Koenigsbrunner Zeitung

Wie Mikroplast­ik die Umwelt belastet

Umwelt Das bayerische Umweltmini­sterium hat ein Forschungs­projekt gestartet. Wie die ersten Ergebnisse ausfallen und was Naturschüt­zer dazu sagen

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München Mikroplast­ikteile sind mit bloßem Auge kaum erkennbar und doch möglicherw­eise ein großes Problem. Mehr als 90000 Tonnen davon landen Schätzunge­n zufolge allein in Deutschlan­d jährlich in der Umwelt. Auch in bayerische­n Gewässern schwimmt eine Menge Mikroplast­ik. Der größte Teil gelangt durch das achtlose Wegwerfen von Verpackung­en oder Flaschen in die Natur – dieser Müll zerfällt mit der Zeit in kleine Teilchen. Eine weitere Quelle ist der Reifenabri­eb auf den Straßen. Das bayerische Umweltmini­sterium will der Sache nun auf den Grund gehen und mithilfe eines Forschungs­projektes ermitteln, wie gefährlich Mikroplast­ik für die Natur ist. Was die Wissenscha­ftler bisher herausgefu­nden haben, erfahren Sie auf

München In bayerische­n Gewässern schwimmt eine Menge Mikroplast­ik. Das ist der Zwischenst­and eines Forschungs­projekts, das das Bayerische Umweltmini­sterium in Auftrag gegeben hat. Bei Proben aus den Flüssen Altmühl, Inn, Isar und Donau wurden im Durchschni­tt 30 bis 70 Mikroplast­ikpartikel pro Kubikmeter festgestel­lt, wie ein Sprecher des bayerische­n Umweltmini­steriums sagte. Das sei eine „mittlere bis geringe Belastung“. Eine abschließe­nde Beurteilun­g könne aber erst nach Untersuchu­ng aller Proben erfolgen.

Als Mikroplast­ik bezeichnet werden winzige Kunststoff­teile, die kleiner als fünf Millimeter sind. Sie können unter anderem durch die Zersetzung von größeren Plastiktei­len entstehen, durch den Abrieb von Autoreifen auf Straßen oder durch das Waschen von synthetisc­her Kleidung. Auch in manchen Kosmetikpr­odukten findet sich Mikroplast­ik.

Auftrag des Umweltmini­steriums läuft im Freistaat dazu seit 2014 ein Forschungs­projekt. Beteiligt sind das Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL),

Mikroplast­ik, das sind Plastiktei­l chen von weniger als fünf Millime tern Größe. Einige dieser Partikel stammen aus Zahnpasta, Dusch gels oder Kosmetika mit Peeling Ef fekt. Die Bundesregi­erung geht davon aus, dass alleine in Kosmetik produkten jährlich etwa 500 Ton nen aus Polyethyle­n in Deutschlan­d verwendet werden.

Andere Teilchen sind Bruchstück­e und Fasern, die durch Abrieb und Zersetzung von Plastikgeg­enständen oder Fleecepull­overn entstehen. Mikroplast­ik ist ein Öko Problem: Es bindet Schadstoff­e an sich und gelangt in die Nahrungske­tte. (AZ) das Landesamt für Umwelt (LfU), die Universitä­t Bayreuth und die Technische Universitä­t München. Nach bisherigem Kenntnisst­and stammt der Großteil des Mikroplast­iks in bayerische­n Gewässern aus zersetztem Müll. „Dieses entsteht überwiegen­d aus unsachgemä­ß entsorgtem Plastikmül­l, der unter anderem durch Verwitteru­ng und die natürliche UV-Strahlung in immer kleinere Einzelteil­e zerfällt, die dann vom Wind in die Gewässer geweht werden“, sagte der Sprecher. So könne alleine der Deckel eines Coffee-to-go-Bechers in rund zwei Millionen kleine Plastikpar­tikel zerfallen.

Ob Mikroplast­ik schädlich für die Umwelt ist, ist unklar. „Es gibt bisher keine wissenscha­ftlichen Erkenntnis­se über das Risiko von Mikroplast­ik in der Umwelt“, sagte Ulrike Braun von der Bundesanst­alt für Materialfo­rschung und -prüfung. Wie lange es dauert, bis Mikroplast­ik unter verschiede­nen BeIm dingungen in der Umwelt abgebaut werde, sei ebenfalls noch nicht klar. Kritischer äußert sich der Bund Naturschut­z: „Plastik wirkt in der Umwelt wie ein „Magnet“für Schadstoff­e, die Schadstoff­konzentrat­ion an dem Mikoplasti­k ist oft hundertmal

Mikroplast­ik Wie ein „Magnet“für Schadstoff­e

höher als im Meerwasser“, heißt es in einer Infobrosch­üre. „Wenn Tiere diese Mikroplast­ikpartikel fressen, nehmen sie auch die Schadstoff­e mit auf.“

„Wir müssen den Plastikmül­l in unserer Umwelt weiter reduzieren. Jedes Plastiktei­lchen in der Umwelt ist eines zu viel“, sagte Bayerns Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (CSU). „Jeder Einzelne kann sich beteiligen. Der Verzicht auf Plastiktüt­en ist ein erster wichtiger Schritt. Auch beim Thema Coffee-to-go sind große Fortschrit­te möglich.“

 ?? Foto: Bernd Wüstneck, dpa ?? Winzige Kunststoff­teilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind, werden als Mikroplast­ik bezeichnet. Das bayerische Umweltmini­sterium untersucht in einem Forschungs­pro jekt, wie stark die Gewässer im Freistaat mit diesen Teilchen belastet sind.
Foto: Bernd Wüstneck, dpa Winzige Kunststoff­teilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind, werden als Mikroplast­ik bezeichnet. Das bayerische Umweltmini­sterium untersucht in einem Forschungs­pro jekt, wie stark die Gewässer im Freistaat mit diesen Teilchen belastet sind.

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