„Heirate keinen Udo!“
In Bobingen feiern Jubelpaaren ihren langen, gemeinsamen Weg. Beim Empfang im Pfarrheim verrät Mary Falkenberg, welche Paare das geringste Scheidungsrisiko aufweisen
Bobingen Sie verkündeten die Botschaft von Ehe und Familie. Beim Empfang im Pfarrheim St. Felizitas im Rahmen des Tags der Ehejubiläen sprachen die Jubelpaare im privaten Kreis die Herausforderungen des Zusammenlebens an, die Entbehrungen, Freuden und die Erziehung der Kinder, aber auch die Macht des Glaubens. Mary Falkenberg zeigte dagegen humoristisch auf, wie man eine Ehe zusammenhält – oder auch nicht.
Auf das Erfolgsrezept des langen gemeinsamen Ehewegs angesprochen, benötigen Hedwig und Michael Lang keine Überlegungszeit. Das Zauberwort heiße Gemeinsamkeit, meinten beide. „Nur so ist es möglich, alle Höhen und Tiefen zu überwinden.“Kraft habe zudem der Glaube gegeben, sagt das Goldhochzeitspaar (50 Jahre verheiratet).
Für Elisabeth und Jakob Reiter ist das stete Gespräch miteinander ein wichtiger Faktor für eine gelingende Ehe in 50 Jahren. Sobald das Sprechen und die Energie füreinander aufhören, sei das ein Alarmzeichen, so Elisabeth Reiter. Die beiden hatten mit so manchen Entbehrungen zu kämpfen. „Wir sind Anfang der 1990er-Jahre aus Rumänien nach Deutschland gekommen“, blickt sie zurück. „Eine neue Existenz aufzubauen war nicht einfach.“Doch im engen Miteinander sei dies gelungen.
Georg Geirhos vergleicht seine 50-jährige Ehe mit seiner Frau Annemarie mit „Krieg und Frieden“. Dabei schmunzelt er und blickt ihr tief in die Augen. Es habe natürlich ein Auf und Ab gegeben, meint er ernster. „Der Zusammenhalt hat aber alles gemeistert“, betont er. Dabei habe er stets den Rückhalt und das Verständnis seiner Frau gehabt. „Ich war Hausmeister im Bobinger Krankenhaus und stets in Bereitschaftsdienst.“Das sei für beide nicht immer ein Honigschlecken gewesen. Ihr Wunsch? „Noch viele gemeinsame und vor allem gesunde Jahre.“
Das Silberhochzeitspaar Ulrike und Hans Jürgen Stadlmeir setzt auf den Glauben. „Wir sind tief mit der Kirche verwurzelt“, verdeutlicht sie. Dies sei ein positives Mitbring- aus dem Elternhaus. „Damit kommt man gut durchs Leben“, resümiert er. „Wir sind zwar 25 Jahre miteinander verheiratet, gefühlt seien dies allerdings höchstens fünf Jahre.“
Eiserne Hochzeit (65 Jahre verheiratet) feierten Helga und Otto Reichinger. Sie wollten mit ihrem Kommen Dank sagen für viele gute gemeinsame Jahre. „Wir setzen auf den Segen des Stadtpfarrers“, sagt Otto Reichinger. Auf das Geheimnis ihrer langen Beziehung angesprochen, meint er: „Ein großes und gegenseitiges Vertrauen schweißt zusammen.“Sie ergänzt: „Als eifrige Kirchengänger fällt uns das Miteinander vielleicht einfacher.“
Wie eine lange Ehe funktioniert, verkündigt Mary Falkenberg. Ihr Sieben-Punkte-Plan basiert auf einem Zeitungsartikel, der verschiedene Langfeldstudien und Befrasel gungen unter Paaren und Geschiedenen auswertete. Ihr erster Tipp lautet: „Frühestens nach drei Jahren Beziehung heiraten. Das senkt das Scheidungsrisiko um 39 Prozent gegenüber Paaren, die das nach weniger als einem Jahr tun.“Das beste Heiratsalter sei zwischen 25 und 32 Jahren. „Ein frischvermählter 20-Jähriger hat ein um 50 Prozent höheres Scheidungsrisiko als ein 25-Jähriger“, macht Falkenberg aufmerksam.
Die Statistik gibt noch viel mehr an Spekulation her, wenn man aus ihr Rückschlüsse wagen mag. So listet Falkenberg auch das angeblich geringste Scheidungsrisiko auf: nämlich Hochzeitspaare mit einer langen Gästeliste. „Bei mehr als hundert Gästen sinkt das Risiko um 84 Prozent gegenüber einer kleinen Hochzeitsrunde.“Zudem rät sie: „Heirate keinen Udo.“Ein Paarberater habe herausgefunden, dass Männer mit diesem Vornamen keine Familienmenschen seien. Und: „Wer regelmäßig in die Kirche geht, senkt das Scheidungsrisiko gegenüber Nichtkirchengängern um 56 Prozent.“Augenzwinkernd setzte sie nach: „Ab und zu mal vorbeischauen hilft auch. Das mindert das Risiko immerhin noch um rund zehn Prozent.“
Letzteres dürfte insbesondere Stadtpfarrer Thomas Rauch gefallen haben. „Es ist ein großes Geschenk, gemeinsam alt zu werden“, betont er. Dabei sei es wichtig, immer einmal innezuhalten und für den langen Eheweg bewusst dankbar zu sein. Zusammen mit seinen Gästen stieß er auf „viele weitere, glückliche Jahre“an. Zuvor hatte er allen Paaren beim Familiengottesdienst in St. Felizitas den Einzelsegen gespendet und für die Gesegneten den Schutz, die Ermutigung und den Beistand Gottes erbeten.