Den Tafeldienst vermisst keiner
Der Fortschritt der Technik ist in keinem Bereich aufzuhalten: Aus den klobigen Videokassetten gingen schicke Blu-ray Discs hervor und aus dem einst angesagten Walkman wurde der iPod. Dass die Digitalisierung auch vor Schulen nicht haltmacht, ist nicht verwunderlich. Verwundert dürften aber viele Erwachsene sein, wenn sie heutzutage manches Klassenzimmer betreten. Denn mit dem, was sie einst in der Schule vorgefunden haben, ist es kaum mehr zu vergleichen.
Wo ist der kastenförmige Overheadprojektor, auf den die Folien immer falsch herum gelegt wurden? Und wo ist das grüne Ungetüm hin, dass Millionen von Kindern von der ersten Klasse bis zum Schulabschluss verfolgte? Die alte Tafel ist spurlos verschwunden. Zumindest in zwei Klassen der Bobinger Mittelschule ist dies Realität. Dort löst die neueste Generation interaktiver Whiteboards das Kreidezeitalter ab. Die neuen Geräte sind nicht nur schick, sondern haben für Schüler einen netten Nebeneffekt: Der ungeliebte Tafeldienst verschwindet. Wer schnappte sich schon gerne den alten, auseinanderbröckelnden Schwamm, nur um in Minutenschnelle die verschiedensten Gleichungen oder die bunten Malereien des Kunstlehrers mit viel Wasser in Vergessenheit zu wischen? Wer dabei vergaß, auch die Rückseite der Tafel zu reinigen, der durfte zur Strafe schon mal ein Referat halten.
Durch das interaktive Display nimmt aber zugleich die sportliche Betätigung einiger Schüler ab. Im Erdkunde- oder Geschichtsunterricht war es fast schon an der Tagesordnung, den Kartenraum aufzusuchen. Je nach körperlicher Verfassung machten sich dann zwei bis drei Schüler auf den Weg quer durch das Gebäude, um eine überdimensionale Karte sowie einen kiloschweren Kartenständer zurück ins Klassenzimmer zu schleppen. Auch diese Erfahrung werden die Schüler nicht vermissen.
Für einige Lehrer bedeutet die zunehmende Digitalisierung im Klassenzimmer aber zunächst mehr Arbeit – sie müssen sich erst einmal mit der Technik und den Möglichkeiten der neuen Geräte vertraut machen.