Essbarer Kirchenschlüssel zur Begrüßung
Bernd Leumann ist seit Sonntagabend auch offiziell der neue katholische Pfarrer von Königsbrunn. Bei seiner Einführung sagt er, warum er auch zwei Titel passend findet, die es eigentlich gar nicht gibt
Königsbrunn Die Königsbrunner Katholiken haben ihrem neuen Pfarrer Bernd Leumann einen großen Empfang bereitet. Trotz zusätzlich aufgestellter Bänke war die Kirche Zur Göttlichen Vorsehung voll besetzt, 20 Priester und Diakone begleiteten die Einführung, zwei Chöre sorgten für klassische und moderne Musik. Neben Gläubigen aus Leumanns neuer Gemeinde waren auch zahlreiche Besucher und Ministranten aus seiner alten Gemeinde Pfronten/Nesselwang zu Gast. Dekan Thomas Rauch sagte, die Königsbrunner bekämen einen Pfarrer mit einem freundlichen Gesicht.
Die Einführung eines neuen katholischen Pfarrers erinnert an die Hochzeitszeremonie: Der Priester erneuert sein Versprechen, das er bei der Weihe abgelegt hat. Der Dekan fragt, ob er bereit sei, die ihm übertragenen Dienste treu und gewissenhaft zu übernehmen, den Notleidenden zu helfen, die Gemeinde umsichtig zu leiten. Der Pfarrer antwortet: „Ich bin bereit.“Schließlich überreicht der Dekan die Ernennungsurkunde und vollzieht damit die Übergabe. Anschließend – hier ist es anders als bei der Hochzeit – gehen Pfarrer und Dekan die wichtigsten Punkte der Kirche ab, wie Taufbecken, Beichtstuhl und Altar. Bei jeder Station wird auf die Aufgaben des Pfarrers eingegangen.
Dekan Rauch berichtete in der Messe vom Treffen mit einer Frau, die Pfarrer Leumann gesehen hatte: „Sie hat gesagt: Der hat ein ganz freundliches Gesicht.“Er bat die Königsbrunner, ihren neuen Pfarrer mit offenen Herzen zu begrüßen und aufzunehmen. Aus seiner Sicht passe vieles zusammen, sagte Rauch: Königsbrunn sei eine lebendige Gemeinde, in der der Glaube gelebt werde. Und Bernd Leumann sei ein sehr spiritueller Mensch. Rauch lobte zudem, die Königsbrunner hätten ihrer Gemeinde ein zutiefst soziales, spirituelles und ökologisches Profil gegeben.
Seine erste Predigt als offiziell eingeführter Pfarrer widmete Bernd Leumann anhand des Gleichnisses von den klugen und den törichten Jungfrauen dem Licht und dem Zusammenspiel, das nötig ist, damit Licht entsteht – von der Lampe und Strom oder im Falle des göttlichen Lichts von großen Aktionen der Gemeinde und stillem Gebet. Im Zusammenspiel von Gemeinde und Pfarrer brauche es anfangs Geduld beim Umgewöhnen. Es werde kein ungestümes Umkrempeln des Gemeindelebens geben, sagte Leumann: „Das wäre recht töricht. Aber wenn sich in zehn Jahren immer noch nichts verändert hat, haben wir alle etwas falsch gemacht.“Die Kirche müsse sich immer wieder erneuern, um lebendig zu bleiben: „Ich freue mich auf das Zusammenspiel mit Ihnen allen“, sagte der Pfarrer.
Ansprechen solle man ihn einfach als „Pfarrer“, sagte Bernd Leumann beim Empfang nach dem Gottesdienst: „Der Titel Stadtpfarrer ist in der Diözese Augsburg abgeschafft.“Es sei aber nicht schlimm, wenn das „Stadt“fällt. Es erinnere daran, dass Königsbrunn groß sei und man immer die Menschen im Blick behalten müsse, die der Kirche nicht nahestehen oder am Rand der Stadtgesellschaft leben. Auch mit dem Begriff Dorfpfarrer habe er kein Problem, versicherte Leumann: „Manche sagen ja, Königsbrunn sei nur ein großes Dorf. Aber das erinnert daran, dass man in einem Dorf zusammensteht und einander hilft.“
Diese Hoffnung auf enge Zusammenarbeit sprach auch der evangelische Pfarrer Ernst Sperber an. Es brauche ein noch stärkeres Miteinander zwischen katholischen und evangelischen Christen: „Wir haben einen Gott, einen Herrn, einen Geist und eine Taufe. Innerlich sind wir schon bereit, aus einem Kelch zu trinken.“Er berichtete von seiner Romreise und den Besuchen und Gastgeschenken mehrerer Päpste in der evangelischen Christuskirche dort. Als Gastgeschenk überreichte er Gebäck aus seinem Lieblingscafé in Rom und Luther-Würste, wie es sie auch bei den Königsbrunner Feierlichkeiten zum Reformationstag gegeben hatte. Auch Bürgermeister Franz Feigl hieß den neuen Pfarrer willkommen und überreichte ihm eine Jubiläumschronik.
Ein besonderes Geschenk hatte es schon im Gottesdienst gegeben: eine Torte in Schlüsselform mit Bildern der ehemaligen Wirkungsstätte Leumanns im Allgäu und der Königsbrunner Kirche St. Ulrich. „Ich hoffe, dass der Schlüssel auch die Herzen für den Glauben und die Blicke für einander aufschließt“, sagte Leumann. Eine Gemeinsamkeit gibt es: Auch Königsbrunn hat einen Berg, auf dem Bergmesse gefeiert werden kann. Den Kuchen schnitten er, Ernst Sperber und Franz Feigl gemeinsam an und verteilten ihn unter den Gästen im Pfarrsaal.