Koenigsbrunner Zeitung

Hier schleudern die Tasten Blitze

- VON MANFRED ENGELHARDT

Die Augsburger Pianistin Stephanie Knauer spielte zeitgenöss­ische Tonkünstle­r – sogar auf dem Kinderklav­ier

Wie unterschie­dlich neue Klaviermus­ik klingen kann, demonstrie­rte Stephanie Knauer im Konzert des Tonkünstle­rverbandes. Die Augsburger­in, die sich als vielseitig­e Musikerin einen Namen gemacht hat, führte am Freitagabe­nd im Saal des Leopold-Mozart-Zentrums vor, dass zeitgenöss­ische Komponiste­n in der Lage sind, aus den Tasten mit Expression und Konstrukti­on eine breite Klangpalet­te zu entfalten.

Aus „Les Anges de Chagall“des Norwegers Kjell Mork Karlsen hörte man im blitzenden Tastengewi­tter wie in ruhig dämmernden Klangnisch­en förmlich die Engel des Malers im Chagall-Museum Nizza ihre biblischen Geschichte­n erzählen – ein Wechselspi­el aus Akkorden und linearen Spuren. Auch „Pensieri di Cristallo“von Daniele Gasparini (*1975) lebte vom Kontrast „kristallin“funkelnder Klangobjek­te und sanftem Glanz. Ein Unikum des legendären John Cage (1912–1992) amüsierte das Publikum aufs Beste. Seine Suite für Toy Piano, die Stephanie Knauer auch auf einem solchen Mini- exerzierte, verbreitet­e mit seinem skurrilen Geklingel und Anschlags-Geknister eine ebenso spöttische wie auch manchmal sogar unheimlich­e Clowns-Aura.

Das Stück „Les Tombeaux de Ravels et Satie“des Münchners Cornelius Hirsch (*1954) schien die beiden großen Franzosen unter einem gemeinsame­n Grabmal (Tombeau) vereinen zu wollen. Der Titel rührt von Ravels „Le Tombeau de Couperin“her, und Satie, der rätselhaft-bizarre Minimalist, gab mit seiner bekanntest­en „Gymnopédie“den elegisch schwingend­en, harmo(*1947) nisch-gestisch changieren­den Rahmen vor – eine chamäleonh­aft sich verändernd­e Huldigung an den langsamen Dreiertakt – valse triste modern.

Aus härterem Holz geschnitzt war dagegen „Sechzig“von Karl F. Gerber (*1954), dessen musikalisc­he Zahlenspie­le oft zu stählernen Repetition­en und Motorik-Mustern führen. Der Satz „Träumen?“aus den „5 Minaturen“von Hans-Michael Rummler (*1946) begann sehr soft, zelebriert zart zitternde musikalisc­he Berührunge­n, ehe alles in einem galoppiere­nden Tornado enKinderkl­avier dete. Mit einer Improvisat­ion zwischen Tango nuevo, Blues, Ragtime beendete die Pianistin Stephanie Knauer ihr Konzert.

Wie sie mit brillant geschliffe­ner Technik, explosivem Ausdrucksu­mfang und feinem Laufwerk dieses Avantgarde-Tableau darbot, animierte das Publikum – zu Recht – zu beeindruck­tem Applaus.

 ??  ?? Stephanie Knauer
Stephanie Knauer

Newspapers in German

Newspapers from Germany