Koenigsbrunner Zeitung

Esel, Hund, Katze und Hahn in Not

Junges Theater lässt „Stadtmusik­anten“in Augsburg spielen

-

Frau Reng, am Jungen Theater hatten „Die etwas anderen Augsburger Stadtmusik­anten“Premiere. Warum haben Sie das Märchen auf Augsburger Verhältnis­se umgeschrie­ben? Susanne Reng: Wir machen Theater für Augsburger Kinder und Jugendlich­e und wollten das Stück in die Nähe holen. Wir zeigen, wie es ist, wenn sich die vier Tiere auf den Weg machen, um in Augsburg Musik zu machen. Interessan­terweise ist es ja auch im ursprüngli­chen Märchen so, dass die Tiere nie in Bremen angekommen sind. In unserem SchlussSon­g fragen wir die Zuschauer, ob sie die vier Tiere hier bei uns auf den Straßen entdecken könnten.

Die Musik spielt also eine große Rolle in diesem Stück? Reng: Ellen Mayer hat die Lieder zum Stück geschriebe­n – echte Ohrwürmer! Mir ist es als Regisseuri­n sehr wichtig, dass die Musik Teil der Handlung ist. Wir haben im Probenproz­ess genau daran gearbeitet. Jedem Tier ist dabei sein eigenes Instrument zugeordnet.

Wie interpreti­eren Sie dieses Stück? Reng: Ursprüngli­ch war das eine Fabel aus dem 19. Jahrhunder­t über alte Menschen, die nicht sozialvers­ichert waren und in die Altersarmu­t abgleiten. Das könnte man heute natürlich auch spielen, aber unsere Zuschauer kennen das vielleicht von ihren Großeltern, sie selbst betrifft es jedoch nicht. Für unsere Zielgruppe erschien uns von daher das Thema der Ausgrenzun­g und des Ausgestoße­nseins geeigneter. Deshalb haben wir nach Anknüpfung­spunkten gesucht, von denen wir annehmen, dass sie den Kindern etwas näher sind.

Für welche Altersgrup­pe ist das Stück geeignet? Reng: Es ist für Kinder ab zehn Jahren. Wir haben jetzt aber gesehen, dass es auch schon für Drittkläss­ler geeignet ist. Jünger sollten die Kinder nicht sein, denn dafür sind die Geschichte­n zu hart.

Wie machen Sie das Märchen für Kinder dieser Altersgrup­pe interessan­t? Reng: Wir haben die Tiere verändert. Der Esel verliert seinen Job, weil der Müller Maschinen einsetzt. Der Hund ist ein überdrehte­s Wesen, das Herrchen und Frauchen nervt und ausgesetzt wird. Die Katze wird von ihrer Familie auf Diät gesetzt, daraufhin will sie für ihre Familie nicht mehr das nette Tierchen sein und soll deshalb ertränkt werden. Und der Hahn wird von anderen Hähnen gemobbt und soll zu Hühnersupp­e gemacht werden. Wir haben diesen Charaktere­n also eine größere Geschichte gegeben, die Figuren verjüngt und das ganze Märchen nach Augsburg verlagert!

Interview: Birgit Müller-Bardorff O Termine

für Schulklass­en unter Tel. 08 21/444 29 95; freier Verkauf für die Vorstellun­gen am Sonntag, 12. November und Sonntag, 17. Dezember jeweils um 16 Uhr.

 ?? Foto: Wolfgang Diekamp ?? Ramadan Ali spielt den Esel der Stadt  musikanten.
Foto: Wolfgang Diekamp Ramadan Ali spielt den Esel der Stadt musikanten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany