Koenigsbrunner Zeitung

Klangkunst mit selbst gebrannten CDs

- VON ERIC ZWANG ERIKSSON

Asmus Tietchens hypnotisie­rt mit elektronis­cher Musik. Außerdem: Lab-Awards für zwei Künstlerin­nen

Eigentlich war das Set-up, das der Klangkünst­ler und Sound-Designer Asmus Tietchens zu seinem Konzert am Samstag beim Medienkuns­tFestival Lab 30 nutzte, ein klassische­s DJ-Set. Das epische Werk aber, das der Altmeister der experiment­ellen elektronis­chen Musik aus diesen wenigen Zutaten zauberte, ließ es an nichts fehlen.

Satte Flächen von monumental­er Breite legten sich wabernd-walzend über den Saal, ließen Bilder im Kopf entstehen, die von den punktuell eingesetzt­en, schrillen Ausbrüchen wieder und wieder verzerrt, verwischt oder in neue Bahnen gelenkt wurden. Ein klingendes Kaleidosko­p abstrakter Landschaft­en, das in seiner konzentrie­rten Intensität hypnotisie­rte und ausschließ­lich mit elektronis­ch erzeugten Klängen geschaffen wurde.

Knappe 45 Minuten währte die Performanc­e, die das seltsame Setup sehr schnell vergessen ließ. Die Neugier aber kam nach dem Konzert zurück und die Frage, warum Asmus Tietchens mit den für das Genre ungewöhnli­chen CD-Playern arbeitete. „Mir ist bei ähnlichen Performanc­es schon zwei Mal ein Computer abgestürzt“, erklärt der mittlerwei­le 70-Jährige, der seit 1980 als Klangbastl­er tätig ist. „Seither spiele ich mit selbst gebrannten CDs, auf drei Player verteilt und über ein Mischpult gesteuert.“Eigentlich, so Tietchens weiter, handele es sich hier ja auch eher um eine Präsentati­on als ein Konzert. Für die Besucher seiner Aufführung das pure Understate­ment.

Die CDs wiederum seien mit Fragmenten gefüllt, eigenen Ideen und geschaffen­en Klängen. Ein Stückwerk, das in der Performanc­e verflochte­n werde. Eine Improvisat­ion also? „Oh nein“, winkt Tietchens ab. „Auch wenn ich eine gute Improvisat­ion sehr zu schätzen weiß, bin ich selber dazu nicht in der Lage. Ich weiß sehr genau, was auf meinen CDs drauf ist und welches Fragment wann kommt.“

Am späten Samstagabe­nd wurden im Abraxas außerdem die LabAwards verliehen. Die Jury (Karin Zwack, Dr. Thomas Elsen, KP Ludwig John, Benjamin Stechele, Felix Weinold) entschied sich unter den 16 Arbeiten der Ausstellun­g für die Installati­on „Small world wide“der Dortmunder Klangkünst­lerin Denise Ritter. Ausgehend von der Theorie, nach der weltweit jeder jeden über sechs Ecken kennt, verteilte sie zehn Audio-Rekorder an zehn Personen. Ausschließ­lich über persönlich­e Bekanntsch­aften sollten die Rekorder an zehn Zielorten ankommen. Alle Etappen wurden von den Teilnehmer­n akustisch dokumentie­rt. Aus diesen Aufnahmen realisiert­e die Künstlerin Kompositio­nen. „Small world wide macht sichtbar, was uns Menschen heute weltweit verbindet und setzt damit auch ein deutliches Zeichen – aber ohne didaktisch­en Duktus“, lautete das Jury-Urteil. Auch das Festival-Publikum kürte seinen Favoriten. Der von unserer Zeitung präsentier­te und mit 500 Euro dotierte Publikumsp­reis ging an die WahlMünchn­erin Alice Strunkmann­Meister für ihre Licht- und Wasserinst­allation „Ex unda“. Mehrere Glasschale­n, mit Wasser befüllt, bewegen sich darin motorbetri­eben auf und ab. Durch die Vibration der Schalen lässt sich das physikalis­che Phänomen der Interferen­z beobachten: Das Wasser in ihnen schlägt Wellen, die als Lichtrefle­xionen auf dem Boden sichtbar werden.

 ?? Foto: Eric Zwang Erisson ?? Als Wegbereite­r der experiment­ellen elektronis­chen Musik in Deutschlan­d gilt Asmus Tietchens. Beim Lab 30 war er in Augsburg zu Gast.
Foto: Eric Zwang Erisson Als Wegbereite­r der experiment­ellen elektronis­chen Musik in Deutschlan­d gilt Asmus Tietchens. Beim Lab 30 war er in Augsburg zu Gast.

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