Der Traum von einer E Auto Revolution
Ein schwedisches Start-up will das E-Auto neu erfinden. Die Pläne hören sich spannend an. So ersetzt etwa ein Joystick das Lenkrad. Doch eine wichtige Hürde ist noch nicht genommen
Stockholm Volvo und Saab haben Schweden zu einer Autobaunation gemacht. Nun geht das Land in die nächste Runde. Ab 2019 soll in einer Fabrik in der westschwedischen Hafenstadt Landskrona ein neuartiges Elektroauto vom Stapel laufen. Der Minielektrowagen von der Startup-Firma Uniti, die unter anderem mit Siemens kooperiert, ist für den Stadtgebrauch gedacht. „Ein Auto, das wie ein iPhone aussieht“, sagt Firmenchef Lewis Horne der Zeitung Metro.
Das futuristische Vehikel ist mit knapp 450 Kilogramm so leicht, dass es in eine Fahrzeugklasse fällt (L7e), an die viel weniger EU-Auflagen gebunden sind als an herkömmliche Fahrzeuge. Das hat ganz praktische Folgen: So konnte der Autotyp etwa in nur vier Jahren entwickelt werden. Auch bei der Gestaltung hatte die Firma so größere
Der Wagen wiegt gerade mal 450 Kilogramm
Spielräume. „Die meisten Autobauer schauen sich erst an, welche Bauteile Zulieferer bereitstellen, dann konzipieren sie ein Auto. Die Branchenkonzepte sind veraltet. Das werden sie auch in zehn Jahren noch sein“, sagt Uniti-Sprecherin Verena Kitowski der Zeitung.
Uniti sagt von sich selbst, dass sie anders vorgehen. So sind in dem Wagen etwa kein Lenkrad und kein Gaspedal und keine Bremse zu finden. Alle drei Dinge werden durch zwei Joysticks – ähnlich wie bei Computer-Spielen – ersetzt. „Das Prinzip von Lenkrad, Gas- und Bremspedal macht es kompliziert zu fahren und ist nicht mehr zeitgemäß“, findet die Firmensprecherin. Deshalb habe sich Uniti für die Steuerungsknüppel entschieden. Drückt man sie nach vorne oder zieht sie nach hinten, ändert sich die Geschwindigkeit, Bewegungen nach links und rechts ersetzen die Lenkung, mit dem Daumen wird geblinkt. Ein Bildschirm, über den sich etwa die Bordelektronik bedienen lässt, wird auf die Windschutzscheibe projiziert. „Die meisten Unfälle passieren, weil der Autofahrer kurz das Autoradio einstellt oder durch andere Tätigkeiten von der Straße abgelenkt wird. Das machen wir anders“, sagt Kitowski.
Das Auto wird in mehreren Versionen angeboten und soll zwischen 15 000 Euro und 20 000 Euro kosten. Seine Reichweite soll 300 Kilometer betragen. Die Maximalgeschwindigkeit beträgt 90 oder 130 Stundenkilometer. Und der Wagen wird vor allem als Zweisitzer angeboten. „In den meisten Autos in der EU sitzen im Durchschnitt 1,7 Personen. Dennoch bauen fast alle Autos für fünf Personen“, so Kitowski. Und sie fügt hinzu: „Auch das Gewicht ist wichtig. Derzeit sind Autos so schwer, dass sie sich zu 90 Prozent selbst transportieren und nur zu 10 Prozent die Insassen.“Der Wagen von Uniti soll beim Fahren und in der Produktion deutlich weniger Energie verschwenden als andere E-Autos, kündigt die Firma an.
Zudem soll der Wagen mit einem Computersystem ausgestattet sein, das doppelt so leistungsfähig ist wie das eines großen Tesla. So ist alles darauf vorbereitet, dass sich das Auto selbst fahren kann. „Dazu braucht es nur ein Softwareupdate. Alles andere ist schon drin“, sagt die Pressefrau.
Doch eine wesentliche Hürde ist noch nicht genommen: die Finanzierung. Hinter dem Elektroauto steht bislang eine Schwarmfinanzierung, sogenanntes Crowd Funding. Das heißt, die Firma suchte über das Internet nach Investoren – bisher sind es etwa 1000, die über 3 Millionen Euro bereitgestellt haben. Wenn am 7. Dezember der Prototyp und die Montagefabrik vorgestellt werden, soll die nächste Investorenrunde anlaufen. In den kommenden Monaten rechne man mit dem Einstieg größerer Investoren, hofft Kitwoski. Ihr Geld soll es ermöglichen, das kleine Auto in Serie zu produzieren. Zunächst sollen 50 000 Exemplare auf den Markt kommen.