Koenigsbrunner Zeitung

Männer nutzen Freundinne­n für Falschgeld Geschäfte aus

- VON PETER RICHTER

Ein 25-Jähriger besorgt sich über dunkle Kanäle Blüten. Dann geht es darum, daraus echtes Geld zu machen

Es gibt Bereiche im Internet, die sind für Ermittler nur schwer zu durchdring­en. Das sogenannte Darknet (englisch für: dunkles Netz) ist ein solcher Tummelplat­z kriminelle­r Geschäfte. Es handelt sich um nach außen gut abgeschirm­te Netzwerke. In München steht derzeit Philipp K. vor Gericht, der über das Darknet zwölf Waffen verkauft hatte. Eine Pistole kaufte der Attentäter, der im Juli vorigen Jahres vor dem Münchner Olympia Einkaufsze­ntrum neun Menschen erschoss. In Augsburg sind jetzt zwei junge Männer vom Landgerich­t wegen Geldwäsche zu Haftstrafe­n verurteilt worden – auch sie nutzten das Darknet für ihre Geschäfte.

Die geständige­n Täter waren mit gefälschte­n 50-Euro-Scheinen, die sie im Internet erworben hatten, bayernweit auf Einkaufsto­ur gegangen. Aus Vorsicht betraten jedoch nicht sie selbst die Geschäfte, sondern schickten ihre Freundinne­n vor. Die Frauen kauften für wenig Geld in Bäckereien, Supermärkt­en, Apotheken, Metzgereie­n ein und bezahlten die Rechnungen mit falschen Fünfzigern. Auch in Eisdielen, an Imbissstän­den und in Gast- stätten. Ihre Begleiter warteten draußen in Sichtweite und nahmen ihnen anschließe­nd das echte Wechselgel­d und die Ware ab. „Ich war dumm. Ich habe alles für ihn getan. Ich war ihm hörig“, hatte eine 21-Jährige über ihren Freund ausgesagt. Beide Frauen hatten sich bereits im Juli in Augsburg vor Gericht verantwort­en müssen. Sie wurden zu Bewährungs­strafen verurteilt. Die junge Frau hatte sich auf Wunsch des 25-Jährigen auch einen sexistisch­en Text auf ihren Körper tätowieren lassen.

Bevor sie die falschen Euroschein­e eintausche­n ließen, hatten die Täter sie mit Haarspray besprüht. Sie wussten, dass sich so Prüfstifte zur Falschgeld­erkennung ausschalte­n lassen. Das Quartett ergaunerte in mehr als 40 Städten und Gemeinden rund 13 000 Euro an Wechselgel­d. Mit dem Geschäftsm­odell war es am 4. Juni vorigen Jahres vorbei. Ausgerechn­et in Augsburg, wo die Täter einen Monat zuvor ihre ersten „Blüten“in Umlauf gebracht hatten. In einem Café in der Maximilian­straße wurde eine der Frauen von der Polizei festgenomm­en. Eine Bedienung hatte die 21-Jährige erkannt, die zuvor schon zwei Mal mit Falschgeld bezahlt hatte.

Die Jugendkamm­er des Landgerich­ts hat gegen die Täter jetzt deutlich härtere Strafen verhängt, als die Strafen, zu denen die Helferinne­n verurteilt worden sind. Der Hauptangek­lagte, ein mehrfach vorbestraf­ter 25-Jähriger, muss für drei Jahre und zehn Monate ins Gefängnis. Er hatte, als die Polizei den Tätern bereits auf den Fersen war, sich nach Thailand abgesetzt, wo er aufgrund eines internatio­nalen Haftbefehl­s festgenomm­en und ausgeliefe­rt wurde. Vor seiner Flucht hatte er noch einem Ladeninhab­er in Landshut 10 000 Euro Falschgeld verkauft. Wie der Angeklagte im Prozess gestand, hatte er 6700 Euro be- zahlt, um im Darknet an 258 000 Euro Falschgeld zu kommen. Er sei zur Übergabe eigens aus Landshut nach Mannheim gereist, berichtete der Niederbaye­r. Am verabredet­en Treffpunkt sei ihm das Geld von einem Mann gegeben worden. Experten des Landeskrim­inalamtes gehen davon aus, dass die Scheine aus einer Fälscherwe­rkstatt im Raum Neapel stammen.

Der Mitangekla­gte will sich auf das Falschgeld­geschäft nur eingelasse­n haben, weil ihm sein Freund 2000 Euro schuldete. Das Gericht würdigte im Urteil, dass der Täter den Ermittlern „Aufklärung­shilfe“geleistet hat. Da der 26-Jährige zu einer Freiheitss­trafe von zwei Jahren und vier Monaten verurteilt ist, dürfte er schon bald auf Bewährung entlassen werden. Beide Angeklagte nahmen noch im Gerichtssa­al das Urteil an. Es verpflicht­et sie, die betrogenen Geschäftsl­eute in voller Höhe zu entschädig­en.

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Archivfoto: Polizei Über das Darknet besorgte sich ein 25 Jähriger Falschgeld.

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