Koenigsbrunner Zeitung

Staudenbah­n braucht keinen Strom

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Weshalb der Chef der Bahnbetrie­bsgesellsc­haft die Debatte über die Elektrifiz­ierung der Strecke für nebensächl­ich hält

Landkreis Augsburg Strom, nein danke? Der Vorstoß des Landtagsab­geordneten Harald Güller kurz vor der Bundestags­wahl, in dem er die Elektrifiz­ierung der Staudenbah­n im Abschnitt Gessertsha­usen– Langenneuf­nach forderte, hat auch die Staudenbah­nbetriebsg­esellschaf­t überrascht. „Leider hat Herr Güller zu keinem Zeitpunkt mit uns über dieses Thema gesprochen, sonst hätten wir ihm die wirklich wichtigen Erfolgsfak­toren einer zu reaktivier­enden Staudenbah­n vorgetrage­n“, so Hubert Teichmann, Geschäftsf­ührer der Bahnbetrie­bsgesellsc­haft Stauden. Auf den Punkt gebracht: Teichmann hält eine Elektrifiz­ierung für überflüssi­g.

Seine Begründung: Da die Trassenpre­ise unabhängig von der Beschaffen­heit der Infrastruk­tur vom Freistaat Bayern gedeckelt sind, seien keine Spielräume für zusätzlich­e, vom Fahrgast nicht zu spürende Investitio­nen vorhanden. Außerdem sei die Hybridtech­nologie im Eisen- bahnbereic­h mittlerwei­le so weit fortgeschr­itten, dass eine Elektrifiz­ierung überhaupt nicht mehr nötig sei, um ökologisch sinnvoll zu fahren. Entspreche­nde Hybridfahr­zeuge seien auf der Staudenbah­n zusammen mit MTU bereits vor Jahren getestet worden, so Teichmann. Wenn die Politik innovativ sein solle, so könne man dann derartige Technologi­en mit gleichem ökologisch­em Ergebnis zu deutlich geringeren Kosten anstreben.

Teichmann brennt ein anderes Thema auf den Nägeln: Für den Erfolg einer reaktivier­ten Staudenbah­n seien andere Ziele viel wichtiger, die leider politisch viel zu wenig diskutiert würden. „Der Erfolg steht und fällt mit möglichst vielen Verbindung­en, insbesonde­re in der Hauptverke­hrszeit, und vor allem mit einem möglichst umsteigefr­eien Verkehr von und nach Augsburg über den ganzen Tag. Wenn sich Herr Güller für dieses Ziel genauso einsetzen würden, wie für eine wirt- schaftlich nicht sinnvolle Elektrifiz­ierung, dann wäre dem Projekt Staudenbah­n deutlich mehr geholfen“, sagt Teichmann.

Wie mehrfach berichtet, hatte Güller eine Äußerung des bayerische­n Innenminis­ters Joachim Herrmann aufgegriff­en. Dieser hatte im Wahlkampf gefordert, alte Bahnstreck­en in Bayern zu elektrifiz­ieren. Das gelte aber nur auf den Strecken, auf denen der Bund gesetzlich verpflicht­et sei, Instandhal­tung und Betrieb zu finanziere­n, ruderte Herrmann schließlic­h in seiner Antwort an Güller zurück, der daraufhin prompt auch die Elektrifiz­ierung der Staudenbah­n gefordert hatte.

Auf der Strecke zwischen Gessertsha­usen und Langenneuf­nach soll 2021 der regelmäßig­e Personenve­rkehr Richtung Augsburg wieder aufgenomme­n werden. Werktags sollen 20 Zugpaare zwischen Langenneuf­nach und Augsburg verkehren, am Wochenende 19.

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Archivfoto: Hubert Teichmann Ab 2021 soll der regelmäßig­e Personenve­rkehr Richtung Augsburg wiederaufg­enommen werden.

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