Besser rein und runterkommen
Zeitpuffer vor und nach der Arbeit helfen
Der Wecker klingelt, schnell aus dem Bett, Katzenwäsche im Bad und dann ohne Frühstück zur Arbeit? Oder abends bis lange nach Büroschluss schuften und zu Hause sofort todmüde ins Bett fallen? „Beides ist aus gesundheitlicher Sicht gar keine gute Idee“, sagt Anette Wahl-Wachendorf vom Verband der Werks- und Betriebsärzte. Stattdessen sind zeitliche Abstände zwischen Schlaf und Job notwendig – und zwar vor und nach Feierabend, auch im Nacht- oder im Schichtdienst. Wie lang diese sein sollten, lässt sich allerdings nicht pauschal sagen. „Wie viel Zeit jemand morgens braucht, ist individuell ganz unterschiedlich“, weiß die Expertin. „Wichtig ist vor allem, dass ich nicht gestresst im Büro ankomme.“Das bedeutet erstens, dass sich Arbeitnehmer nicht abhetzen sollten. Und zweitens, dass sie auf dem Weg zum Job mit dem Kopf nicht schon dort sein sollten – indem sie in der Bahn zum Beispiel die ersten E-Mails schreiben.
Schlechte Konsequenzen
„Denn darunter leidet langfristig nicht nur die Gesundheit. Auch für die Arbeit selbst hat morgendliche Hektik Konsequenzen“, so Wahl-Wachendorf: „Wer morgens zum Beispiel eine wichtige Besprechung hat, vorher aber schon per E-Mail die ersten Krisen bekämpft, tritt in dem Gespräch natürlich anders auf.“Gleiches gilt für den Feierabend: Auch hier ist etwas Abstand zwischen Dienstschluss und Augenschließen dringend notwendig. „Ein bis zwei Stunden sollten es mindestens sein“, rät Wahl-Wachendorf. Und auf keinen Fall sollte man noch im Bett einen schnellen Blick in die E-Mails werfen. „Die Schlafqualität ist dann definitiv anders, das ist auf keinen Fall gesundheitsfördernd.“ Wie das Abschalten am besten klappt, ist eine Typfrage. Vor der Arbeit ist eine kleine Pause aber nie verkehrt: „Man sollte sich morgens einfach Zeit nehmen, in Ruhe eine Tasse Kaffee oder Tee zu trinken“, sagt Wahl-Wachendorf. Abends geht der eine dann lieber zum Sport, der nächste spielt mit seinen Kindern – und der Dritte liegt nur auf dem Sofa. Auch das sei gar keine schlechte Idee, meint die Expertin: „Ich würde wenigstens dazu raten, das Nichtstun mal auszuprobieren. Das ist zwar ziemlich schwer, aber auch ziemlich gut.“tmn/bif