Noch mehr Bagger
In dieser Woche versetzte die Vorstellung von anrückenden Baggern Bobingen gleich zwei Tiefschläge: Erst stellt sich heraus, dass Baustellen die Autofahrer im nächsten Sommerhalbjahr zu Umwegen um die wichtige Lindauer Straße zwingen und zeitgleich die Sperrung von zwei der drei wichtigen Bahnunterführungen den Weg zur Umgehungsstraße blockieren werden. Und nun trifft es auch noch das Herz aller Bobinger, die emotional mit dem Werk verwachsen sind – entweder, weil sie selbst dort ein Leben lang tapfer arbeiteten, oder weil die Eltern dort ihr Geld verdienten. Das Werk ist immer noch der Stolz vieler Bobinger. „Fabrikturm“nennen sie den weithin sichtbaren Schornstein mit dem Trevira-Schriftzug. Seit 1964 prägt er die Stadtsilhouette. Obwohl er längst nicht mehr raucht und keine Funktion mehr hat, ist er nachts ein Lichtblick. Helle Strahler sorgen dafür. Der Turm der Stadtpfarrkirche – mitten im Zentrum – verschwindet hingegen derzeit schon am frühen Abend in tiefer Dunkelheit. Sollte der Schornstein 2018 wirklich fallen, würde es womöglich den Bau des Minaretts an der neuen Moschee bedürfen, um dem Stadtbild nachts einen Glanzpunkt zu verleihen. Doch selbst das dürfte nicht reichen. Mit 18 Meter könnte das Minarett dem 84 Meter hohen Werksturm kein Ersatz sein. Und auch erst nach drei Tassen Glühwein am Christkindlmarkt überzeugt der Alternativvorschlag, am Rathaus die Weihnachtsbeleuchtung übers Jahr brennen zu lassen.
Im Ernst: Ein fünfstelliger Betrag pro Jahr zum Unterhalt des Kamins als Industriedenkmals dürfte jedem zu viel Geld sein, nicht nur dem Werk selbst. Schade, wenn er deshalb fallen muss.