Das Leben auf der Insel hat ihn verändert
Volker Kreuzner hat bei einer Überlebensshow im Fernsehen vor zehn Jahren 250000 Euro gewonnen. Dafür lebte er 50 Tage auf einer Insel. Jetzt hat er über die Zeit ein Buch geschrieben
Vor zehn Jahren nahm Volker Kreuzner an einer TV-Show teil, die sein Leben veränderte. 50 Tage ging er für die Sendung „Survivor – Überwinde. Überliste. Überlebe.“des Senders Pro Sieben auf eine einsame Insel im Südchinesischen Meer. Er konnte sich gegen 17 Teilnehmer behaupten und gewann das Preisgeld von 250 000 Euro.
Dabei hatte sich der heute 60-Jährige gar nicht für die Teilnahme beworben. „Vor zehn Jahren hat meine Frau gemeinsam mit unserer Tochter immer die Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“angeschaut. Damit habe ich die beiden ständig aufgezogen, weil ich damit überhaupt nichts anfangen kann“, erzählt er. Damals lebte die Familie im Westerwald. Im Zuge dieser Diskussion zeigte Tochter Edda ihrem Vater eine Anzeige in der Tageszeitung. Eine TV-Produktionsfirma suchte Frauen und Männer für diverse TV-Formate. Seine Tochter habe ihn damals an seine große Klappe erinnert und gesagt, dass er dort zeigen könne, was er drauf hat, erzählt Volker Kreuzner zehn Jahre später. Dieser Aufforderung konnte er sich nicht entziehen und stellte sich bei der TV-Firma vor. Dort konnte er ankreuzen, in welchen Formaten er teilnehmen würde: Schulden-Shows, Abenteuer- oder Gerichts-Sendungen… „Ich habe alles angekreuzt, bis auf Schuldenund Single-Shows.“Schließlich wird er für die Überlebens-Show im Südchinesischen Meer gecastet, macht Probeaufnahmen und kommt mit 47 Mitstreitern in die finale Auswahl. Er übersteht diese letzte Runde und fuhr mit den anderen Teilnehmern nach Malaysia.
Auf ihn wartete ein Überlebenstraining. „Es war nicht so wie im Dschungelcamp, wo vorher noch von der Produktionsfirma aufgeräumt und die giftigen Tiere entfernt werden“, sagt er. Die Teilnehmer wurden zusammen mit den Kameraleuten auf der unbewohnten Insel geradezu ausgesetzt. Dort mussten sie feststellen, dass ihre Übungen in Deutschland, wie man in der Natur ein Feuer macht, bei 90 Prozent Luftfeuchtigkeit wenig nutzten. Die 100 Gramm Reis, die ihnen pro Person am Tag zur Verfügung gestellt wurden, konnten sie nicht kochen und mussten hungern. „Wir haben gegessen, was uns die Insel bot: Kokosnüsse, Algen, Schnecken, Früchte.“Bei einem bei dem die Teilnehmer regelmäßig antreten mussten, gewannen die Sieger am dritten Tag einen Feuerstein. Ab diesem Zeitpunkt konnten wir Feuer machen. Der damals 50-Jährige war der älteste Teilnehmer. Ihm gefiel es, dass die Gruppe wie eine Familie zusammenhielt und die Authentizität zählte und nicht Rollenmuster, die vom Sender vorgegeben wurden. „Diese schwierige Lebenssituation hat uns zusammengeschweißt.“
Das TV-Format wird für viele Länder auf rund 40 unbewohnten Inseln in diesem Teil des Südchinesischen Meeres produziert. Während in Amerika 32 Staffeln ausgestrahlt wurden, bleibt die Show in Deutschland eine einmalige Sache. Die Quoten stimmten 2007 nicht.
Volker Kreuzner gefiel das System dennoch: Zuerst wurden die 18 Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt und spielten gegeneinander. Die Gewinnergruppe konnte jeweils entscheiden, wer von den Verlierern die Insel verlassen musste. Nach einiger Zeit spielte jeder gegen jeden. „Es war eine Meisterprüfung fürs Leben“, sagt der spätere Sieger.
Er bestand die Prüfung und erhielt die 250000 Euro. Zurück in Deutschland war dann erst einmal nichts mehr, wie es war. Mit dem Preisgeld konnte zwar das Haus weiter abbezahlt und der eine oder andere Wunsch erfüllt werden, doch in seinen früheren Berufsalltag als Selbstständiger fand er nicht wieder hinein. Waren für ihn zuvor 12- bis 15-Stunden-Tage normal, konnte er in der Folge gerade drei bis sieben Stunden am Stück arbeiten. „Ich konnte mich nicht länger konzentrieren.“Daneben fühlte er sich unverstanden: Schon bald wollte er niemanden mehr von seiner Zeit auf der Insel erzählen, weil er das Gefühl hatte, dass seine Gegenüber seiSpiel, ne Erlebnisse nicht nachvollziehen konnten. Freunde rieten ihm, das Erlebte aufzuschreiben. „Mit der Idee bin ich drei Jahre schwanger gegangen, dann habe ich angefangen zu schreiben. Ich habe in jeder Pause geschrieben. Morgens, abends, zwischendurch.“Inzwischen lebt Volker Kreuzner in Augsburg. Vor drei Jahren ist er mit seiner Frau an den Lech gezogen, weil seine Eltern hier leben. „Sie sind über 80 Jahre alt. Meine Schwester lebt in Augsburg. Sie konnte sich alleine nicht mehr um sie kümmern.“Für das Buch verwendet er ein Pseudonym, ein Wunsch der Familie.
Für die Veröffentlichung seines Buches „Crusoe 2.0 – How to survive“im Dezember, in dem er über die Zeit auf der Insel berichtet, hat er die Stiftung Tengah Foundation gegründet, die das Buch verlegt. Mit dem erzielten Gewinn will er Kinder auf den Philippinen unterstützen und ihnen das Schulgeld bezahlen. Das erste Förderkind heißt Aya. Ihr Schulgeld kostet pro Jahr 400 Dollar. „Wenn ich 50 Bücher verkaufe, kann ein weiteres Kind ein Jahr die Schule besuchen.“
IIm Internet: www.volkerkreuzner.de