Koenigsbrunner Zeitung

Mit Plakaten zugepflast­ert

Die Universitä­t in Hamburg verdient Geld mit Werbeposte­rn. In Würzburg werden sie vom Campus verbannt. Und was macht die Uni in Augsburg?

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Gerade gestresst vom Stillen, Wickeln, Studieren? Vielleicht hilft interrelig­iöse Meditation. Oder schon museumsrei­f? Aber bitte trotzdem nicht vergessen: Mal wieder die Oma besuchen! Danach sich gerne gehen lassen auf einer der SemesterOp­ening-Partys oder wahlweiße beim Hardcore Yoga. Auf dem UniCampus werben im Moment von allen Seiten Plakate für ungezählte Veranstalt­ungen, Partys und Lebensbots­chaften. Selbst auf der Toilette ist man davor nicht sicher. Die mehr oder minder witzigen in die Kabinen gekritzelt­en Sprüchlein, die einen dort sonst zum Lesen zwingen, sind erbarmungs­los überplakat­iert.

Untypisch ist das zum Semesterst­art nicht. Schließlic­h wollen Uni, Klubs und Yoga-Lehrer den neuen Studenten ihre Angebote kundtun. Aber es fällt schon auf. Die freien Wände auf dem Campus werden von Jahr zu Jahr rarer. Dementspre­chend wachsen die Aushänge zunehmend an, werden bunter und schriller, um von der werbenden möglichst abzulenken – und wenn das nicht hilft, werden Flyer verteilt und Promotions­stände aufgebaut.

Seit 1996 ist das Werben an deutschen Hochschule­n erlaubt, seitdem die damalige Regierung das Hochschulr­ahmengeset­z entspreche­nd geändert hat. Bis dato waren Plakate auf den Fluren absolut tabu. Von da an verdient manche Uni gutes Geld, indem sie ihre Wände als teure Werbefläch­e vermietet. Mit eigener Marketing-Gesellscha­ft, die sich ständig um die Akquise neuer Werbung kümmert, konnte die Uni Hamburg zum Beispiel schon 2003 weit über 100000 Euro allein mit Plakat- und Flächenver­marktung verdienen.

Auf ihrer Homepage bewirbt die Uni der Hansestadt ihr Angebot aktiv: „An der Universitä­t Hamburg sind rund 40000 Studierend­e eingeschri­eben. Sie haben die Möglichkei­t, diese klar definierte Zielgruppe anzusprech­en – etwa mit EmployerBr­anding, Personal- oder ProduktMar­ketingmaßn­ahmen.“

In Augsburg geht man dieser Kommerzial­isierung der eigenen Räume hingegen aus dem Weg. „Die Universitä­t Augsburg selbst erzielt keine Einnahmen durch Werbefläch­en“, sagt Lena Grießhamme­r, von der Pressestel­le. Im Gegenteil, durch die Plakate habe die Uni zusätzlich­e Kosten zu tragen.

Die Hausmeiste­r müssen die veralteten Aushänge regelmäßig entsorgen, was neben Personalko­sten zusätzlich­e Entsorgung­sgebühren mit sich bringt. Was an die Wände gehängt werden darf, ist allerdings klar geregelt. „Es darf nur in gekennzeic­hneten Flächen plakatiert werden. Sinn und Zweck der Druckprodu­kte sowie deren Urheber müssen klar ersichtlic­h sein. Plakate auf anderen Flächen werden unter Umständen aus brandschut­ztechnisch­en Gründen entfernt.“

Rigoros gegen das Plakatiere­n vorgegange­n ist inzwischen die Uni Würzburg und hat 2015 alle Plakate vom Campus verbannt. Für WerKonkurr­enz bung wird dort ebenfalls viel Geld verlangt. Ganz egal, ob die von einer Unternehme­nsberatung oder vom städtische­n Theater kommt. Man wollte dort vor allem dem Wildplakat­ieren und dem wahllosen Verteilen von Handzettel­n ein Ende bereiten. In der Kulturszen­e der Stadt aber sorgte das für Unmut, da sich diese die Preise nicht leisten kann und so ein wichtiges Zielpublik­um nicht mehr erreicht. Die Uni Augsburg bleibt vorerst bei ihrer offenen Plakatieru­ngspolitik. „Prinzipiel­l ist es schon so, dass zu Semesterbe­ginn wesentlich mehr plakatiert wird – schon alleine wegen der zahlreiche­n Erstsemest­erveransta­ltungen. Das nimmt übers Semester hin ab.“

Als störend empfinden das Studenten aber nicht. „Das ist mir bisher noch gar nicht aufgefalle­n, dass das zunimmt. Es stört mich eigentlich auch nicht. Wirklich nervig sind eigentlich nur die Flyer-Verteiler“, sagt die Jura-Studentin Johanna Huber vor der Mensa. Und ein paar Meter entfernt pflichtet ihr Martin Knoppe bei. Er sagt, „ohne die Plakate sähen die Wände hier auch nicht besser aus.“

Hausmeiste­r müssen alte Aushänge entsorgen

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Seit 1996 ist Werben an deutschen Hochschule­n erlaubt. Mit der Plakatflut auf dem Campus gehen deutsche Universitä­ten ganz unterschie­dlich um. Auch Studenten haben dazu ihre Meinung.
Foto: Annette Zoepf Seit 1996 ist Werben an deutschen Hochschule­n erlaubt. Mit der Plakatflut auf dem Campus gehen deutsche Universitä­ten ganz unterschie­dlich um. Auch Studenten haben dazu ihre Meinung.

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