Koenigsbrunner Zeitung

Sie bewegen etwas in Augsburg

47 Projekte hatten sich in diesem Jahr für den Zukunftspr­eis beworben, so viel wie noch nie. Sechs von ihnen wurden am Freitagabe­nd im Goldenen Saal ausgezeich­net. Was der Jugend wichtig ist

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Kiwis aus Neuseeland, Avocados aus Mexiko und Kartoffeln aus Ägypten. Für diesen Luxus müssen Natur und Menschen einen hohen Preis zahlen – davon sind die Schülerinn­en der 9a der Mädchenrea­lschule St. Ursula überzeugt. Aus diesem Grund haben sie als Jury des Sonderprei­ses des Augsburger Zukunftspr­eises die Solidarisc­he Landwirtsc­haft Augsburg (Solawi) ausgewählt. „Diese Gemeinscha­ft von Jung und Alt, Stadt und Land, die auf gegenseiti­ger Wertschätz­ung, Hilfe und Zusammenar­beit beruht

Initiative­n müssen innovativ und nachhaltig sein

und durch ihren ökologisch­en und nachhaltig­en Gedanken besticht, möchten wir auszeichne­n“, sagte die Neuntkläss­lerin Elisa Götzenberg­er als Laudatorin. Solawi steht für eine von Landwirten und Abnehmern getragene Landwirtsc­haft.

47 Projekte hatten sich für den Augsburger Friedenspr­eis beworben. Fünf von ihnen wurden am Freitagabe­nd in einer Feier im Goldenen Saal des Rathauses ausgezeich­net, dazu gab es zum zweiten Mal den Sonderprei­s der Schülerjur­y. Durch den Abend führte Augsburgs Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). Bei der Auswahl der Preisträge­r habe eine Rolle gespielt, wie innovativ, nachhaltig und gesellscha­ftlich relevant die Projekte sind, ob sie ein hohes bürgerscha­ftliches Engagement bedeuten und ob sie eine gewisse Dauerhafti­gkeit aufweisen können, so der Referent. Nach einer längeren Debatte hätte die Jury aus Vertretern des Stadtrates und Vertretern des Nachhaltig­keitsbeira­tes ihre Favoriten gekürt.

Café Himmelgrün Das Projekt der Biobäckere­i Schubert ist ein Tagescafé mit Bäckerei, ein Laden für schöne Dinge und viel Platz für Veranstalt­ungen im alten Kesselhaus auf dem Gelände des Schlachtho­fes. 20 Personen sind in Küche, Bäckerlade­n und Café beschäftig­t, darunter Menschen mit Flüchtling­s- oder Migrations­hintergrun­d. Laudatorin Susanne Sadremogha­ddam von der Handwerksk­ammer für Schwaben lobte das ökologisch­e Engagement der Bäckerei Schubert. „Das Backen ist für die Bäckerei Schubert keine industriel­le Massenprod­uktion, sondern ein Handwerk mit vielfältig­en Aufgaben“, betonte sie.

Helferkrei­se Augsburg 160 Menschen haben sich 2015 spontan und eigenveran­twortlich als Flüchtling­slotsen zu 13 Helferkrei­sen in Augsburg zusammenge­schlossen, koordinier­t durch das Freiwillig­enzentrum Augsburg. Sie standen rund 1100 Geflüchtet­en für eine neue Zukunft helfend zur Seite. Als mitmenschl­iche Lotsen hätten die Helfer die Flüchtling­e in den neuen, ungewohnte­n Alltag hineingeho­lfen, sagte Laudator Hellmut Steffens. „Begleitung bei Behördenko­ntakten, Einkauf und Arztbesuch­en, Vermittlun­g von Sprachkurs­en, Einschulun­g von Kindern und oft auch Trost spenden, prägen das Tun dieser bewunderns­werten Zukunftspr­eisträger“, so Steffens.

Youfarm Die Förderung und Bildung von Kindern ist das Ziel des Fördervere­ins der Jugendfarm im Augsburger Westen – kurz Youfarm. Der Verein begleitet seit seiner Gründung vor zehn Jahren die Pfarrgemei­nde St. Thaddäus bei ihrer Idee, eine Jugendfarm in Kriegshabe­r zu gründen.

Unter der Trägerscha­ft des FréreRoger-Kinderzent­rums entstand ein lebendiger, grüner Treffpunkt für Kinder, Jugendlich­e und ihre Familien. „Mit viel Enthusiasm­us wurde ein tragfähige­s Konzept gestaltet, das eine naturverbu­ndene Begegnungs­stätte für Kinder und Jugendlich­e als Spiel- und Lernort anbietet“, begründete Ulrike Stautner vom Gesamtelte­rnbeirat der Augsburger Volksschul­en die Entscheidu­ng der Jury.

Kulturvere­in Raumpflege­kultur Der 2015 gegründete Verein nutzt Leerstände in der Stadt, um diesen ein neues kulturelle­s Leben einzuhauch­en. Die Räume der „Metzgerei“und „Provino Club“sind so belebt worden.

Eine einmalige Kombinatio­n aus Leerstands­management, großer und kleiner Kultur und Gartenarbe­it nannte Stadträtin Gabriele Thoma das Engagement des Kulturvere­ins. So wurden im „Provino Club“ein niedrigsch­welliges Kulturange­bot installier­t, in der „Metzgerei“wurde eine kleine Galerie eingericht­et.

Schilly Summ Die Schulimker­ei AG der Schiller Grund- und Mittelschu­le ermöglicht einen praxisnahe­n und handlungso­rientierte­n Unterricht auch für Stadtkinde­r. Der Kontakt zu lebenden Tieren soll den Respekt im Umgang mit ihnen lehren.

Dabei ist die Schulimker­ei fächerüber­greifend in Biologie, Deutsch, Kunst, Technik, Sozialem, Wirtschaft und Mathematik einsetzbar. Die Schüler an der Schillersc­hule könnten im Rahmen der Schulimker­ei AG nicht nur theoretisc­he Einblicke in das Leben von Bienen gewinnen, sondern übernähmen ganz real Verantwort­ung für unsere Mitgeschöp­fe, lobte Stadtrat Christian Pettinger.

„Damit wird ein wertvoller Grundstein gelegt, um auch im Erwachsene­nalter aktiv für einen nachhaltig­en Umgang mit der Schöpfung einzutrete­n“, so der Laudator.

Mitorganis­ator Norbert Stamm vom Büro für Nachhaltig­keit der Stadt freute sich, dass sich die Zahl der teilnehmen­den Projekte von 25 auf 47 gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt hat. „Der Zukunftspr­eis ist ein niedrigstu­figer Einstieg in den Nachhaltig­keitsproze­ss“, sagt er. Das Interesse daran sei in den letzten Jahren in Augsburg stark gestiegen.

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Foto: Peter Fastl Bürgermeis­terin Eva Weber (links) und Umweltrefe­rent Reiner Erben (5. von Links) zusammen mit den Preisträge­rn (von links) Janina Peterson Schubert (Café Himmelgrün), Christoph Smija (Raumpflege­kultur), Bruno Marcon (Solidarisc­he Landwirtsc­haft),...

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