Koenigsbrunner Zeitung

Der Freistaat soll zu seiner Verantwort­ung stehen

Seit Jahrzehnte­n drückt regelmäßig Grundwasse­r in Hauskeller im Königsbrun­ner Osten. Weil eine mögliche Lösung jetzt wieder ins Stocken geraten ist, will die Stadt an der Seite der betroffene­n Bürger vor Gericht ziehen

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Im Königsbrun­ner Osten haben viele Hausbesitz­er seit Jahrzehnte­n ein großes Problem: Wenn es viel regnet oder der Schnee schmilzt, drückt von unten das Wasser in die Keller. Seit den Achtziger Jahren geht das schon so, seit der Lech zwischen Mering und Königsbrun­n für die Stromgewin­nung aufgestaut wird. Damit endlich Abhilfe geschaffen wird, will die Stadt Königsbrun­n mit den betroffene­n Bürgern vor Gericht ziehen. Das hat der Stadtrat in seiner aktuellen Sitzung beschlosse­n. Ziel der Klage wird der Nachbarlan­dkreis sein.

Das Landratsam­t Aichach-Friedberg war es nämlich, der einst die wasserrech­tliche Freigabe für den Bau erteilte. In der Genehmigun­g ist auch ein Passus enthalten, dass Schäden für Anwohner durch geeignete Maßnahmen vermieden werden müssen, teilte Bürgermeis­ter Franz Feigl. Genau diese Maßnahmen wird die Stadt Königsbrun­n nun bei den Nachbarn beantragen und auch für einen der 300 Betroffene­n einen solchen Antrag stellen.

Dass der Nachbarlan­dkreis eine entspreche­nde Entscheidu­ng trifft, ist aber unwahrsche­inlich. Denn hier werden verschiede­ne finanziell­e Interessen berührt, unter anderem die des Energieunt­ernehmens E.on, das das Werk an der Staustufe betreibt. Wird der Königsbrun­ner Antrag abgelehnt oder nicht fristgerec­ht bearbeitet, klagt die Stadt ge- diese Entscheidu­ng vor dem Verwaltung­sgericht. Auch der Antragsste­ller aus den Reihen der Anwohner soll klagen, die Stadt unterstütz­t ihn und übernimmt die Kosten. Und schließlic­h schaltet sich die Stadt mit einer Eingabe an den Petitionsa­usschuss des Landtages in das Verfahren ein, das die betroffene­n Bürger bereits vor Jahren angestoßen haben. Diese Vorschläge wurden im Stadtrat einstimmig angegen nommen. Die vielen Betroffene­n im Sitzungssa­al quittierte­n den Beschluss mit Applaus.

Damit wollen die Königsbrun­ner neue Bewegung in das seit Jahren vor sich hin dümpelnde Verfahren bringen. „Mein Vorgänger Ludwig Fröhlich hat bereits viele Verhandlun­gen mit geführt. Ich habe 2014 übernommen“, sagte Franz Feigl. Eigentlich stand auch schon seit Fröhlichs Bürgermeis­terzeiten ein Lösungspla­n für die schlimmste­n Probleme der Anwohner bereit: Bei Hochwasser­gefahr sollte ein Pumpensyst­em die unterirdis­chen Grundwasse­rströme anzapfen, Wasser in den Lochbach umleiten und damit das Nass aus den Kellern halten. 2015 wurde der Plan dafür beim Landratsam­t Augsburg zur Genehmigun­g eingereich­t.

Doch dort stockt das Verfahren momentan wieder. Das Landratsam­t will man wissen, wer als Betreiber fungiert und die Auflagen erfüllt. Die Königsbrun­ner würden zwar grundsätzl­ich den Betrieb der Anlagen übernehmen, doch bezahlen soll der Freistaat mit. Denn Installati­on und Bau wären alles andere als günstig: Die Erstellung würde nach ersten Schätzunge­n mehrere Millionen kosten. Für den Erhalt wäre jedes Jahr wohl noch einmal eine sechsstell­ige Summe nötig. Doch die Landesregi­erung will sich derzeit nicht beteiligen.

Das Projekt hängt somit fest. Doch nun will der Bürgermeis­ter München in die Pflicht nehmen: „Es kann nicht sein, dass man eine Anlage betreibt, die dauerhaft Schäden verursacht. Der Freistaat darf sich hier nicht aus der Verantwort­ung nehmen, sondern muss erkennen: Hier ist etwas schief gelaufen.“Vielen Menschen sei ein Schaden entstanden, hier müsse endlich gegengeste­uert werden. Der Augsburger Rechtsanwa­lt Dr. Simon Bulla hat den möglichen Weg über den Antrag beim Landkreis Aichach-Friedberg aufgezeit und wird die Stadt juristisch beraten. Normale Zivilklage­n hätten keine Chance mehr gehabt – die Ansprüche sind verjährt, erklärte der Bürgermeis­ter.

Stadtrat Wilhelm Terhaag (SPD) ist einer der betroffene­n Bürger. Er sei froh, dass es nun endlich, nach etwa 35 Jahren, Rechtssich­erheit geben könnte. Die Absenkung des Grundwasse­rs sei aber auch wichtig für die Zukunft. Will man im Südosten der Stadt die Bebauung nachverdic­hten, müsse man auch vermehrt in die Tiefe bauen. Peter Henkel (CSU) erinnerte daran, wie viele Jahre man mit den Betreibern schon über die Schuldfrag­en gestritten habe. Peter Sommer (BbK) riet dazu, die anstehende­n Landtagswa­hlen zu nutzen, um mit viel Öffentlich­keitsarbei­t Druck auf die Staatsregi­erung zu machen.

Einen besonderen Dank richteten die Stadträte an Heidemarie Schmidt-Aßmann und Franz Roßmann, die sich in all diesen Jahren für die Belange der Anwohner des Gebiets eingesetzt haben.

 ?? Archivfoto: Hans Staebler ?? Wasser im Keller ist für viele Hausbesitz­er östlich der Bürgermeis­ter Wohlfarth Stra ße ein wiederkehr­endes Übel. Jetzt bekommen sie Unterstütz­ung von der Stadt für eine Klage.
Archivfoto: Hans Staebler Wasser im Keller ist für viele Hausbesitz­er östlich der Bürgermeis­ter Wohlfarth Stra ße ein wiederkehr­endes Übel. Jetzt bekommen sie Unterstütz­ung von der Stadt für eine Klage.

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