Koenigsbrunner Zeitung

Berühmt werden wird schwerer

- VON JOHANN STOLL

Auf nichts scheint mehr Verlass zu sein. Was waren das noch für Zeiten, als es genügte, den Yeti im Himalaja zu treffen. Peng, schon war man für den Rest seiner Tage berühmt. Später führte selbst hartnäckig­es Leugnen des Klimawande­ls zu kaum mehr als einem gleichgült­igen Schulterzu­cken. Der Donald Trump halt wieder. Und Außerirdis­che trifft heutzutage gefühlt eh jeder Zweite.

Diese Entwicklun­g bereitet zunehmend Sorgen. Wo sollen all die Berühmten herkommen, die wir doch so dringend brauchen? Über wen sollen wir uns noch aufregen?

Im Bayerische­n Landtag hat jetzt ein Abgeordnet­er den lobenswert­en Versuch unternomme­n, den fatalen Abwärtstre­nd aufzuhalte­n. Der Politiker hatte eine glänzende Idee. Er beschäftig­te sich mit Tieren, die bisher unter dem Begriff Ungeziefer zusammenge­fasst worden waren, in jüngster Zeit aber für Nutztiere gehalten werden.

Gibt es nicht, polterte der Macher im Maximilian­eum, und hatte auch gleich eine überzeugen­de Begründung parat, warum das Insektenst­erben aus dem Reich der Fabel stammt. Es sei zwar schon richtig, dass kaum noch Fliegen, Falter und Motten ihr ohnehin kurzes Leben auf Windschutz­scheiben aushauchen. Das habe aber mit der Windschlüp­frigkeit der modernen Autos zu tun. Da blieben einfach nicht mehr so viele hängen. Weil also die Autos immer spritspare­nder werden, haben Insekten nicht mehr so viel Gelegenhei­t zum sichtbaren Ableben. Prima, das sollte reichen für ein paar Tage Berühmthei­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany