Die Musik soll sich wie Heimkommen anfühlen
Was 90 Sänger und viele Konzertbesucher in Königsbrunn von einem internationalen Star lernen
Königsbrunn Über den Besuch eines ganz Großen der Gospelmusik in Europa freuten sich Hans Georg Stapff, der Popmusikkantor des Dekanats Augsburg, und die 90 passionierten Sänger beim diesjährigen Gospelseminar in Königsbrunn: Als Referent wurde, wie im vergangenen Jahr schon, Hans Christian Jochimsen gewonnen. Der mit bereits drei Grammys ausgezeichnete Gospelsänger Kirk Franklin bewunderte Jochimsen bereits als eines der „phänomenalsten Talente“, und auch Stapff freute sich, „den großen Namen in der Gospelszene“wieder auf der Bühne in Königsbrunn zu sehen.
Doch trotz großer Lorbeeren begeisterte Jochimsen seine Seminarschüler mit viel Humor und nicht dem kleinsten Schein von Hochnäsigkeit. Im Seminar war es vor allem eine Botschaft, die ihm wichtig schien zu vermitteln: Gospelmusik soll berühren und sich wie ein Heimkommen, Geliebtsein anfühlen. Unterstützt wurde diese Botschaft durch inspirierende Lieder, die von der Freundschaft zu Gott oder der Zufriedenheit mit sich selbst erzählen.
Der Text und die Gefühle, die in der Musik liegen, machen dabei für Jochimsen den Sinn im Gospelsingen aus: „Sie hören hier Klänge von Jazz, Soul und Funk – und alles ist Gospel, solange der Text unser Herz berührt.“
In der Johanneskirche in Königsbrunn konnten die Bürger am vergangenen Sonntag das Abschlusskonzert erleben. Den Gospel erleben bedeutet hierbei, dass das Publikum, wie bei Gospelkonzerten üblich, stets zum Mitsingen und Mitklatschen angehalten ist. Das Lied „Freedom is Coming“wurde sogar ganz bewusst gemeinsam gesungen: Jochimsen teilte das Publikum in vier Gruppen ein, die das Lied zusammen mit dem Chor im Kanon sangen – gefolgt von einem gewaltigen Applaus.
Das zum Mitsingen eher schwierige, jazzige Stück „I did not know“ wurde schon im Seminar schnell zu einem Favorit des Chores, da sich die gedämpften Harmonien in den ersten drei Versen leuchtend hell und laut in einen Durakkord auflösen. Leicht zu singen ist so etwas nicht – das weiß auch Jochimsen, doch in seinem Seminar galt das einfache Motto: einfach singen und die Angst vor Fehlern verlieren.
Dieses Konzept ging auf. In den Chorproben halfen sich die Sänger auch untereinander mit Tipps und klatschten sich nach einem gelungenen gegenseitigen Applaus. „Es geht hier auch um die Gemeinschaft und Freundschaften, die geschlossen werden“, erklärten Cirsten Linse und Friederike Hölse-Schmidt, zwei begeisterte Sängerinnen aus dem Good News Gospelchor aus Hochzoll. Der Organisator Hans Georg Stapff sieht in dem Seminar außerdem noch eine brillante Chance zur Fortbildung: „Die Chöre nutzen das Seminar als Input. Das geht rein und bleibt drin. Man merkt Sängern an, wenn sie hier waren.“