Die Mutige
Ilse Aigner konnte die Hoffnungen nicht erfüllen
Als Ilse Aigner, 52, im Juli 2011 mit grandiosen 98,2 Prozent der Stimmen zur Bezirkschefin der CSU Oberbayern gewählt wurde, benutzte sie ein Wort, das gar nicht zu ihr passt. Sie könne, so ließ sie den Delegierten wissen, auch „ekelhaft“sein. Ob das nur der Abschreckung dienen oder den Herren in der männerdominierten CSU eine Warnung sein sollte – gezeigt hat Aigner diese Eigenschaft seither nicht.
Dafür hat sie Mut bewiesen und Hoffnungen geweckt. Sie war schon Bundesministerin, ging aber 2012 nach Bayern zurück, um mitzuhelfen, die Schlappe von 2008 auszubügeln. Es funktionierte: Die CSU legte bei der Landtagswahl 2013 in Oberbayern um knapp acht Prozentpunkte zu, Aigner sicherte sich in Miesbach mit 56,8 Prozent das drittbeste Erststimmenergebnis. Danach scheute sie nicht davor zurück, sich als Wirtschaftsministerin das schwierige Thema Energiewende aufbürden zu lassen. Und als Seehofer die Debatte um seine Nachfolge mal wieder in den „Gefrierschrank“verbannte, meldete sich Aigner trotzig zu Wort und sagte, dass sie sich den Job zutraue. Die Hoffnungen, die andere in sie gesetzt hatten, konnte Aigner allerdings nicht erfüllen. Sogar aus Oberbayern melden sich zurzeit in nicht geringer Zahl Unterstützer ihres Konkurrenten Markus Söder. Dass ein Franke dort so viele Fans hat, wird ihr als Schwäche ausgelegt. Das letzte Wort aber ist noch nicht gesprochen. Aigner hält sich aktuell an die Vereinbarung, nicht übers Personal zu reden. Wenn es so weit sei, werde die einseitige Debatte ein Ende haben. „Darauf können Sie sich verlassen.“Uli Bachmeier