Koenigsbrunner Zeitung

Essbarer Kirchensch­lüssel zur Begrüßung

Bernd Leumann ist seit Sonntagabe­nd auch offiziell der neue katholisch­e Pfarrer von Königsbrun­n. Bei seiner Einführung sagt er, warum er auch zwei Titel passend findet, die es eigentlich gar nicht gibt

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Die Königsbrun­ner Katholiken haben ihrem neuen Pfarrer Bernd Leumann einen großen Empfang bereitet. Trotz zusätzlich aufgestell­ter Bänke war die Kirche Zur Göttlichen Vorsehung voll besetzt, 20 Priester und Diakone begleitete­n die Einführung, zwei Chöre sorgten für klassische und moderne Musik. Neben Gläubigen aus Leumanns neuer Gemeinde waren auch zahlreiche Besucher und Ministrant­en aus seiner alten Gemeinde Pfronten/Nesselwang zu Gast. Dekan Thomas Rauch sagte, die Königsbrun­ner bekämen einen Pfarrer mit einem freundlich­en Gesicht.

Die Einführung eines neuen katholisch­en Pfarrers erinnert an die Hochzeitsz­eremonie: Der Priester erneuert sein Verspreche­n, das er bei der Weihe abgelegt hat. Der Dekan fragt, ob er bereit sei, die ihm übertragen­en Dienste treu und gewissenha­ft zu übernehmen, den Notleidend­en zu helfen, die Gemeinde umsichtig zu leiten. Der Pfarrer antwortet: „Ich bin bereit.“Schließlic­h überreicht der Dekan die Ernennungs­urkunde und vollzieht damit die Übergabe. Anschließe­nd – hier ist es anders als bei der Hochzeit – gehen Pfarrer und Dekan die wichtigste­n Punkte der Kirche ab, wie Taufbecken, Beichtstuh­l und Altar. Bei jeder Station wird auf die Aufgaben des Pfarrers eingegange­n.

Dekan Rauch berichtete in der Messe vom Treffen mit einer Frau, die Pfarrer Leumann gesehen hatte: „Sie hat gesagt: Der hat ein ganz freundlich­es Gesicht.“Er bat die Königsbrun­ner, ihren neuen Pfarrer mit offenen Herzen zu begrüßen und aufzunehme­n. Aus seiner Sicht passe vieles zusammen, sagte Rauch: Königsbrun­n sei eine lebendige Gemeinde, in der der Glaube gelebt werde. Und Bernd Leumann sei ein sehr spirituell­er Mensch. Rauch lobte zudem, die Königsbrun­ner hätten ihrer Gemeinde ein zutiefst soziales, spirituell­es und ökologisch­es Profil gegeben.

Seine erste Predigt als offiziell eingeführt­er Pfarrer widmete Bernd Leumann anhand des Gleichniss­es von den klugen und den törichten Jungfrauen dem Licht und dem Zusammensp­iel, das nötig ist, damit Licht entsteht – von der Lampe und Strom oder im Falle des göttlichen Lichts von großen Aktionen der Gemeinde und stillem Gebet. Im Zusammensp­iel von Gemeinde und Pfarrer brauche es anfangs Geduld beim Umgewöhnen. Es werde kein ungestümes Umkrempeln des Gemeindele­bens geben, sagte Leumann: „Das wäre recht töricht. Aber wenn sich in zehn Jahren immer noch nichts verändert hat, haben wir alle etwas falsch gemacht.“Die Kirche müsse sich immer wieder erneuern, um lebendig zu bleiben: „Ich freue mich auf das Zusammensp­iel mit Ihnen allen“, sagte der Pfarrer.

Ansprechen solle man ihn einfach als „Pfarrer“, sagte Bernd Leumann beim Empfang nach dem Gottesdien­st: „Der Titel Stadtpfarr­er ist in der Diözese Augsburg abgeschaff­t.“Es sei aber nicht schlimm, wenn das „Stadt“fällt. Es erinnere daran, dass Königsbrun­n groß sei und man immer die Menschen im Blick behalten müsse, die der Kirche nicht nahestehen oder am Rand der Stadtgesel­lschaft leben. Auch mit dem Begriff Dorfpfarre­r habe er kein Problem, versichert­e Leumann: „Manche sagen ja, Königsbrun­n sei nur ein großes Dorf. Aber das erinnert daran, dass man in einem Dorf zusammenst­eht und einander hilft.“

Diese Hoffnung auf enge Zusammenar­beit sprach auch der evangelisc­he Pfarrer Ernst Sperber an. Es brauche ein noch stärkeres Miteinande­r zwischen katholisch­en und evangelisc­hen Christen: „Wir haben einen Gott, einen Herrn, einen Geist und eine Taufe. Innerlich sind wir schon bereit, aus einem Kelch zu trinken.“Er berichtete von seiner Romreise und den Besuchen und Gastgesche­nken mehrerer Päpste in der evangelisc­hen Christuski­rche dort. Als Gastgesche­nk überreicht­e er Gebäck aus seinem Lieblingsc­afé in Rom und Luther-Würste, wie es sie auch bei den Königsbrun­ner Feierlichk­eiten zum Reformatio­nstag gegeben hatte. Auch Bürgermeis­ter Franz Feigl hieß den neuen Pfarrer willkommen und überreicht­e ihm eine Jubiläumsc­hronik.

Ein besonderes Geschenk hatte es schon im Gottesdien­st gegeben: eine Torte in Schlüsself­orm mit Bildern der ehemaligen Wirkungsst­ätte Leumanns im Allgäu und der Königsbrun­ner Kirche St. Ulrich. „Ich hoffe, dass der Schlüssel auch die Herzen für den Glauben und die Blicke für einander aufschließ­t“, sagte Leumann. Eine Gemeinsamk­eit gibt es: Auch Königsbrun­n hat einen Berg, auf dem Bergmesse gefeiert werden kann. Den Kuchen schnitten er, Ernst Sperber und Franz Feigl gemeinsam an und verteilten ihn unter den Gästen im Pfarrsaal.

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Fotos: Adrian Bauer Dekan Thomas Rauch ging mit Pfarrer Leumann die wichtigste­n Orte der Kirche ab, wie hier den Altar.
 ??  ?? Einen gebackenen Schlüssel mit Abbildunge­n seiner ehemaligen und seiner neuen Wirkungsst­ätte bekam Pfarrer Bernd Leumann als Willkommen­sgeschenk.
Einen gebackenen Schlüssel mit Abbildunge­n seiner ehemaligen und seiner neuen Wirkungsst­ätte bekam Pfarrer Bernd Leumann als Willkommen­sgeschenk.

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