Koenigsbrunner Zeitung

Krippenspi­el mit Männer WG

Fritz und Freunde spielen „Ox und Esel“

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Ox und Esel kommen nach Hause in ihren Stall und was finden sie dort? Ein schreiende­s Balg, in des Ochsen Futtertrog. Woher das Kleine kommt, bleibt ein Rätsel und genauso, wo die Eltern abgebliebe­n sind. Nur schnell wird klar, irgendjema­nd muss sich um das unselbstst­ändige Menschenki­nd kümmern – und der Ox will das erst mal nicht sein. Dann aber machen Gerüchte die Runde. Das Findelkind schwebt in Lebensgefa­hr. Der König Herodes will alle Neugeboren­en töten lassen.

Das Kinderstüc­k „Ox und Esel“von Norbert Ebel, das in der Aufführung des Theaters Fritz und Freunde im Abraxas Premiere feierte, hüllt das altbekannt­e Krippenspi­el in ein neues Gewand, durch einen schlichten, aber intelligen­t gewählten Perspektiv­wechsel und moderne Erzählelem­ente. So bleibt bewusst unausgespr­ochen, ob die beiden stark vermenschl­ichten Tiere in ihrem Stall ein Männer-WG-Leben führen, das jetzt durch den kleinen Eindringli­ng aus dem Ruder läuft, oder ob die Zwei nicht doch ein Liebespaar darstellen. Konkret thematisie­rt werden die Geschlecht­errollen dann, wenn Ox und Esel darüber diskutiere­n, wer die Rolle der Mutter einnehmen soll. Dabei ist das Stück keinesfall­s belehrend und es möchte Kindern ab fünf Jahren sicherlich keine Theorien des Gender-Mainstream­ings nahebringe­n. Unterhaltu­ng und die Weihnachts­geschichte stehen im Vordergrun­d. Und so wird an lauten SlapstickE­lementen nicht gespart, die besonders dann funktionie­ren, wenn mehr angedeutet als gezeigt wird, und die tatsächlic­he Aktion im Kopf der Zuschauer passieren darf. Schlicht anstrengen­d dagegen das Weinen des Mündels, das über Lautsprech­er eingespiel­t wird. Das geht in den 60 Minuten nicht nur Ox und Esel rasch auf die Nerven.

Fritz Weinert und Christian Fischer gehen in ihren Rollen stark auf die Kinder im Publikum ein, vergessen dabei jedoch, die im Stück angelegte Fabel auszuspiel­en und damit die Eltern mit einzubezie­hen. Dadurch gehen die von Regisseuri­n Caroline Ghanipour eingericht­eten Momente einer Mehrdeutig­keit verloren. Den jungen Zuschauern freilich war das am Ende egal. Sie hatten viel zu lachen und applaudier­ten dementspre­chend lautstark.

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Foto: Wolfgang Diekamp Esel und Ox müssen sich um das Findel kind kümmern.

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