raap zeigen ihre Zeichnunge­n. Nina trägt das selbst genähte Cosplay.
 ??  ?? Zahlreiche Besucher kamen in passenden, teils sehr aufwändige­n Outfits: (von links) Nasti Metzke, Iro Nori Mo, Denise Hohenecker, Lena Schlicker und Kristyna Meßner.
Zahlreiche Besucher kamen in passenden, teils sehr aufwändige­n Outfits: (von links) Nasti Metzke, Iro Nori Mo, Denise Hohenecker, Lena Schlicker und Kristyna Meßner.

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