Koenigsbrunner Zeitung

Von der schnarchen­den Susanne in der Savanne

Ringelnatz, Busch und Loriot lassen grüßen, wenn Marco Tschirpke seine Lapsuslied­er vorträgt

- VON CLAUDIUS WIEDEMANN

Marco Tschirpke schreibt kurze Gedichte, sehr kurze Gedichte. Diese trägt er am Flügel vor, manchmal mit höchst abenteuerl­ichen Fingerläuf­en über die Tastatur. Nun gab Tschirpke, frisch gekürt mit dem Deutschen Kleinkunst­preis, vor bescheiden­er Zuhörersch­aft im Parktheate­r in Göggingen eine Kostprobe seiner Kurzlyrik und bot damit durchaus kurzweilig­e und pointenrei­che Unterhaltu­ng in Reimform.

Vorbilder mag es für Tschirpke einige geben. Sofort die ersten Texte verweisen darauf, wess’ geistig Kind dieser Künstler und Lyriker ist: „Kein Tier in der Savanne schnarcht so wie du, Susanne.“Hier lassen Ringelnatz und Busch, Ehrhardt und Loriot grüßen. In eben diesem Stil sollte Tschirpke den gesamten Abend von Pointe zu Pointe springen.

Er selbst nennt seine Gedichte Lapsuslied­er, wobei ihm nicht wirklich ein Lapsus unterläuft. Hierfür sind seine Texte zu genau, zu durchdacht gezimmert, wie das Opus „Novize, die Bibel auslegend“höchst anschaulic­h demonstrie­rte. „Der Traktorist­in Schal strich sanft die blasse Wange ihm, worin sein Glaube sich vollendete. Als sie am Feldsaum wendete, hielt er ihr auch die andere hin.“

Trotz der klaren und geistreich­en Pointen erschöpft sich diese Form des gepflegten und gereimten Witzes nach einiger Zeit doch erheblich. So kurz die Texte, so flüchtig ihre Existenz. Dabei boten so manche Zeilen genügend Raum, über das Gereimte länger nachzudenk­en. „Es wird auch Sie von Zeit zu Zeit verdrießen. Die Welt ist aus den Fugen, von Bach nicht zu erschließe­n.“Als Buchform hatten sich diese Lapsuslied­er unter dem Titel „Frühling, Sommer, Herbst und Günther“zu einem Bestseller entwickelt. Auf der Bühne können sie nur bedingt die Spannung für einen gesamten Abend halten. Zu wenig schwingen sie nach, da der Klavierkab­arettist bereits längst weitergesc­hwungen ist zum nächsten zweizeilig­en Szenario. Doch selbst wenn man auf dem Nachhausew­eg nur wenige Pointen memorieren könnte, so hatte man doch einen kurzweilig­en Abend mit intelligen­tem Humor erlebt.

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Foto: Wolfgang Diekamp Pointenrei­ch und kurzweilig: Marco Tschirpke

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