Koenigsbrunner Zeitung

GroKo? Die SPD Basis ist skeptisch

- VON ANGELA DAVID, MICHAEL LINDNER UND CHRISTOPH FREY

Bei einer Blitz-Umfrage unserer Zeitung äußern Mitglieder aus dem Landkreis Vorbehalte

Landkreis Augsburg Die Mehrheit der Deutschen will sie, die SPDSpitze ziert sich noch. Was aber sagen eigentlich­e örtliche SPD-Politiker im Augsburger Land zu einem neuerliche­n Bündnis mit der Union? Wir haben uns umgehört.

Der Königsbrun­ner Florian Kubsch ist Kreisvorsi­tzender der SPD und findet es richtig, dass die beiden großen Fraktionen nun miteinande­r reden. Für ihn geht es aber um die Frage, welches Ziel damit verfolgt wird. Von einer erneuten Großen Koalition hält er nach wie vor „gar nichts“. Als er vor wenigen Tagen beim Dialogforu­m der SPD in Nürnberg war, gewann er den Eindruck, dass dies auch die einhellige Meinung der meisten Genossen sei. Für die politische Kultur in Deutschlan­d wäre es nach Meinung von Kubsch nicht gut, wenn immer die zwei großen Fraktionen zusammenge­hen würden.

Deutlich mehr Charme in der jetzigen Situation habe für ihn eine Minderheit­sregierung. Diese sei für ihn keine „Notlösung“, sondern eine Reaktion auf die sich verändernd­en Verhältnis­se im Bundestag mit sechs Fraktionen. Er stehe hinter der Idee einer Minderheit­sregierung, da dadurch die Debattenku­ltur im Bundestag gestärkt und nicht auf einen Koalitions­vertrag hingewiese­n werden könne. Zudem könne das Parlament mehr Eigeniniti­ative zeigen und die Politik wieder spannender gestalten. Neuwahlen lehnt Kubsch hingegen ab: „Es würde den Eindruck erwecken, als ob falsch gewählt wurde.“

Maria Hackl, Gemeinderä­tin aus Aystetten, ist seit über 30 Jahren SPD-Mitglied. Sie war gleich nach der Wahl damit einverstan­den, dass ihre Partei eine starke Opposition im Bundestag bildet. „Und auch jetzt wünsche ich mir eigentlich eher eine Minderheit­sregierung“, sagt Hackl, „damit es wieder einen echten politische­n Diskurs gibt und die Meinungen nicht schon vorher in den Fraktionen festgestam­pft werden.“Einer Kanzlerin Merkel traue sie auch durchaus zu, diese Minderheit­sregierung zu führen. „Dann wäre wieder mehr Power in der Bude“, meint die SPD-Gemeinderä­tin. Aber ob das in der Praxis klappt? „Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht recht, was richtig ist.“Was die SPD ihrer Meinung nach keinesfall­s darf, ist, sich rauszuhalt­en. Sie glaubt, die Mehrheit der SPD-Basis werde sich wieder für eine Große Koalition ausspreche­n. Dann müssten aber laut Hackl einige Themen unbedingt gelöst werden: die Renten, die Zuwanderun­g und der Kohleausst­ieg. „Unerträgli­ch“findet sie, wie die vergangene­n GroKo-Jahre nun schlechtge­redet werden. „Damit macht man die eigenen Erfolge kaputt.“

Florian Wamser ist Vorsitzend­er der Jusos im Augsburger Land, und der SPD-Nachwuchs ist nach wie vor strikt gegen die GroKo: „Das hat doch keine Zukunft.“Wamser hält es allerdings durchaus für möglich, dass die Partei im Falle einer Art Urwahl einer neuerliche­n Koalition mit der Union zustimmt. Wamser: „Es kommt ganz drauf an, wie es verkauft wird. Ich fürchte Zugeständn­isse, die wir nicht ablehnen können.“

Die Gersthofer SPD-Ortsvorsit­zende Janine Hendriks gehörte zu denen, die vor vier Jahren für eine Koalition mit der Union waren. Das Ergebnis hat sie so sehr ernüchtert, dass sie vor einer Wiederholu­ng warnt. Wichtige Anliegen der SPD wie die Mietpreisb­remse seien zwar eingeführt, aber aufgeweich­t worden. Die Gersthofer SPD-Chefin glaubt, dass in ihrem Ortsverein die klare Mehrheit gegen eine Neuauflage des Bündnisses ist. Dennoch befürworte­t sie Verhandlun­gen mit der Union: „Gesprächsb­ereitschaf­t ist noch kein Umkippen.“

Dietmar Mayerhause­r aus Horgau, SPD-Gemeindera­t und mit 78 Jahren und über 40-jähriger Parteizuge­hörigkeit nahezu ein „Urgestein“der SPD, meint, dass es in den nächsten Wochen wieder auf eine Große Koalition hinauslauf­en wird. „Aber dann hoffentlic­h mehr zu unseren Bedingunge­n als beim letzten Mal“, fordert er. So wünscht er sich auf jeden Fall mehr Investitio­nen auf dem sozialen Gebiet, etwa gratis Kinderbetr­euung. Außerdem gehören seiner Meinung nach die befristete­n Arbeitsver­träge sowie die Zeitarbeit eingeschrä­nkt.

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