Geschichte mit einem Comic entdecken
Der Königsbrunner Archivherbst will zeigen, wie Autoren Fakten unterhaltsam vermitteln
Königsbrunn Das bunte Heft, das Stadtarchivarin Susanne Lorenz in den Händen hält, passt eigentlich so gar nicht zu den grauen Schachteln im Hintergrund. Und auch der Flyer zum Archivherbst, den Archivmitarbeiterin Jutta Schmidt mitgebracht hat, ist sehr farbenfroh.
In den Schachteln werden alle für Königsbrunn relevanten Artikel unserer Zeitung als Zeitdokumente aufbewahrt – einige sogar in mehrfacher Ausführung. Lorenz greift ein aktuelles Beispiel heraus: Die Aktion „Königsbrunn liest ein Buch“. Alle Berichte hierzu finden sich in Ordnern zum Stadtjubiläum, Stadtbücherei, Literaturkreis sowie Veranstaltungen des städtischen Kulturbüros – also in vierfacher Ausführung. „Alles ist nach dem bayerischen Einheitsaktenplan ab- erklärt Lorenz. Einheitsaktenplan? Das hört sich jetzt aber sehr bürokratisch an und passt nun erst recht nicht zu dem bunten Comic-Heft in Lorenz Hand. Dennoch wird dieses Heft im diesjährigen Archivherbst am kommenden Freitag, 24. November, im Mittelpunkt stehen. Der Historiker und Herausgeber Thomas Dahms wird dann der Frage nachgehen: „Deutsche Geschichte im Comic – geht das?“
Der Comic, um den es hier exemplarisch geht, ist nicht irgendein Comic, sondern erzählt die Lebensgeschichte von Otto I. und natürlich spielt dabei die Schlacht auf dem Lechfeld eine wichtige Rolle. Mit „Donner“„Trampel“„Dröhn“reiten die Heere von König Otto auf die Stadt Augsburg zu, die von den Ungarn belagert wird. Wie die Schlacht ausgeht ist hinreichend bekannt. Doch in dem Comic erfährt der Leser vieles darüber hinaus. Es geht auch um Familienfehden und um den Machtpoker in der Kirche. So setzt Kaiser Otto Papst Benedikt V. ab und schickt ihn als Diakon nach Hamburg ins Exil.
Den Comic-Lesern bleibt diese Episode mit einem Bild eindrücklich in Erinnerung: Benedikt sitzt miesgelaunt, bei miesem Wetter an der Elbe und wird mit dem norddeutschen Gruß „Moin, Moin“begrüßt. Humor gehöre zu dieser Form Geschichten zu erzählen dazu, erklärt Lorenz, „aber es sind alles historische Personen und es wurde nichts verfälscht oder erfunden.“
Der Archivherbst wird vom Stadtarchiv in Kooperation mit dem Kulturbüro organisiert. Dieses Jahr geht er bereits in die sechste Runde. Kulturbüroleiterin Ursula Off-Melcher fand die Idee, dieses Jahr den Herausgeber eines Comics als Refegelegt“, renten zum Archivherbst einzuladen, sofort gelungen, wie sie sagt. Sie wünscht sich, dass zu dem Vortrag auch Schüler und junge Erwachsene kommen, damit das Archiv auch für die junge Generation einen Stellenwert bekomme.
„Die Referenten stehen immer im Bezug zum Archiv, ob als Archivar oder als Benutzer, und der Entdeckung von neuen Quellen“, erläutert Lorenz. So wird auch Dahms ausführen, wie quellennah die Biografie Ottos des Großen im Geschichts-Comic-Format nacherzählt werden kann. Musikalisch wird Flötistin Stefanie Pritzlaff die Gäste auf das Mittelalter einstimmen.